Der Streit um Lärm und Erschütterungen, ausgelöst vom Sägewerk der Holz Reinlein GmbH & Co. KG in Geiselwind, eskaliert: Einer der Nachbarn, die sich schon häufiger beschwerten, hat über seinen Anwalt die Schließung des Sägewerks der Firma gefordert. Weil dieser Produktionsteil so etwas wie das Herz des Unternehmens ist, fürchten die rund 50 Reinlein-Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze. Ihre Ängste haben sie in einer „Bürgerinformation“ formuliert und diese im Ort verteilt.
Der Konflikt zwischen Firma und einigen Nachbarn ist nicht neu. Schon 2001 habe es Beschwerden über den Lärm des Sägegatters gegeben, sagt Bernd Schlör, Abteilungsleiter Baurecht am Landratsamt. Mit verschiedenen Maßnahmen habe die Firma damals den Krach gedämpft. Mit Erfolg. Beschwerden blieben aus – bis März 2013.
Da gingen gestresste Anlieger erneut auf die Barrikaden. Zu laut sei es und die Erschütterungen durch Arbeiten im Sägewerk ließen im Haus sogar die Türen wackeln, wie ein Nachbar sagte. Konsequenz: Weil am Gatter – es läuft unverändert seit 1995 – keine Veränderungen festgestellt wurden, forderte das Landratsamt laut Schlör ein Lärm- und Erschütterungsgutachten. Gegen den Bescheid klagte die Firma und verlor vor dem Verwaltungsgericht.
Wenig erfreulich für den Parketthersteller war dann das Ergebnis des geforderten Gutachtens: Trotz aller Verbesserungsmaßnahmen sei das Sägewerk – so schreiben es auch die Mitarbeiter in ihrem Infoblatt – „zu laut und die Erschütterungen zu stark“. Als Sofortmaßnahme musste das Unternehmen eine „Lärmschutzwand“ aus Baumstämmen errichten, die Schlör zufolge „einen Teil“ des Krachs abschirmt.
Weil das nicht reicht und der erlaubte Lärmgrenzwert weiter deutlich überschritten wird, muss bis Mitte nächsten Jahres der Sägebetrieb entweder geschlossen oder dieser Betriebsteil verlagert werden. Da die Firma aber laut Geschäftsführer Stefan Reinlein weiter Holz aus der Region selbst verarbeiten will, soll das Sägewerk umziehen. Neuer Standort wäre ein Firmengrundstück in Richtung Autobahn, wo laut Reinlein die Produktion schon im August 2015 anlaufen könnte.
Da spielt allerdings ein Nachbar nicht mit. Der will den nach Darstellung seiner Anwältin Franziska Heß „inakzeptablen“ Zustand nicht länger hinnehmen. Die Familie sei „zermürbt von Lärm und Vibrationen.“ Und wenn sich keine für ihre Mandanten akzeptable „Übergangslösung“ finde, werde Klage eingereicht – mit dem Ziel, das Sägewerk bis Mitte Oktober zu schließen.
Die Folgen wären aus Sicht von Firmenchef Reinlein heftig: „Dann müssten wir fremdvergeben und Leute entlassen.“ Das wären sieben bis acht Leute der Belegschaft des Sägewerks, sagt er. Die Sorgen der gesamten Reinlein-Mannschaft gehen weit über dieses Szenario hinaus: Das Schneiden des Holzes vor Ort, „ist für die gesamte Produktion elementar. Wenn dies wegfällt, ist ein Erhalt der anderen Abteilungen unsicher.“
Weil dem Unternehmen allmählich die Zeit wegläuft und bis zum 15. Oktober wohl die erlaubten Grenzwerte nicht einzuhalten sind, haben die Reinlein-Mitarbeiter einen Appell an das Ende ihrer „Bürgerinformation“ gestellt:
„Wir bitten nur um etwas mehr Zeit und Rücksicht auf unsere Arbeitsplätze! Sonst heißt es bald: Parkett made in Geiselwind – war einmal!“
Auf eine „gütliche Einigung“ vor Ablauf der Frist hofft nicht nur Bernd Schlör vom Landratsamt. Auch Bürgermeister Ernst Nickel möchte die verhärteten Fronten aufbrechen, im Interesse beider Seiten: „Ich habe die Aufgabe, die Bürger zu schützen, aber auch die Beschäftigten.“