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Volkach: Volkacher Kabarett-Sommer: Warum Bernd Stelter auf der Bühne nicht gendert und welche Vorteile das Alter hat

Volkach

Volkacher Kabarett-Sommer: Warum Bernd Stelter auf der Bühne nicht gendert und welche Vorteile das Alter hat

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    Der Kabarettist Bernd Stelter kommt zum Volkacher Kabarett-Sommer.
    Der Kabarettist Bernd Stelter kommt zum Volkacher Kabarett-Sommer. Foto: Marius Becker, dpa

    Der Volkacher Kabarett-Sommer findet ab dem letzten Augustwochenende auf dem Weinfestplatz statt. Zehn Tage lang, vom 26. August, bis Sonntag, 4. September, ist Humor Trumpf. Gastgeber ist die Comödie Fürth in Zusammenarbeit mit der Stadt Volkach und dem örtlichen Marketingverein. Am Dienstag, 30. August, gibt sich Bernd Stelter die Ehre. Der Komiker, Schriftsteller, Sänger, Moderator und Karnevalist hat sein Programm "Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“ im Gepäck – ein Abend für alle, die über Montage mosern, über Dienstage diskutieren, die Mittwoche mies und Donnerstage doof finden.

    Frage: Trauen Sie sich noch Witze über Doppelnamen zu machen?

    Bernd Stelter: Aber natürlich. Sie wollen auf den Eklat bei der ARD-Fernsehsitzung ansprechen. Ich habe den Namen Annegret Kramp-Karrenbauer in vier verschiedene Sprachen übersetzt. Ich finde den Gag weiterhin großartig.

    Wie genau lief das damals bei der WDR-Fernsehsitzung ab?

    Stelter: Eine Dame aus Weimar trat nach vorne auf die Bühne und wollte mir gerne vor laufender Kamera erklären, dass sie sich von mir diskriminiert fühlte. Ich glaube, sie wollte eher ins Fernsehen.

    Schüchtert so etwas ein? Führt das zu der berühmten Schere im Kopf?

    Stelter: Nein! Ich habe meine eigene Schere im Kopf. Ich habe sicher Tabus. Ich mache keine Witze über Behinderte, ich mache keine Witze über Sex, der Sex als etwas Schmutziges dastehen lässt, dafür ist er viel zu schön. Und ich mache vor allem zunächst mal Witze über mich, über meine Figur, über mein Alter, über meine Vergesslichkeit. Wenn man das tut, darf man auch Witze über andere machen.

    Sind wir an der Stelle, dass man über viele Themen keine Witze mehr macht, weil man weiß, dass ein Shitstorm einsetzen kann?

    Stelter: Ich habe mir schon einige heftige Shitstorms eingefangen. Die Corona-Pandemie und alles, was mit der AfD zu tun hat, lässt gern mal eine Facebook-Seite explodieren. Ich bin da eher stolz drauf.

    Ist die Arbeit eines Humoristen generell schwieriger geworden?

    Stelter: Nein.

    Was ist heute, verglichen mit den 80er- oder 90er-Jahren, bei Ihrem Job anders?

    Stelter: Zunächst mal bin ich gegenüber den 90ern 30 Jahre älter. Da finde ich es ganz wichtig, dass man nicht die gleichen Gags macht, wie vor 30 Jahren. Damals hatte ich ein wunderbares Stück über eine Urlaubsfahrt mit den Kindern auf dem Rücksitz. Toll, aber heute sind die Kinder 29 und 28, wenn ich die gleiche Comedy machen würde wie vor 30 Jahren, wäre das absolut nicht authentisch und wahrscheinlich sehr langweilig.

    Da geht's lang: Der "Volkacher Kabarett-Sommer" lockt vom 26. August bis 4. September auf den Weinfestplatz.
    Da geht's lang: Der "Volkacher Kabarett-Sommer" lockt vom 26. August bis 4. September auf den Weinfestplatz. Foto: Silvia Gralla

    Wie sehr hat das Gendern Einfluss auf Sie bzw. Ihr Programm genommen?

