Hexenwahn in Franken heißt die Ausstellung ab Sonntag im Knauf-Museum in Iphofen. Fragen an Museumsleiter Markus Mergenthaler.
Nach Tourismusplakaten jetzt Hexenwahn in Franken. Krasser Unterschied?
Markus Mergenthaler: Stimmt. Aber wir machen schon immer heimatbezogene Ausstellungen. Zuletzt der Bullenheimer Berg.
Sie haben mit Ihrem Experiment mit dem Eber auf dem Scheiterhaufen für Aufsehen gesorgt. Reaktionen?
Mergenthaler: Die einen sagen, das arme Tier und legen gleichzeitig ihr Fleisch auf den Grill. Wissenschaftliche Kreise fanden es schon spannend, dass da mal einer was einfach ausprobiert. Wir haben das nach einem historischen Bauplan eines Scheiterhaufens aus der Zeit um 1800 gemacht. Der 70 Kilo schwere Eber war übrigens nicht essbar und wäre in der Tierkörperbeseitigungsanstalt verschwunden.
Was ist vom Experiment geblieben?
Mergenthaler: Schon extrem, wie wenig von dem Riesenhaufen übrig bleibt. Kein Wunder, dass bei Grabungen auf Richtplätzen kaum was zu finden ist. Die Aktion ist Teil eines Films, der zu sehen sein wird.
Wie geht man an so ein Thema ran?
Mergenthaler: Wir wollten keine Besen hinstellen und Hexenhäuschen backen. Wir wollten hingehen und gucken, was da wirklich dran ist. Das bedeutete viel Archivforschung, die Suche nach Hexenprotokollen.
Und was ist rausgekommen?
Mergenthaler: Wir haben uns auf einen begrenzten Zeitraum konzentriert. Wir erzählen die Geschichte ganz konkret, an 18 Einzelschicksalen. Schattenfiguren geben den Verurteilten ein Gesicht. Sie erzählen, wie sie bezichtigt, peinlich befragt und – wenn sie Glück hatten – vor dem Scheiterhaufen gehängt oder geköpft wurden. Wegen dieser Erzählungen ist ein Audio-Guide diesmal unverzichtbar.
Wie erklären Sie heute diese Verhältnisse.
Mergenthaler. Wir zitieren aus Originalakten. Unglaublich, was da im Glauben an Hexen und Dämonen passiert ist. Ich war die ersten Mal wirklich geschockt. Natürlich geht es auch um Hintergründe und Einschätzungen aus heutiger Sicht.
Das Knauf-Museum bürgt für Qualität, was ist diesmal das Besondere?
Mergenthaler: Wir haben schon besondere Stücke da. Das einzige in Deutschland nachweisbare Hexenhemd aus Veringenstadt im Kreis Sigmaringen zum Beispiel.
Werde ich als Besucher ohne Schaden die Ausstellung verlassen können?.
Mergenthaler: Klar gibt es Folterwerkzeug zu sehen, aber die gehören zur Geschichte. Aber wir haben viele Scheußlichkeiten weg gelassen. Aber ich bin sicher: Die Besucher werden die Ausstellung nachdenklich verlassen und feststellen, in welch friedliebender und ruhigen Zeit wir leben.