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"Hanns Zwosta übernehmen Sie"

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"Hanns Zwosta übernehmen Sie"

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    Akribisch, zuverlässig, bis zum letzten Arbeitstag. Der Lehrer im Ruhestand verabschiedete sich schriftlich "mit Dank und freundlichen Grüßen" bei örtlichen Vereinen und den beiden "Arbeitgebern".

    38 Jahre hat Zwosta seine Heimatgemeinde Rödelsee und den Ortsteil Fröhstockheim ins rechte Licht gerückt. Wie die Jungfrau zum Kinde geriet er in die Rolle des Schreiberlings, eher zufällig und, wie in Bayern üblich, hatte die CSU die Finger im Spiel. 1964 gründeten die Christlich-Sozialen in Rödelsee einen Ortsverband. Man war der Ansicht, Lehrer seien der Sprache und des Schreibens mächtiger als andere und so hieß es: "Zwosta übernehmen Sie".

    Hanns Zwosta übernahm und wuchs in die Rolle des "Ortsschreibers". Der damalige Redaktionsleiter der MAIN-POST, Hubert Griebel, hatte sich den Jahrgang 1926 geangelt: "Sie könnten doch für uns schreiben." So einfach ging das; vermutlich wurde nicht einmal über Geld gesprochen. Als Lehrer und Konrektor - zunächst der katholischen Schule, später der Verbandsschule Mainbernheim/Rödelsee - war Hanns Zwosta mit "ausgleichenden Talenten" gesegnet. Und so konnte er nicht Nein sagen, als der Mitbewerber auf dem Zeitungsmarkt ebenfalls die Angel auswarf. "Das merken die gar nicht", habe man ihm seinerzeit gesagt. Der Doppelschreiber mit dem Kürzel "zw" war geboren und mit ihm sein Anliegen: "Ich wollte die Gemeinde positiv darstellen."

    In Rödelsee und Fröhstockheim hat man das Engagement Zwostas geschätzt. Ob Pfarrfamilie, Weinbauverein, TSV oder Kommunalpolitik - der freie Autor Zwosta trug seinen Teil dazu bei, dass die Gemeinde und ihr Ortsteil nicht im Schatten des Schwanbergs verkümmerten. Vor allem die Winzer sollten Zwosta ein Denkmal setzen, oder ihm zumindest eine flüssige Leibrente angedeihen lassen. Er verschaffte dem Wein Öffentlichkeit und Anerkennung.

    Zu den langjährigen Wegbegleitern der Schreiberlings gehörte der schlitzohrige Bürgermeister Friedrich Amberger. 24 Jahre bestimmte der Eine die Geschicke des Ortes, der Andere berichtete darüber - sofern möglich. "Ich nehme ihm heute noch übel, dass er viele Punkte in die nichtöffentliche Sitzung gebracht hat", sagt Zwosta schmunzelnd und wohl wissend, dass auch Autoren die Möglichkeit des Selektierens und Bewertens nicht ganz fremd ist.

    "Bodennah" habe er versucht zu schreiben, sagt Zwosta, "niemals hochtrabend." Dazu diente - bis zuletzt - die Schreibmaschine. Mit Computern wollte sich der heute 75-Jährige nicht mehr anfreunden. Mit der Digitalkamera auch nicht. Er vertraute der Spiegelreflexkamera und ihren Vorzügen.

    Ab sofort ist Durchatmen angesagt, die Freizeit genießen, die nach fast 40 Jahren "rasenden Reporterdaseins", Abend- und Wochenendterminen auf den rüstigen Hanns wartet. "Meine Frau freut sich, wenn ich nicht mehr so häufig weg bin", sagt er, die Bienen sicher auch, denen der passionierte Imker einen Großteil der Freizeit schenkt. Da gibt es auch noch den 1000 Quadratmeter großen Garten am Haus, der bestellt sein will und es warten die rund 2000 Dias, die sortiert werden müssen. Hanns Zwosta hat viel zu tun - wir wünschen ihm die notwendige Muße und Gesundheit.

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