Es waren markige Worte. Und denen sollen Taten folgen. Die Gewerkschaftsfunktionäre und Betriebsratsvorsitzende im Raum Kitzingen meinen es jedenfalls ernst. Und die Arbeitnehmer offensichtlich auch. Etwas mehr als 300 Beschäftigte kamen am Montag zum Warnstreik vor den Toren von FrankenGuss zusammen.
Fünf Prozent mehr Lohn. Das fordern die Arbeitnehmer. 2,1 Prozent mehr Lohn für zwei Jahre. So lautet das bisherige Angebot der Arbeitgeber. „Lumpig“, nennt es Walther Mann, 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Würzburg. Als „unanständig“ bezeichnet es Holger Lenz, Betriebsratsvorsitzender von Fehrer. Und Norbert Zirnsak, Gewerkschaftssekretär des DGB, beurteilt das Angebot als „maßlose Missachtung unserer guten Arbeit“.
„Die Räder drehen sich nur, wenn wir das wollen.“
Norbert Zirnsak, Gewerkschaftssekretär
Mit „uns“ meint Zirnsack Menschen wie Johannes Harrach und Gudrun Lassak. Zusammen mit rund 30 Kollegen sind sie von der Firma Baumüller vor die Werkstore von FrankenGuss gezogen. „Solche Warnstreiks sind auf jeden Fall sinnvoll“, sagt Lassak, die seit 30 Jahren bei Baumüller schafft und schon viele Kundgebungen erlebt hat.
„Wenn wir uns nicht wehren, machen die doch mit uns, was sie wollen“, bestätigt Harrach.
Neben der Baumüller-Abordnung waren rund 20 Kollegen von Leoni, 60 von GEA-Huppmann und eine kleine Delegation von Fehrer vor Ort. Den Großteil der Streikenden stellten die Mitarbeiter des Gusswerkes. Für die stellte Walther Mann eine gesonderte Forderung: 30 Euro pro Arbeiter, pro Sonderschicht am Wochenende.
„Die Auslastung ist im Moment wieder sehr hoch“, erklärt Gerhard Pfaff auf Anfrage dieser Zeitung. Will heißen: In der Eisengießerei sind 15 Schichten in der Woche normal, in der Aluminiumgießerei sind es 18. „Und in der Bearbeitung kommen wir auf 20 bis 21.“ Die Folge: An jedem Wochenende wird samstags und sonntags gearbeitet. Eine 30 Euro-Prämie für jeden Sonderschichtarbeiter sei angebracht, zumal der Haustarif bei FrankenGuss nach wie vor unter dem Flächentarif liege. „In Sachen Arbeitszeit und zusätzliches Urlaubsgeld haben wir noch Nachholbedarf“, sagt Pfaff. Nachholbedarf sieht Walther Mann ganz allgemein in Sachen Flächentarif. Eine entsprechende Bindung hätten in Kitzingen nur sieben Betriebe.
Vorbild für die deutsche Politik seien da die Nachbarn aus Österreich. Dort gebe es seit 1974 ein Gesetz, dass die Arbeitgeber verpflichtet, sich tariflich zu binden. Für dieses Mehr an Gerechtigkeit will die IG Metall in den kommenden Monaten eintreten.
Walther Mann ist über die Entwicklung der vergangenen Tage ebenfalls erstaunt. Ohne Not hätten die Arbeitgeber mit ihrem „lumpigen“ Angebot die Stimmung angeheizt. „Eigentlich will doch keiner zu diesem Zeitpunkt eine Eskalation“, sagt er und bezeichnet die Tage bis zu den Pfingstfeiertagen als „Woche der Entscheidung.“ Jetzt werde sich zeigen, ob der Arbeitskampf auch nach Pfingsten weitergehe oder ob die Arbeitgeber doch noch rechtzeitig einlenken. Die Arbeiter vor den Toren von FrankenGuss rief er zur Solidarität und zum Kampfeswillen auf. Notfalls bis zur Urabstimmung und bis zu 24-Stundenstreiks. „Die Räder drehen sich nur, wenn wir das wollen“, rief DGB-Funktionär Zirnsak den etwas mehr als 300 Streikenden zu und Werner Flierl von der IG Metall ergänzte, dass ohne die Arbeit der Beschäftigten in den Werken gar nichts vorangehe. Von dem aktuellen Angebot von 2,1 Prozent Lohnsteigerung für zwei Jahre hält Flierl herzlich wenig.
„Die wollen uns nicht nur ein Jahr, sondern gleich zwei Jahre lang bescheißen.“ Sollte die Arbeitgeberseite in dieser Woche nicht deutlich nachbessern, werde die Arbeitnehmerseite die Warnstreiks ausweiten.