Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

SCHWARZACH: Klaus Hornig: Er läuft und läuft und läuft

SCHWARZACH

Klaus Hornig: Er läuft und läuft und läuft

    • |
    • |
    Mittendrin statt nur dabei: Seit 1984 fehlte Klaus Hornig nur einmal beim Schwanberglauf. Hier marschierte er mit den Walkingstöcken nach dem Start in Iphofen los und nahm zum 32. Mal die 10,4 Kilometer nach Castell in Angriff.
    Mittendrin statt nur dabei: Seit 1984 fehlte Klaus Hornig nur einmal beim Schwanberglauf. Hier marschierte er mit den Walkingstöcken nach dem Start in Iphofen los und nahm zum 32. Mal die 10,4 Kilometer nach Castell in Angriff. Foto: Fotos: H. Hess

    Ein Unikum in der hiesigen Volkslaufszene ist der Schwarzacher Klaus Hornig. Mit Ausnahme des Vorjahres hat der Rentner seit der Premiere im Jahr 1984 keinen Schwanberglauf verpasst. Er durfte schon seinen 80. Geburtstag feiern, mischte aber heuer immer noch mit – auch wenn er es diesmal mit Walkingstöcken etwas langsamer angehen ließ. Auch bei vielen anderen Volksläufen in der Region ist Klaus Hornig Stammgast und wurde schon unzählige Male mit dem Preis als ältester Teilnehmer ausgezeichnet.

    Dabei war der gebürtige Stuttgarter, der erst in Niederösterreich an der deutsch-ungarischen Grenze und später in Aachen als Sohn eines Zollbeamten aufwuchs, nicht der geborene Sportler. „Beim Fußball hatte ich zu tun, den Ball zu treffen“, verrät der 80-Jährige aus seiner Jugend. Da passte es schon besser, als ihn ein Freund 1954 zum Laufsport bei der Aachener Turngemeinde mitnahm. Waldläufe, Crossläufe und auch Einheiten auf der Laufbahn behagten dem damals 18-Jährigen auf Anhieb und fortan lief er regelmäßig und machte fleißig Leichtathletik-Training.

    Er verschrieb sich dem Laufen und absolvierte 1956 seinen ersten Volkslauf bei einer Massenveranstaltung in nordrhein-westfälischen Gefilden. „Viel Zeit hatte ich nicht, um wahnsinnig viel zu trainieren“, skizziert der damals beruflich sehr eingespannte Speditionskaufmann. Er war in der Spedition Sostmeier, die eine Niederlassung auf dem Gelände der Dettelbacher Firma Fulgurit hatte, beschäftigt. Ab 1963 arbeitete er dort und wurde in den folgenden Jahren wegen seines Kurzhaarschnitts beim Laufen oft für einen US-Soldaten gehalten. Das Laufen – so zwei oder drei Mal pro Woche zehn Kilometer nach Feierabend – war für Klaus Hornig nicht nur eine sportliche Betätigung, sondern auch etwas für Kopf und Seele. „Es war der beste Stressabbau für mich, da habe ich abschalten und den Kopf freibekommen können“, sagt der Schwarzacher.

    In den 1980er-Jahren fand er den Weg zur Sportgemeinschaft der Sparkasse Kitzingen, die auf dem Sportplatz der Münsterschwarzacher Benediktiner-Abtei aktiv war. Unter dem langjährigen Gruppenleiter Norbert Brunn gefielen Klaus Hornig die gymnastischen und leichtathletischen Übungsstunden. Irgendwann erlangte der Mittwoch bei Klaus Hornig einen Feiertags-Status, „denn der Übungsabend am Mittwoch von 18 bis 20 Uhr ist eine heilige Zeit für mich“, sagt der Ruheständler, der die Gruppe inzwischen schon mehrere Jahre leitet.

    Heilig ist auch das Datum des Schwanberglaufs Mitte Juli, „denn erst nach diesem Datum ist an Urlaub zu denken, früher ist nichts zu machen“, konstatiert Johanna Hornig. Da seine Frau Johanna nicht ganz so sportlich geprägt ist, „gehe ich mittwochs zu meinem Sport und meine Frau darf ins Theater“, sagt Klaus Hornig zur Freizeitgestaltung des Ehepaars. Der 80-Jährige hat bei der „Olympiade des kleinen Mannes“ bislang schon 45 Mal das Deutsche Sportabzeichen erlangt. „Das gibt den Anreiz, in den Übungsstunden mehr zu machen als nur zu Laufen“, so Hornig. Die Gruppe trainiert auf dem Abtei-Sportplatz die verschiedenen Disziplinen für das Sportabzeichen – das bringt Abwechslung.

    Im Winter geht die Sportgemeinschaft Sparkasse dann in die Kitzinger Sickergrundhalle und widmet sich dort dem Volleyball. „Das schöne an unserem Mittwoch ist auch das Zusammensitzen danach“, hebt Klaus Hornig den geselligen Faktor bei der Hobbygruppe hervor, die den Mittwoch im Gerlachshäuser Gasthaus „Anker“ ausklingen lässt.

    Stolze 32 Mal hat er die 10,4 Kilometer des Schwanberglaufs von Iphofen nach Castell bislang absolviert. Damit ist er Rekordteilnehmer. Ob beim einstigen Frühjahrslauf der Turngemeinde, beim Stadtlauf in Kitzingen, dem Lebkuchen- oder Krankenhauslauf – bei jedem Klassiker der Laufszene war er präsent, auch Geesdorf, Altenschönbach und weitere Orte in der Region waren für ihn im Kalender dick angestrichen für die Volksläufe.

    „Der Schwanberglauf ist vom Profil die schönste Strecke“, sagt der rüstige Senior, der wegen einer Knieoperation im Vorjahr jetzt kürzer treten muss und sich die Walkingstöcke schnappt. „Bergauf hat manch Junger mich überholt, aber bergab habe ich mich revanchiert“, lächelt Hornig verschmitzt.

    „Aus über 30 Jahren Schwanberglauf könnte ich so manche Geschichte erzählen“, meint der einstige Speditionskaufmann – zum Beispiel die, als seine Frau vor Jahren einmal falsch abgebogen war und statt in Castell in Birklingen gelandet war.

    „Er läuft und läuft und läuft . . .“ hieß es einst in einem Werbeslogan, der wunderbar auf Klaus Hornig passt. Denn an der frischen Luft zu laufen, das ist die Welt des Schwarzachers. Wenn er nicht gerade die Laufschuhe an hat, dann schnürt er mit seiner Frau die Wanderstiefel. Sie sind seit Jahrzehnten Mitglieder in der Würzburger Sektion des Alpenvereins. „Ich bewege mich halt gerne“, sagt er und seine Frau beschreibt das so: „Er kann sich einfach nicht ruhig hinsetzen.“ Wenn er nicht läuft oder wandert, dann packt der versierte Handwerker eben das Werkzeug aus, um einen weiteren Raum im Haus der Hornigs zu renovieren.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden