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UFFENHEIM: Ganz oben

UFFENHEIM

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    Der Gipfel in Sichtweite: Roland Brand aus Uffenheim hat sich später auf den 6193 Meter hohen Mount Mc Kinley heraufgekämpft.FOTO: Dieter Böhme
    Der Gipfel in Sichtweite: Roland Brand aus Uffenheim hat sich später auf den 6193 Meter hohen Mount Mc Kinley heraufgekämpft.FOTO: Dieter Böhme

    Ein fantastischer, harter, extrem kalter Berg, der einem alles abverlangt – das ist der 6193 Meter hohe Mount McKinley in Alaska. Drei Bergsteiger, Roland Brand aus Uffenheim sowie Dieter Böhme aus Melz und Bernd Berschbach aus Kruft hatten beschlossen, ihn zu bezwingen. Zwei von ihnen haben es im Frühsommer geschafft.

    Der Mount McKinley oder Denali – der Große – wie er in der Sprache der Inuit genannt wird, gilt als einer der härtesten und kältesten Berge der Erde. Er ist der höchste Berg Nordamerikas und gehört damit zu den Seven Summits, den jeweils höchsten Bergen der sieben Kontinente.

    Er liegt nur etwa 250 Kilometer südlich des Polarkreises und somit 3860 Kilometer nördlicher als der Mount Everest. Berüchtigt bei Bergsteigern ist er wegen seiner extrem tiefen Temperaturen: minus 40 Grad Celsius und noch tiefer sind bei ihm keine Seltenheit.

    Zudem gibt es dort überfallartige, heftige Stürme mit Windgeschwindigkeiten von über 150 Meilen pro Stunde. Hart zu besteigen ist der Berg jedoch nicht nur wegen seiner Höhe und der klimatischen Bedingungen, sondern auch, weil man – anders als im Himalaya – sein eigener Sherpa ist. Wir drei Expeditionsteilnehmer mussten jedes Gramm unseres Gepäcks selbst tragen.

    Mit Zelten, Verpflegung, Gaskartuschen, Seilen und Sicherungsmaterial hatten wir immerhin rund 20 Kilo auf dem Rücken und zusätzlich 30 Kilo auf einer Pulka, einem Schlitten, den man hinter sich her zog. Die Ausrüstung benötigten wir in den drei Wochen am Berg.

    Nach der Ankunft in Anchorage am 13. Mai fuhren wir am nächsten Tag in vier Stunden mit einem Kleinbus nach Talkeetna. Der kleine Ort ist Ausgangspunkt für alle Bergsteiger. Dort wurden wir bei der örtlichen Ranger-Station registriert und uns die offizielle Genehmigung zur Bergersteigung erteilt.

    Eine weitere halbe Flugstunde brachte uns am nächsten Tag zum Basislager direkt auf dem Kahiltna-Gletscher auf rund 2200 Metern Höhe. Noch am selben Tag begannen wir unseren Aufstieg. Zunächst zum Lager 1 in 2400 Metern Höhe und dann an den beiden nächsten Tagen weiter über das Lager 2 auf 2735 Metern, zum Lager 3 auf 3350 Metern. Dort angekommen, zwang uns ein starker Sturm zu einem unfreiwilligen Ruhetag.

    Wir kamen also erst einen Tag später als vorgesehen an unserem geplanten Materialdepot auf 4060 Metern an. Dort tauschten wir unsere Schneeschuhe gegen Steigeisen aus, da das Gelände nun merklich steiler wurde.

    Das Medical Camp, wie das Lager 4 auf 4350 Meter genannt wird, ist der eigentliche Ausgangspunkt für die Bergbesteigung. Dieses erreichten wir am nächsten Tag. Wir bauten unsere Zelte auf und schützten uns gegen die zu erwarteten Stürme mit Schneemauern.

