Mit Freunden oder der Familie abends grillen und bei lauen Temperaturen draußen gemütlich zusammensitzen: vermutlich eine der Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen im Sommer. Doch beim Essen oder danach ist man oft damit beschäftigt, sich vor Wespen, Bienen oder Stechmücken zu schützen. Wie man sich nach einem Stich verhalten soll und was am besten wirkt, weiß der Mainbernheimer hausärztliche Internist Dr. Michael Bedö.
Behandeln Sie mehr Mückenstiche als früher?
Michael Bedö: Nein, aktuell behandeln wir in unserer Hausarztpraxis nicht häufiger Mückenstiche als sonst.
Was soll man tun, wenn man gestochen wurde?
Bedö: Man sollte sofort kühlen, das lindert Juckreiz und Entzündung. Dabei darf man aber die Haut nicht durch Kälte verletzen. Am besten ist ein kühlschrankkaltes Gelkissen. Mit zu langer Anwendung tiefgefrorener Dinge wie Eis kann man Kälteschäden an der Haut setzen. Eis muss also zum Beispiel in ein Tuch eingepackt sein. Man sollte den Mückenstich auch nicht aufkratzen oder ständig wegen des Juckreizes an der Stelle reiben, das begünstigt Hautinfektionen und Blasenbildung an den Stichstellen.
Was hilft wirklich gegen Mückenstiche?
Bedö: Ist man unterwegs: einfach kühlen, mit Wasser feucht halten oder ein kühles Getränk dranhalten. Auch Spucke kühlt durch Verdunstungskälte. Bin ich zu Hause, habe ich meist etwas Kaltes aus dem Kühlschrank oder kaltes Wasser aus der Wasserleitung. Ziel ist, längere Zeit (20 Minuten) zu kühlen. In der Hausapotheke findet sich meist auch ein juckreizlinderndes Gel. Wer mittelstarke Kortisonsalben zu Hause hat und die Stichstelle damit einreibt und zusätzlich kühlt, der kann schnell und anhaltend den Juckreiz lindern. In der Arztpraxis greifen wir gleich zu mittelstarken Kortisoncremes.
Können Mückenstiche einen allergischen Schock auslösen?
Bedö: Ich gehe nicht davon aus, dass Mückenstiche einen solchen Schock auslösen können. Allgemeine allergische Reaktionen, die über die gewöhnlichen örtlichen Stichreaktionen hinausgehen, sind bei Mückenstichen sehr selten.

Was hilft gegen Bienen- und Wespenstiche am effektivsten? Tatsächlich eine Zwiebel?
Bedö: "Schlecken oder Zwiebel" – das Prinzip ist ja richtig. Ich soll immer etwas machen, was Entzündung, Schmerzen und Schwellung lindert. Die Feuchtigkeit von Spucke oder einer Zwiebel bringt etwas Verdunstungskälte, der Zwiebelsaft ist theoretisch entzündungshemmend. Besser gegen Schmerz und Schwellung helfen Eis, Kühlpacks oder ein feuchter Waschlappen. Außerdem sollte ein in der Haut steckender Bienenstachel sofort entfernt werden. Achtung ist geboten, wenn nach einem Insektenstich die Lippen anschwellen, das Schlucken oder Atmen schwerfällt oder weitere Symptome hinzukommen. In diesem Fall liegt möglicherweise eine allergische Reaktion vor, und es muss sofort ein Notarzt über die Rufnummer 112 alarmiert werden.
Sind asiatische Mücken schon im Landkreis angekommen?
Bedö: Die asiatische Tigermücke verbreitet sich seit wohl 30 Jahren auch in Europa. In der Hausarztpraxis unterscheiden wir nicht und haben regional kein mir bekanntes Problem mit dieser Stechmückenart.
Was macht asiatische Mücken so gefährlich?
Bedö: Die asiatischen Tigermücken sind Überträger von Krankheitserregern. Seit Jahren werden auch Fälle von Erkrankungen wie Chikungunya, Dengue, Leishmaniasis, Malaria und West-Nil-Fieber in europäischen Regionen berichtet. In unserer Region spielt das, soweit ich weiß, noch keine Rolle.
Können einheimische Mücken Krankheiten übertragen?
Bedö: Einheimische Steckmücken können wie viele andere Stechmücken Überträger von Krankheiten sein. In der hausärztlichen Praxis spielen die benannten Infektionserkrankungen, außer in der Reisemedizin, noch keine allgemeine Rolle.