Kaum jemand käme auf die Idee, den Auftritt eines semiprofessionellen Theaters im kleinen Winzerdorf Sulzfeld umzusetzen. Doch Petra Thamm macht es seit 18 Jahren möglich, dass die Besucher komödiante Leckerbissen im Schatten der Wehrmauer sehen können. Die Berlinerin hat sich in das bauhistorische Juwel Sulzfeld verliebt und sorgt dafür, dass die Maustal-Gemeinde jedes Jahr auf dem Veranstaltungskalender des Berliner Theaters Diamant steht.
Petra Thamm besucht Sulzfeld seit Kinder- und Jugend-Zeiten und ihr Vater, Kurt Heppelin, war ein bekannter Schauspieler, Kameramann und Regisseur, etwa bei den Florian-Geyer-Festspielen in Giebelstadt. Er hatte sich einen der Türme in der Sulzfelder Wehrmauer als Freizeit-Domizil ausgesucht und war vor über 50 Jahren auch Initiator für das Weinfest im Altort. Petra Thamm lebt wochenweise in dem Turm und sagt: "Ich genieße die Idylle hier und empfinde es als Urlaub, hier auszuspannen." Sie brauche diese zwei Leben – mit der Familie in Berlin und das Arbeiten im Theater Diamant und die Auszeiten in Sulzfeld, betont die (Un-)Ruheständlerin.

Die Mitspielerinnen und Mitspieler der 74-Jährigen sind ebenfalls schon im Ruhestand und treten ohne große Gage in Sulzfeld auf. In diesem Jahr steht die aktuelle Produktion "höchst verdächtig" auf dem Programm. Unter dieser Überschrift zeigt das Ensemble die sechs Einakter, Die Wirtin, Mein Herzblatt, Geschmack, Mrs. Bixby und der Mantel des Oberst, William und Mary sowie die Lammkeule.
Die sechs Einakter stammen aus der Feder des Walisers Roald Dahl. In Sulzfeld war Dorothee Wendt als Regisseurin auch für Konzept, Lektorat, Dramaturgie, Bühnenbild, Ton und Licht verantwortlich. Petra Thamm selbst stand bei zwei Stücken mit im Rampenlicht – als Gastgeberin in der Geschmacks-Szene und als exzentrische Zimmervermieterin in "Die Wirtin". Sie erntete am Freitag mit ihren Kolleginnen und Kollegen viel Applaus von den knapp 100 Zuschauerinnen und Zuschauern.
"Scharfzüngig, skurril und makaber", so kündigten sich die Berliner an und bestachen mit schwarzem Humor. Mit Spielfreude thematisierten sie menschliche Schwächen, Konflikte und Widersprüche in den Kurzgeschichten.
"Immer wenn wir nach Sulzfeld kommen, scheint die Sonne", nahm Petra Thamm für sich und ihre Schauspiel-Kollegen in Anspruch. Tatsächlich hat es seit 18 Jahren nie bei ihren Auftritten geregnet. Da Petra Thamm es versteht, immer wieder Kolleginnen und Kollegen für Sulzfeld zu begeistern, dürfen sich die Interessierten auch künftig auf Berliner Theater im kleinen Sulzfeld freuen.
