Die reinrassigen Hunde sind Opfer. Opfer einer gewerbsmäßigen Massenzucht, der das Bad Kissinger Landratsamt einen Riegel vorschieben wollte. Nach einem Kleinkrieg mit der Züchterin aus der Rhön, die über hundert Tiere unter nicht artgerechten Umständen auf ihrem Hof hielt, untersagte das Amt die Zucht: Die Frau ging auf 63 Tiere runter. Weil das der Behörde nicht reichte, holte sie 23 Terrier ab und verteilte sie auf diverse Tierheime. Sieben kamen nach Kitzingen.
Das Tierheim sollte die Vierbeiner verkaufen. Zugunsten der Verkäuferin, die – als Ergebnis eines gerichtlichen Vergleichs (Verwaltungsgericht Würzburg) mit dem Landratsamt – anfangs 500 Euro und später 200 Euro pro Hund kriegen sollte. Schluss des Hunde-Deals war der 7. Dezember: An dem Tag war das Landratsamt Bad Kissingen Hundebesitzer wieder Willen.
Aus der Pflicht wollte die Behörde schnell raus. Konsequenz war die „Schenkung“ mit dem Zuchtverbot und der 10 000-Euro-Strafe. Die Unterschrift zugunsten der Züchterin, die laut Schreiben des Tierheims „hemmungslos gegen das Tierschutzgesetz verstößt“, wollte laut Tierheim-Leiterin Angela Drabant erst niemand leisten. Weil aber die Drohung im Raum stand, dass das Veterinäramt dann die Tiere abholen werde, habe man zähneknirschend „im Sinne der Hunde“ nachgegeben.
„Eine Person, die hemmungslos gegen das Tierschutzgesetz verstößt“
Angela Drabant, Leiterin des Tierheims
Die sind auch die Gewinner der Affäre um die Züchterin: Zwei der einst laut Tierheim-Chefin Angela Drabant schwer verhaltensgestörten Tiere haben neue Besitzer, fünf sind noch im Tierheim. Was ihnen offensichtlich gut getan hat. Die zuvor sehr ängstlichen und oft auch aggressiven Hunde zeigten jetzt, „wie liebedürftig, begeisterungsfähig und lernbereit sie sind“, so Drabant. Sie hofft jetzt, dass die Hunde „nach ihrer jahrelangen Leidenszeit in Transportkäfigen“ bald in gute Hände kommen.
Unverständlich für Drabant: Rund 40 Tiere seien immer noch bei der Züchterin, obwohl eigentlich als Ziel das Landratsamts zehn Hunde die oberste Grenze sein sollten. Unverständlich auch, dass der gerichtliche Vergleich der Frau ab August 2009 rund 20 Tiere erlaubt und weiterhin die Zucht.
Die Hoffnung der Tierheim-Chefin und auch die von Tierschützern, die sich zu der Geschichte äußerten, ruhen jetzt auf der Anzeige des Tierheims gegen die Frau wegen Tierquälerei. Und darauf, dass das Landratsamt Bad Kissingen überprüft, ob die Züchterin sich an die Auflagen des Vergleichs hält – beispielweise daran, dass „sachkundige Personen“ die Hunde betreuen müssen.
Übrigens: Die Anzeige gegen die Hundezüchterin läuft. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Schweinfurt ermittelt die Polizei. Ende Januar könnten die Ergebnisse der Ermittlungen vorliegen, erklärte ein Sprecher der Behörde.