Ob Unfall, Brand, Sturm, oder Hochwasser – wenn Hilfe gebraucht wird, sind es in erster Linie die Freiwilligen der Feuerwehren, die gerufen werden. Immer mehr Mädchen und Frauen stehen dabei ihren Mann. Die Zeiten, in denen sie reduziert wurden aufs Kaffeekochen, Brötchenschmieren und Helferin beim Feuerwehrfest sind vorbei. Frauen sind gut und gefragt als Helfer und werden umworben. „Willkommen im Blaulicht-Milieu“, „Frauen an den (Brand)-Herd, „Frauen sind Katastrophen (gewachsen)“ steht auf Plakaten mit Bildern von Frauen in Feuerwehruniformen. Oder: „Frauen sind schwach (vertreten)“. Darum geht es. Mit solch ironischen Formulierungen, die bei manchen Feuerwehrfrauen nicht unumstritten sind, werben die Wehren um mehr weibliche Mitglieder. Darüber haben wird mit Kreisbrandrat Roland Eckert gesprochen.
Frage: „Frauen am Zug“ heißt die Botschaft der Werbekampagne. Wie groß ist der Anteil der Frauen in den Wehren im Landkreis?
Von den 3826 Aktiven sind 318 Frauen, knapp zehn Prozent. Besser sieht es bei den Jugendlichen aus. Da sind unter den 939 Anwärtern 275 Mädchen oder 30 Prozent. Wir liegen damit über dem Landesdurchschnitt, wollen den Anteil aber noch deutlich steigern.
Gibt es inzwischen in allen Feuerwehren weibliche Mitglieder ?
Eckert: Nein. Es hängt oft vom Kommandanten oder dem Jugendwart ab, aber auch von der Struktur der Wehr. Für manche ist der Dienst in der Feuerwehr noch immer eine Männerdomäne.
Und wie sieht es bei der Besetzung von Führungsposten aus?
Eckert: Es gibt mit Anette Felix in Gerlachshausen eine Kommandantin im Landkreis.
Das ist wenig. Warum braucht die Feuerwehr Frauen?
Eckert: Wenn es darum geht, schnell, kompetent und effektiv Hilfe zu leisten, spielt das Geschlecht keine Rolle. Da wird jede Hand gebraucht. Frauen bringen so wichtige Voraussetzungen wie Teamfähigkeit und Belastbarkeit mit. Sie können gut organisieren und bringen – gerade wenn es um verletzte Personen geht – mehr Einfühlungsvermögen mit, als ihre männlichen Kollegen, die in der Regel mehr technische Kenntnisse haben und körperlich stärker sind.
Gibt es noch weitere Gründe?
Eckert. Ja. Wir müssen auch für die Zukunft die Einsatzfähigkeit unserer Feuerwehren sicher stellen. Hier sollen Frauen aber keineswegs Lückenbüßer sein! Aber immer mehr Männer sind – nicht nur im ländlichen Raum – tagsüber weg von ihrem Wohnort bei der Arbeit. Zudem sehen es immer mehr Arbeitgeber nicht sehr gerne, wenn ihre Mitarbeiter bei Einsätzen ihren Arbeitsplatz verlassen müssen. Schließlich haben die Feuerwehren im Landkreis im vergangenen Jahr 475 Einsätze bewältigt, und es kann nicht sein, dass die Hälfte der potenziellen Spieler auf der Ersatzbank sitzt.
Hat die Werbekampagne schon Früchte getragen?
Eckert: Das wird sich am Jahresende bei der Stärke-Meldung zeigen. Ich hoffe, dass die Zahl der weiblichen Mitglieder weiter steigt. Aber auf ein Ziel möchte ich mich hier nicht festlegen lassen. Es wird sicher da und dort noch Einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten sein, aber insgesamt bin ich zuversichtlich.