Die "Altdeutsche Weinstube" war vor dem Ersten Weltkrieg von der Gastwirts-Familie Reinhardt gekauft worden. Sieben Jahrzehnte war die "Altdeutsche", wie sie die Kitzinger in Kurzform nennen, im Besitz dieser Familie.
Ende 1976 verkaufte Konrad Reinhardt das Lokal an die Brauerei Kleinschroth. Herbert Kleinschroth ließ das Wirtshaus sanieren, neu gestalten und führte es einige Jahre selbst. Nach einem Wirtswechsel ist die ehemalige Weinwirtschaft zu einem mexikanischen Spezialitätenbetrieb geworden.
1906 kauften Lorenz und Maria Reinhardt das spätere Kult-Lokal der so genannten besseren Kitzinger Gesellschaft. Der Wirtin ging der Ruf einer vorzüglichen Köchin voraus. Sie hatte im Rothenburger Hotel "Eisenhut" ihren Beruf erlernt. In der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg lernte so manche Bürgerstochter bei Maria Reinhardt das Kochen.
Ihre beiden Söhne traten in ihre Fußstapfen. Hans Reinhardt heuerte als Koch auf dem Flaggschiff der Hapag an. Nach dem Krieg war er Pächter der "Bärenklause" im Markt und des Hotels "Bayerischer Hof". Bruder Konrad Reinhardt war ebenfalls Koch.
Namhafte Kitzinger schätzten die "Altdeutsche Weinstube" als Stammlokal. Im Gästebuch tauchten Namen wie Kommerzienrat Albert Klein, Dr. Neff, Carl Klein, Apotheker Konrad Ley, Fabrikant Paul Arauner, die Brüder Hissiger, Gustl Gauer, der "Völkerbund", Kanzleirat Otto Schäfer, Konrad Döppert und Richard Wildhagen an den Stammtischen der Weinstube auf.
Im Gästebuch, das Konrad Reinhardt mit in den Ruhestand nach Hamburg nahm, fanden sich zahlreiche Namensunterschriften, Zeichnungen von Richard Rother, Zeichnungen und Gedichte von Alfred Buchner. Oberbürgermeister Siegfried Wilke ging in der "Altdeutschen" ein und aus, desgleichen sein Amtsvorgänger Dr. Herman Schuster.
Eine kleine Niederschrift verfasste der Kapitän auf großer Fahrt, Josef Höfling. Unter dem 24. April 1953: "Nach 46-jähriger Seefahrt wieder mal in meiner Stadt Kitzingen." Wie das Gästebuch erkennen ließ, kehrten im Weinlokal viele Ausländer ein, Besucher aus Ländern, wie Algerien, Indien, Tibet, Schweden, Türkei, Jamaika, Marokko, Italien, USA und Großbritannien. Sie verewigten sich häufig im Gästebuch. Der Oberleutnant Freiherr von Schwarz-Karsten kritzelte in dieses: "Und weil ich nicht der Schiller bin, schreib ich nur meinen Namen hin."
Die "Altdeutsche" war Treffpunkt der Königlich-privilegierten Schützengesellschaft Kitzingen, wo sich das Schützenmeisteramt an Fronleichnam zum Frühschoppen vor dem Beginn des Schützenauszugs traf. Auch der Luftsportclub hatte hier eine feste Bleibe.
Das Gästebuch blieb nach dem Krieg bei Maria Reinhardt. Sie vererbte es ihrem Sohn Konrad.