Man stelle sich folgende Situation vor: die Feuerwehr wird alarmiert, aber weil im Löschgruppenfahrzeug, einem "LF 16" Modell, nur neun Personen Platz haben, müssen alle anderen Feuerwehrleute mit ihren Privatfahrzeugen zum Einsatzort fahren. Ein Problem, dass die Feuerwehr im Prichsenstadter Ortsteil Stadelschwarzach seit Jahren plagt.
Jetzt ist die Lösung zum Greifen nahe. Mit 16:1 stimmte der Stadtrat Prichsenstadt am Donnerstagabend dem Kauf eines gebrauchten "LF 8" zu. Das 30 Jahre alte Fahrzeug, mit dem bisher 20 160 Kilometer gefahren wurden, steht noch bei der Feuerwehr in Mainstockheim. Doch weil die Mainstockheimer Feuerwehrleute Platz für ein neues Fahrzeug brauchen, schlug die Stadelschwarzacher Wehr mit Hilfe des Zweiten Bürgermeisters Peter Eschenbacher zu. 8 500 Euro kostet das Fahrzeug, der Feuerwehrverein Stadelschwarzach steuert 3 500 Euro zum Kauf dazu.
Die Debatte im ansonsten diskussionsfreudigen Rat hielt sich zur Freude von Kommandant Patrick Schubert und dem Vorsitzenden des Feuerwehrvereins, Helmut Happel, in Grenzen. Zu klar war dem Gremium die Ausgangssituation in ihrem Ortsteil. Die personalstärkste Feuerwehr der Großgemeinde fährt Einsätze auf der B22 und der B286 und wird, weil sie eine der zwei größten Atemschutzwehren der Großgemeinde ist, "auch zu Einsätzen in den Landkreisen Schweinfurt und Bamberg alarmiert oder auch nachalarmiert", zitierte Bürgermeister René Schlehr aus dem Antrag der Feuerwehr.
Umbau nach eigenen Wünschen
Nun ist die Ausgabe für die Stadt in Höhe von 5 000 Euro nicht im Haushalt vorgesehen, so Schlehr. "Das wäre dann eine überplanmäßige Ausgabe", so der Zweite Bürgermeister. Wobei die Stadtkasse schon durch die Auslieferung des "HLF 10", eines Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs, für die Feuerwehr Prichsenstadt belastet würde, was im Haushalt schon vorgesehen sei. Und wenn das Fahrzeug noch in diesem Jahr ausgeliefert und bezahlt würde, müsste die Stadt anstelle von 19 Prozent Mehrwertsteuer nur 16 Prozent zahlen. Das brachte Harald Rückert auf eine Idee, und er beantragte, die Stadt solle das ersparte Geld dafür nutzen, um das Fahrzeug für Stadelschwarzach komplett bezahlen. "Dann wäre das auch eine überplanmäßige Ausgabe mehr", so sein Argument.
Davon ließen sich nicht alle Räte überzeugen, die den Antrag schließlich mit 9:8 ablehnten. Die Version, dass sich der Feuerwehrverein mit 3 500 Euro beteiligen würde, bekam wesentlich mehr Ja-Stimmen, nämlich 16 von 17 möglichen. Das Fahrzeug kann schon sehr bald in Stadelschwarzach stehen, "und dann bauen wir es sozusagen runter auf ein Mehrzweckfahrzeug", sagte Patrick Schubert am Rand der Sitzung. "Wir bekommen quasi das nackte Fahrzeug und können es so umbauen und mit den Gerätschaften bestücken, wie wir es brauchen", so der Kommandant der Stadelschwarzacher Wehr weiter. Und: es soll tatsächlich als Folgefahrzeug eingesetzt werden, das "LF 16" bleibt das Erstfahrzeug bei Einsätzen.