Wenn naberm Faldwaach drümmer Schdee liechn, dann wissen Ur-Unterfranken, was gemeint ist: Neben dem Feldweg liegen große Steine. In Obervolkach hat sich Peter Fuchs der einheimischen Mundart gewidmet. In Gedichtform hat er alte fränkische Begriffe festgehalten und sie zusammen mit ihrer Bedeutung aufgelistet. "Am Anfang war dar Halder" lautet die Überschrift der Sammlung mit zahlreichen Begriffen.
Dass der gebürtige Obervolkacher sein erstes Exemplar seiner Schwiegermutter zum 80. Geburtstag schenkte, hat seinen Grund. Helga Feuerbach (81), ebenfalls Obervolkacherin, hat in den letzten Jahrzehnten ein schier unerschöpfliches Reservoir an Informationen aller Art aus dem früheren dörflichen Leben in Obervolkach gesammelt. Fein säuberlich hat sie die Mundart-Begriffe und Anekdoten aus dem Ort in einem Heft handschriftlich festgehalten. Auch ihr Mann Siegfried hat ihr dabei geholfen. Beide kennen die familiären und gesellschaftlichen Verflechtungen im Oberen Volkach.
Der Dichter ist ein Polizist
"Es gibt nicht mehr viele Personen in Obervolkach, die noch sagen können, wer wie mit wem verwandt war", schmunzelt Peter Fuchs. Diese Informationen seien tatsächlich sehr interessant, gingen aber früher oder später verloren. "Das ist vielleicht manchmal auch gut so", scherzt der 59-Jährige, der in Würzburg Polizeidienst verrichtet. Damit so wenig wie möglich vergessen wird, schreibt Helga Feuerbach vieles auf und versucht, dafür in der Bevölkerung auch Interesse zu wecken. Sie erzählt, wie die "Halder-Geschichte" entstand.

Irgendwann einmal sollte sie für ihren Vater, der sich für ein paar Tage im Kloster in Münsterschwarzach aufhielt, von zuhause ein "Gsangbuch" besorgen. Dazu gab es die Information, dass das gesuchte Teil im "Halder" läge. Das Gesangbuch lag also im Schrank. Den Begriff hatte sie schon lange nicht mehr gehört und sie dachte sich, dass es doch schade wäre, wenn so etwas nicht erhalten bliebe. So kam es, dass sie anfing, alte fränkische, oder besser gesagt in Obervolkach ehemals gebräuchliche Mundartbegriffe und deren Bedeutung schriftlich festzuhalten.
Ihre Aufzeichnungen hat ihr Schwiegersohn Peter nun übernommen und weitergeführt. Die Liste mit rund 400 Wörtern und deren Bedeutungen ist in alphabetischer Reihenfolge sortiert. Ständig wird die Liste erweitert und ergänzt. "Manchmal fallen mir aus heiterem Himmel solche Wörter ein, manchmal schnappe ich sie auf oder bekomme sie auch zugetragen", erzählt der zweifache Familienvater die Herkunft der Wörter. Weil ihm der Umgang mit dem verbalen Brauchtum viel Spaß macht, lässt er solch alte Worte oft in seine Reime einfließen.
Wandertour führt an Gedichten entlang
Viele dieser Mundart-Relikte sind auch in der "Öübervolgier Reim-Rundn" verewigt. Auf der zehn Kilometer langen Wandertour rund um den Winzerort Obervolkach hat Peter Fuchs an 17 Stationen Gedichtli in fränkischer, speziell Obervolkacher Mundart aufgehängt. "Ich bin meiner Schwiegermutter echt dankbar, dass sie mich salämols (damals) mit ihrer Sammlung erst richtig auf die Idee gebracht hat, Gedichte in Mundart zu verfassen."
Die Nachwelt wird´s ihm danken, denn so bleibt das Miteinander auf dem Land von einst weiter im Bewusstsein der Menschen. Mit den Zeilen des Polizisten wird überliefert: "an Gässgroom noo" heißt, es geht dahin. "Ogädrüggld" ist man trocken. Und "mechsd di vom Agger" – da bist du weg, egal, ob nach "Oordem" (Nordheim), "Affld" (Eichfeld) oder nach Zålsem" (Zeilitzheim).
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