    Stelter: Ich gendere auf der Bühne und in meinen Büchern nicht. Ich lebe vom Klang und vom Rhythmus der Sprache. In Gesetzestexten habe ich nichts dagegen. In gesprochenen Texten klingt es fürchterlich.

    Was hat die Pandemie in Bezug auf Ihre Arbeit verändert?

    Stelter: Alice Cooper hat gesagt, er habe gehört, er habe jetzt ein Jahr Urlaub, dann mache er das halt. Mit einem Jahr wäre ich auch zurechtgekommen. Aber anderthalb bis zwei?! Ich bin so froh, dass ich wieder auf Bühnen stehen kann.

    Sie haben sich zuletzt mit dem Alter beschäftigt – welche Erkenntnisse gab es?

    Stelter: Ich bin im vergangenen Jahr völlig überraschend 60 geworden, und dann war auch noch Lockdown – also erstens keine Party und zweitens auch noch Zeit zum Nachdenken. Fürchterlich! Aber beim Nachdenken ist mir dann aufgefallen: 60 werden ist ziemlich cool. Die Kinder sind aus dem Haus. Sie haben beide einen tollen Job, meine Tochter ist Lehrerin, mein Sohn ist Winzer. Ich finde, jede Familie sollte einen haben. Ich habe keinen beruflichen Stress mehr. Ich gehe einfach weiter auf der Bühne meinem Hobby nach. Das ist ein ziemlich entspanntes Leben.

    Der schönste Spruch über das Älterwerden...

    Stelter: ...stammt von Michael Caine. Er hat auf die Frage, wie er sich fühle beim Älter-Werden, geantwortet: 'Wenn man die Alternative betrachtet, fantastisch!'

    Wenn ich an Unterfranken denke…

    Stelter:  ...fällt mir ein, dass ich da vor knapp 45 Jahren eine wunderschöne Freundin hatte.

    Zu Volkach fällt mir ein…

    Stelter: Kirchberg, Ratsherr, Bocksbeutel, Silvaner, gutes Essen!

    Ist Wein-Publikum anders als Bier-Publikum?

    Stelter: Ich glaube schon. Der Weintrinker ist eher ein Genießer. Er findet vielleicht eher die Pointen im Nebensatz, und davon habe ich eine Menge.

    Wen würden Sie sich bei den Volkacher Kabarettwochen gerne privat anschauen?

    Stelter: Ich würde gerne mal Chris Böttcher wiedersehen. Ich kenne ihn noch von meiner Zeit bei Antenne Bayern, und wir haben uns ein bisschen aus den Augen verloren. Und natürlich Heißmann und Rassau. Ich war zweimal bei ihnen in einer Fernsehshow und ich bin fast jedes Jahr in Fürth in ihrer wunderbaren Comödie. Aber ein ganzes Abendprogramm mit den beiden habe ich noch nicht gesehen. Das wird wirklich mal Zeit.

    Ein Tipp, wie man in der heutigen Zeit trotz allem gute Laune behält?

    Stelter: Wenn du abends im Bett liegst, frag dich mal, was habe ich heute Schönes gesehen. Was habe ich Schönes erlebt. Welche freundlichen Menschen habe ich getroffen. Wenn du mit den Gedanken nachts einschläfst, schläfst du gut. Und wenn du morgens wach wirst, geht es Dir gut. Und wenn Dir das Lachen im Moment gerade mal schwerfällt, dann geh mal wieder ins Theater. Am besten am 30. August zum Volkacher Kabarett-Sommer.

    Der Ticketverkauf läuft online über www.comoedie.de und vor Ort in der Touristinfo Volkacher Mainschleife, Marktplatz 1, Tel.: (09381) 40112. 

    Das Programm gibt es online unter www.volkach.de.

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