Wird der geplante Feldermauskeller auch angenommen? Wer sind die natürlichen Feinde der Nachtflieger? Sind Windräder tatsächlich gefährlich für Fledermäuse? Wie viele Junge hat ein Fledermausweibchen? Fragen über Fragen, die da am Freitagabend in Hellmitzheim bei der europäischen Fledermausnacht an den Fledermausbeauftragten des Landkreises Kitzingen, Christian Söder, gestellt wurden. Geduldig beantwortete er alle und gab dazu noch viele Informationen weiter.
Das Interesse an den Fledermäusen ist offensichtlich groß: Schon eine Woche zuvor waren bei der Fledermausnacht auf dem Schwanberg 130 Interessierte gekommen. Am Freitagabend nun waren es gut 80, darunter viele Kinder, die sich über die nachtaktiven Jäger informieren und selbstverständlich die eine oder andere Fledermaus beim abendlichen Ausflug auch sehen wollten.
Das haben an diesem Abend aber nur einige wenige geschafft. Denn wie Söder erklärte: die Fledermäuse fliegen nicht einfach zum Spaß. Wenn sie unterwegs sind, dann zur Jagd, zur Futtersuche. Zu ihrer Beute zählen Insekten und die schwärmen nicht bei feuchter Witterung, bei starkem Wind oder Kälte. Und da immer wieder mal ein paar Tropfen vom Himmel fielen, sank die Wahrscheinlichkeit, eine Fledermaus im Flug zu sehen, beträchtlich. Machte aber nichts, denn der Abend war so voll mit Informationen gepackt, dass jeder davon etwas mit nach Hause nehmen konnte.
Warum Hellmitzheim? Da hatte Söder gleich zwei Antworten parat: Zum einen gibt es in Hellmitzheim das Bürgerhaus und dort soll ab kommenden Jahr eine große Dauerausstellung über Fledertiere eingerichtet werden. Zum anderen sind in Hellmitzheim das gesamte Jahr über Fledermäuse zu beobachten. Es gibt Quartiere für den Winterschlaf, im Frühjahr wird ausgeflogen, um sich wieder Energie anzufressen, und es finden sich die Wochenstuben, in denen weibliche Fledermäuse ihre Jungen aufziehen. Im Spätsommer und Herbst fliegen schließlich junge und alte Fledermäuse gemeinsam, um sich für den Winter genügend Energiereserven anzufressen.
Neben einer erst kürzlich geschaffenen Einflugmöglichkeit in den Dachstuhl der Hellmitzheimer Kirche, finden sich die Tiere in Ställen, in Maschinenhallen, natürlich in Häusern und in der Flur. Zusätzlich wird gerade vom Landesbund für Vogelschutz zusammen mit dem Landschaftspflegeverband nahe Hellmitzheim ein ideales Winterquartier geschaffen: Ein alter, geschlossener Eiskeller in der Flur wird wieder geöffnet, gesäubert und so die Möglichkeit geschaffen, in dem gleichmäßig feucht klimatisierten Raum geeignete Bedingungen für die Überwinterung herzustellen.
Nehmen die Fledermäuse das dann auch an, lautete eine Frage. Das brauche sicher einige Zeit, so der Experte. Denn im Vorbeiflug merken die Tiere den Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschied. Das macht sie neugierig und lässt sie ausprobieren, ob es ein gutes Winterquartier ist. Ist dies der Fall, dann spricht sich das unter den Fledermäusen wohl recht schnell herum, denn „Fledermäuse sind äußerst soziale Tiere“, erklärt Christian Söder. Ein vor einigen Jahren hergerichteter ähnlicher Keller wurde schon nach zwei Jahren angenommen.
Was macht die Tiere so faszinierend für die Menschen? Da ist natürlich die Frage nach den Vampiren – und auch der Comic-Held Batman hat einiges zur Popularität beigetragen. Sie leben mitten unter uns, aber nur wenige haben sie je bewusst zu Gesicht bekommen. Da gibt es Familien im Landkreis, die haben eine ganze Kolonie von Zwergfledermäusen im Rolladenkasten über der Terrasse – und erst der Fledermausfachmann hat sie darauf aufmerksam gemacht, dass hier Nacht für Nacht 50 Tiere ein- und ausfliegen. Kein Wunder, sind die Tiere doch gerade 3,5 bis fünf Zentimeter lang. Oder die Wasserfledermaus, die nächtens über Gewässern unterwegs ist und dabei bis zu 1000 Schnaken erbeutet. Bei einer Kolonie von 50 Tieren kommt da ganz schön was zusammen, was an nächtlichen Quälgeistern weggefressen wird.
Und es ist auch die Lebensweise in der Nacht und die damit verbundene Orientierung, die anders als bei Eulen etwa nicht über große Augen erfolgt. Fledermäuse schreien sich durch die Nacht – der reflektierte Ultraschall lässt in ihnen ein Bild der Umgebung entstehen. Dazu ist ein großer Schalldruck von bis zu 120 Dezibel nötig. Würden die Fledermäuse nicht auf einer Frequenz rufen, die für uns unhörbar ist, „dann müssten wir alle mit Ohrenschutz rumlaufen“, so Söder.
Zwischenzeitlich gibt es Geräte, mit denen man den Ruf der Fledermäuse sichtbar machen kann. Da jede Fledermausart ihr eigenes Spektrum hat, können die verschiedenen Arten auch identifiziert werden. Und wer am Freitagabend mit Christian Söder in Hellmitzheim unterwegs und dabei in seiner Nähe war, konnte dann auch die eine oder andere Fledermaus sehen, dank des Schalldetektors.