Für viele Nordheimer Ortsbewohner kam die Nachricht der Schließung der Metzgerei- Filiale Höhn zum 1. März völlig überraschend. 38 Jahre lang wurden die Bewohner der Vögelein-Gemeinde Woche für Woche mit frischen Fleisch- und Wurstwaren versorgt. Doch alles hat ein Ende und so gaben letztendlich mehrere Gründe den Ausschlag, die "seit längerer Zeit im Raum stehende Schließung", so Claus Höhn, zu realisieren.
Der Kleinlangheimer Metzgermeister und Chef des Unternehmens Claus Höhn spricht hierbei von einer wirtschaftlich bedingten "Vernunftsentscheidung". Und dennoch, die Filiale in Nordheim zu schließen, ist mir sehr schwer gefallen", berichtet Höhn, dem das Ganze doch eine Herzensangelegenheit war. Schließlich war Nordheim die erste Filiale überhaupt, die die Firma Höhn durch seinen Vater Karl eröffnete. Letztendlich aber überwogen die negativen Gegebenheiten, die Jahr für Jahr nicht weniger wurden.
Da gibt es zum Einem laut Höhn den Bedarf an dringend notwendigen Investitionen in die Ladentechnik der Metzgerei, die sich "einfach nicht rechnen" und zum anderen hat man mittlerweile große Probleme mit dem Personal. Erst kürzlich musste er den Ausfall von zwei Stammkräften kompensieren und auch die behördlichen Auflagen werden "mehr und mehr", berichtet der Unternehmer.
Ruinöser Preiskampf
Hinzu kommt die Tatsache, dass der ruinöse geführte Preiskampf der Discounter und Supermärkte, so Höhn, die Existenz der Handwerksmetzgereien gefährdet. Auch die Schließung der Zehnthof- Weinstuben vor 2 Jahren unmittelbar gegenüber der Metzgerei sorgten für einen Umsatzrückgang, da nicht wenige Gäste der Nordheimer Traditionswirtschaft auch Stammkunden der Metzgerei- Fiale waren. "Aus wirtschaftlichen Gründen hätte ich die Filiale in Nordheim schon vor längerer zeit schließen müssen", redet Höhn Klartext.
Aus Verbundenheit zu den treuen Kunden hat der 56-jährige ab dem 3. März einen "besonderen Service", sprich Bringservice installiert. So können Bestellungen ab sofort am Dienstags und Donnerstags vormittags unter der Rufnummer 09381/4298 in der Volkacher Filiale getätigt werden. Sie werden noch am selben Tag nachmittags zugestellt.
Ära endet
Ansprechpartner ist Marianne Hofmann, die 27 Jahre lang in Nordheim die Filiale betreute und nunmehr in Volkach ihren Dienst verrichten wird. Für Hofmann endet mit der Schließung in Nordheim eine Ära, die mit sehr vielen Erinnerungen verbunden ist. Sie berichtet beispielsweise von Kunden aus Holland, die nicht nur wegen der Wurstwaren sondern auch wegen des von Sigrid Höhn- Oshyra gekochten Sauerkrautes zu Stammkunden wurden. Hofmann schätzt so an die 500 000 Kunden, die sie im Laufe ihrer 27 Dienstjahre in Nordheim bediente.
Hierbei entwickelten sich Freundschaften und Kontakte, die die 55-jährige Verkäuferin nicht missen möchte. Ihr letzter Arbeitstag in Nordheim stand natürlich auch im Zeichen von Abschiedsgeschenken. Besonders gefreut hat hat Hofmann ein selbst gemaltes Bild, das zwei Kinder der "besten Metzgerei- Verkäuferin" überreichten.
Nordheims Bürgermeister Guido Braun bedauert die Schließung der Filiale, die in den letzten Jahrzehnten auch ein wichtiger Kommunikationstreff für die Ortsbewohner war. Der Gemeindechef macht deutlich, dass mit der Schließung der Metzgerei "ein Stück Lebensqualität in Nordheim verloren geht".
Denn sie war gerade auch für die nicht mobilen Bürger eine äußert wichtige Anlaufstelle, betont Braun, der alle Hebel in Bewegung setzen wird, damit die Versorgung mit frischer Ware auch in Zukunft für Nordheim gewährleistet wird. Dasselbe Ansinnen hat auch Claus Höhn, der im Kollegenkreis schon aktiv nach einer Nachfolger-Lösung sucht. Bleibt die Hoffnung, dass die erwähnten Bemühungen baldmöglichst Früchte tragen, denn in Nordheim gibt es derzeit am Samstag nur noch drei Stunden die Möglichkeit, sich in einer anderem Metzgerei- Filiale mit Wurst- und Fleischwaren einzudecken.



