Der Wohnungsmarkt in Kitzingen steht vor möglicherweise einschneidenden Veränderungen: In der Siedlung kommen 16 Mehrfamilienhäuser in den kommenden Jahren unter die Abrissbirne, 600 Wohnungen der Immobilientochter GBW der Bayerischen Landesbank stehen kurz vor dem Verkauf und rund 750 Wohnungen in Marshall Heights könnten schon bald in neuen Händen sein. Mit diesen Entwicklungen beschäftigte sich am Donnerstag der Finanzausschuss – ohne greifbares Ergebnis.
Besonders betroffen von der Thematik, über die der Stadtrat am 29. November entscheiden soll, ist die Siedlung: Hier werden in der Breslauer Straße 72 Wohnungen nach dem Abbruch der Häuser der stadteigenen Bau GmbH erstmal vom Markt verschwinden. Und nicht weit davon gibt's die 600 GBW-Wohnungen, die laut OB Siegfried Müller schon im April 2013 verkauft sein könnten – mit unbekannten Folgen.
„Wir haben die Verantwortung, wenn viele soziale Wohnungen wegfallen.“
Andrea Schmidt Ödp-Stadträtin
Konsequenz der unklaren Situation im Bereich Breslauer Straße und Galgenwasen ist ein Antrag der Ödp. Die will ein Konzept für die Zeit nach dem Abbruch, wie Stadträtin Andrea Schmidt betonte: „Wir haben die Verantwortung, wenn viele soziale Wohnungen wegfallen.“ Der Vorstoß stieß im Ausschuss auf viel Sympathie, erschien aber der Mehrheit deutlich verfrüht. So sei weder die Zukunft der Wohnsiedlung Marshall Heights klar, noch die der 600 GBW-Wohnungen, argumentierten die Gegner, die den Ödp-Antrag mit 3:10 Stimmen ablehnten.
„Die Fläche muss wieder mit Wohnraum belegt werden“, gab OB Siegfried Müller die Richtung vor. Die Stadt werde mit der Bau GmbH – auf Basis einer Wohnraumanalyse – ein Konzept erarbeiten und das dem Stadtrat vorlegen.
Dass ein Vorpreschen bei den Wohnungen in der Breslauer Straße wenig sinnvoll sei, machte CSU-Fraktionschef Andreas Moser deutlich. Der tief greifende Umbau der Siedlung (Projekt soziale Stadt), zu dem auch der Abriss der alten Häuser gehöre, sei noch längst nicht so weit. Schließlich sei noch nicht einmal die Einrichtung des Bürgerzentrums im Pfarrzentrum St. Vinzenz in trockenen Tüchern. Allerdings könnte der Vertragsabschluss für das 2,4 Millionen Euro teure Projekt laut OB Müller in wenigen Tagen klappen.
Ein Sorgenkind sind auch die GBW-Wohnungen. 33 000 in Bayern und davon 600 in Kitzingen sollen im kommenden Jahr an einen Investor gebracht werden – mit ungewissem Ausgang. Viele Bürger hätten „Angst, dass sie sich dann ihre Wohnungen nicht mehr leisten können“, sagte SPD-Fraktionschefin Brigitte Endres-Paul mit Blick auf eine Umfrage in der Siedlung. Um die Bürger vor Luxus-Sanierungen und folgenden Miet-Erhöhungen der drastischen Art zu schützen, müsse die Stadt eine so genannte Erhaltungssatzung erlassen.
Die Satzung, die der Stadt mehr Mitspracherecht beim Umfang von Sanierungen einräumen würde, stieß bei der Ausschussmehrheit (neun gegen vier Stimmen) und der Verwaltung auf wenig Gegenliebe. UsW-Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz-Schmidt sah einen „riesigen Verwaltungsaufwand“ auf die Stadt zurollen und Bauamtschef Oliver Graumann sah in der Satzung wenig Sinn – allerdings ausschließlich mit Blick auf Kitzingen: „Die Satzung geht ins Leere, wenn ausreichend Wohnraum vorliegt.“
Sanierungen, bei denen der Investor danach kräftig an der Mietschraube dreht, lohnten sich nur in Städten mit hohem Wohnungsbedarf – wie in München oder Nürnberg. Grund genug für beide Städte, sich am Bieterverfahren zu beteiligen, wie OB Müller sagte.
„Maßgeblich“ in der Wohnungsfrage für CSU-Stadtrat Moser ist vorerst die Nachnutzung der 750 Wohnungen in Marshall Heights. Hier könne sich bald etwas tun. Nach bisheriger Planung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) soll das 32 Hektar große Gelände mit rund 20 Wohnblocks nach dem Verkauf der Harvey Barracks – geplant fürs Jahresende – schon Anfang 2013 auf den Immobilienmarkt kommen.