Ein kleines Schwein und ein Lamborghini fahrender ehemaliger Gas- und Wasserinstallateur machen gerade auf allen möglichen digitalen Kanälen Werbung für den Landkreis Kitzingen. Mehr als zweieinhalb Millionen Menschen haben den Clip sowohl bei YouTube als auch Facebook jeweils schon gesehen (Stand: 24. Oktober 2018).
Bekannte Waschmaschinen-Macke
Thomas Göbel heißt in Wahrheit Martin Maria Eschenbach. Er ist der Hauptdarsteller des Werbefilms, den die Firma AEG am 12. Oktober online gestellt hat. Schon nach fünf Tagen haben mehr als eine Million Menschen den Kurzfilm gesehen, der natürlich nur nebenbei Werbung für die Drehorte am Schwanberg, in Rödelsee und Iphofen macht. In Wahrheit geht es um die Firma Otto und um Waschmaschinen. Die haben im Video eine Macke, die den meisten von uns nur allzu gut bekannt sein dürfte.
„Das Sockenschwein“ - so lautet der Titel des rund fünfminütigen Films, für den die Berliner Produktionsfirma einen großen Aufwand betrieb. Tilo Brönner kann sich noch gut an den Drehtag erinnern. Brönner ist Bäckermeister in Iphofen. Vor rund fünf Wochen saßen in seinem Laden keine Stammkunden, sondern Martin Maria Eschenbach alias Thomas Göbel mit einem kleinen rosa Schwein.
„Acht Stunden haben die Dreharbeiten gedauert“, erinnert sich Brönner. „Das war ein Mordsaufwand.“ Die Backstube war voll mit Ausrüstungsgegenständen, den Personalraum hatten die Maskenbildner beschlagnahmt, vor der Ladentür hatten sich etliche Neugierige versammelt. „Das Viertel hier war ziemlich abgeriegelt“, erinnert sich Brönner. „Das war schon ein Riesenauflauf vor der Haustür.“
Mary heißt eigentlich Paul
Innen saß Martin Maria Eschenbach am Kundentisch und sprach immer wieder seinen Text ein. Neben ihm machte sich Filmferkel Mary, das in Wirklichkeit Paul heißt, über eine leckere Sahnetorte her. „Das war so gar nicht vorgesehen“, erinnert sich der Würzburger Schauspieler, der Ende der 90er Jahre mit Frank-Markus Barwasser (Erwin Pelzig) im Theater am Neunerplatz auf der Bühne stand. Im Lauf des Drehs merkten die Beteiligten erst, wie sehr das kleine Schwein auf Sprühsahne abfuhr.
Zweieinhalb Tage drehte die Filmcrew im Landkreis Kitzingen. Für Eschenbach war es der erste Werbedreh. Mit wunderbar fränkischem Akzent spielt er einen prolligen Geschäftsmann, der dank seinem „Sockenschwein“ richtig Kohle macht und mit einem gelben Lamborghini durch die Weinberge braust. „Der Plot wurde von der Werbefirma entwickelt“, erinnert sich Eschenbach. „Aber wir haben während des Drehs sehr viel improvisiert.“
Dreh in der fränkischen Heimat

Bäcker Tilo Brönner erinnert sich an kleine Szenen, die bis zu zehn mal neu eingesprochen wurden. „Am Ende ist sehr viel Material gar nicht im Film aufgetaucht“, bestätigt Eschenbach, der den Regisseur des Werbeclips schon lange kennt. Mit Sven Werner Combe hat er schon einige Filme eingespielt.
Regisseur Combe wollte den Clip in seiner fränkischen Heimat drehen, rief unter anderem bei Bürgermeister Burkhard Klein in Rödelsee an. Der versicherte, dass es geeignete Drehorte gebe und so machte sich das Team Anfang September auf den Weg in den Landkreis Kitzingen. Beim Bürgermeister und bei dessen Mutter spielte die Filmcrew zwei Szenen ein, die dritte bei Martin Wandler. „Ich hab' so eine schöne Kellerbar“, erzählt er. „Das hat der Produzentin anscheinend gut gefallen.“
Wandler erinnert sich gerne an die Drehtage Mitte September. „Die haben unser Haus für einen Tag in Beschlag genommen“, sagt er. Beleuchter, Kameraleute, Regisseur, Produzenten, Maskenbildner und viele andere waren in und um das Haus herum beschäftigt. „Die haben sogar den Kaffee und die Sahne selbst gemacht.“
Genervter Ehemann auf der Couch

Martin Wandler hat den Filmproduzenten offensichtlich auch gefallen. Er ist einer der wenigen Statisten, die im Film zu sehen sind. Als genervter Ehemann liegt er auf der Couch und bläst die Backen auf, als Thomas Göbel alias Martin Eschenbach mit seinem Sockenschwein auftaucht. Tochter Irina Wandler ist als Bäckereifachverkäuferin ganz kurz im Tilo Brönners Laden zu sehen. Außerdem hat sie der Crew bei der Suche nach geeigneten Lokalitäten für den Dreh gesucht. „Nachdem sie gerade ihren Bachelor im Medienstudium abgeschlossen hat, war das natürlich eine tolle praktische Erfahrung für sie“, sagt ihr Vater.
Er hat ebenfalls eine ungewöhnliche Erfahrung machen dürfen. Mit dem Produktionsleiter durfte er im Lamborghini einmal auf den Schwanberg brausen. „Schon nicht schlecht“, sagt Wandler, der von den unkomplizierten und netten Leuten am Set auch Wochen später noch begeistert ist. „Und der Film“, sagt er. „Der ist wirklich witzig geworden.“