    Wir mussten zudem eine taktische Entscheidung treffen: Für die nächsten zwei Tage wurde noch relativ gutes Wetter voraus gesagt, aber für die darauf folgende Zeit war die Prognose sehr schlecht. Wir hatten zwei aufeinanderfolgende Aufstiege von je 700 und 1000 Höhenmeter hinter uns. Deshalb hätten wir mindestens einen Ruhetag zur weiteren Akklimatisierung gebraucht, doch aufgrund der erheblich zunehmenden Windgeschwindigkeiten im Gipfelbereich würde die Besteigung bald nahezu unmöglich sein. Wir beschlossen schließlich, am nächsten Tag weiter aufzusteigen.

    Bernd hatte jedoch erhebliche Probleme mit der dünnen Höhenluft und kehrte noch vor dem Einstieg in die Headwall, eine 400 Meter hohe rund 40 bis 50 Grad steile Eiswand, um. Dieter und ich kletterten weiter und erreichten über die West Buttress Route – ein langer, ausgesetzter, mit Firn und Eis durchsetzter Fels-Grat – nach acht Stunden Aufstieg das Hochlager auf 5200 Metern.

    Am 24. Mai machten wir uns auf, um die noch fehlenden 1000 Höhenmeter auf den 6193 Meter hohen Gipfel zu überwinden.

    Der erste Teil des Anstieges führte zwei Stunden lang über die so genannte Autobahn, eine Querung einer steilen vergletscherten Flanke, durchschnittlich 35 Grad steil, jedoch beim Umgehen von Séracs und Spalten oft noch steiler, hinauf zum Denali-Pass auf 5560 Metern. Bei minus 35 Grad Celsius war es zudem auch unangenehm kalt.

    Über ewig lange Firn- und Gletscherhänge ging es nun auf den Erzdekan-Turm zu, um dann rechts von diesem nach einem kleinen Sattel auf 5960 Metern Höhe bis zum Football-Field zu gelangen. Danach folgte ein kurzer Abstieg, bevor wir die letzte 250 Meter hohe, rund 35 Grad steile Gletscherflanke zum Gipfelgrat des Mount McKinley bezwingen konnten.

    Am 24. Mai um 18.45 Uhr standen Dieter und ich überglücklich nach achteinhalb Stunden Aufstieg auf dem höchsten Berg Nordamerikas. Die Aussicht vom wolkenfreien Gipfel war unglaublich, auch wenn über Alaska unter uns sich inzwischen dicke Wolkenbänke breit machten. Wir gedachten unserem Bergfreund, den wir vor zwei Jahren bei unserem ersten Versuch am Mount McKinley durch einen tödlichen Absturz verloren hatten. Wir schossen einige Gipfelfotos, bei denen ich durch eine kräftige Windböe meinen Handschuh verlor und machten uns an den Abstieg.

    Das Wetter verschlechterte sich nun zusehend und es begann zu schneien. In der Querung der Gletscherflanke vom Denali-Pass gerieten wir in einen so genannten Whiteout. Wir konnten also plötzlich fast nichts mehr sehen und mussten uns an der Aufstiegsspur, so gut es ging, hinuntertasten. Dabei rutschte einer von uns über 15 Meter weit, ohne dass ihm jedoch, dank Sicherung, etwas geschah. Nach vier Stunden erreichten wir wieder das Hochlager – zum Glück ohne erfrorene Finger.

    Am nächsten Tag erreichten wir das Medical Camp, in dem Bernd schon auf uns wartete, und stiegen dann bei sehr schlechtem, stürmischen Wetter in zwei Tagesetappen ins Basislager ab. Dort verbrachten wir eingeschneit die folgenden sechs Tage. Währenddessen ging dann auch noch unsere Verpflegung zu Ende. Wir nutzten ein Schönwetterfenster und flogen nach Talkeetna. In Erinnerung bleiben der Berg, der Gipfelerfolg für zwei von uns sowie eine gesunde Rückkehr ohne Erfrierungen, für die der Berg so gefürchtet ist.

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