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KITZINGEN: Kontakte und ein Ritterschlag

KITZINGEN

Kontakte und ein Ritterschlag

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    Dr. Helga Walter-Joswig hat ihren 80. Geburtstag gefeiert. In Kitzingen bekannnt wurde sie als Leiterin des Musesums und Stadtarchivs.
    Dr. Helga Walter-Joswig hat ihren 80. Geburtstag gefeiert. In Kitzingen bekannnt wurde sie als Leiterin des Musesums und Stadtarchivs. Foto: Foto: Siegfried Sebelka

    Kontakte pflegen, das macht Helga Walter, die dem Familiennamen ihren Mädchennamen angehängt hat und jetzt Walter-Joswig heißt, intensiv. Mit den Kitzingern, mit denen sie 2017 Eiserne Konfirmation gefeiert hat, mit Schulkameraden, Kommilitonen, Verwandten und Freunden aus der Kreisgemeinschaft Lyck in der Landsmannschaft Ostpreußen – sie ist Ortsvertreterin von Königswalde, Heimat ihres Vaters, – oder mit ehemaligen Kollegen. Dass sie von dieser Gesellschaft für Fränkische Geschichte – Mitglieder hochkarätige Historiker – 2017 persönlich zum Wahlmitglied ernannt wurde, war neben der Eisernen Konfirmation (65 Jahre) eine Art Ritterschlag und das Ereignis in ihrem 80. Lebensjahr. Die Berufung zeigt, dass sich Walter mit ihren Veröffentlichungen in Kitzingen, Franken und darüber hinaus einen Namen gemacht hat. Die Liste ist lang; 30 Seiten umfasst ihre Bibliografie. Den Dr. hat sie 1982 an der Universität Würzburg erworben: Schwerpunkt moderner Orient und politische Wissenschaften. Ein Teil der Bücher, Artikel und Beiträge stammt aus diesem Bereich, dazu kamen Übersetzungen und Einladungen zu Kongressen.

    Bekannt wurde Walter in Kitzingen als Stadtarchivarin und Museumsleiterin. 1981 begann sie eine Teilzeitbeschäftigung bei der Stadt Kitzingen; Besuch von Lehrgängen fürs Archivwesen und historische Seminare. Aus dieser Zeit stammen ihre zahlreichen Publikationen auch zur Stadtgeschichte. Erst Anfang der 90er Jahre erhielt sie eine volle Stelle. Es waren 20 intensive Jahre. Sie hatte viele Ideen, z.B. die 1250-Jahr-Feier 1995, gab den Anstoß zur Rettung des ältesten Bildstocks der Stadt, gründete das Stadtgeschichtliche Seminar an der Vhs. Sie initiierte 15 Ausstellungen, zur Stadtgeschichte, fränkischen Künstlern und „Erinnerungen an die Heimat“ der Heimatvertriebenen aus Neuern i. Böhmerwald. Zeitungsartikel, Buchbeiträge und Vorträge zur Stadtgeschichte gehörten zum Tagesgeschäft. Da kam ihr zugute, dass sie als „alte Kitzingerin“ viele wichtige Personen noch persönlich kannte und diese interviewte, wie Fabrikanten, den letzten Flößer oder die Nachkommen von bekannten Kitzingern, wie Richard Rother, Olga Pöhlmann. Sie richtete das Geschwister-Buchner-Stüble ein, die Neuerner Stube und auch die Richard-Rother-Stube. Die Reihen „Bilderbogen der Stadtgeschichte“, „Kitzingen in alten Ansichten“, die „Schriften des Stadtarchivs“ und die „Kitzinger Museumsschriften“ stehen für Walter. Nachdem sie 2001 in den Ruhestand ging, veröffentlichte sie weiter in einer beachtlichen Bandbreite.

    Der Lebensweg begann 1938 in der Richthofenstraße. Sie besuchte die protestantische Volksschule, danach die Realschule für Mädchen. Der Vater kriegsbeschädigt, bestimmten die Eltern für sie Handelsschule und Lehre bei der Firma Gauer. 1954 zogen ihre Eltern nach Würzburg. Sie lernte abends an einer Dolmetscherschule Englisch und bewarb sich nach der Kaufmannsgehilfen-Prüfung 1955 bei den US-Streitkräften und arbeitete als Sekretärin im Headquarters Wuerzburg Post. Ihre Eheschließung führte sie 1958 wieder nach Kitzingen. Sie besuchte als Gasthörerin etliche Jahre das Orientalische Institut der Universität Würzburg und nutzte die Chance für das Begabtenabitur 1976, damit war der Weg für ein Studium und die Promotion frei.

    Walter hatte viele Interessen. Sie begann mit Kinderturnen in der beim Luftangriff zerstörten Turnhalle der TGK am Falterturm. 1962 nahm sie erfolgreich am ersten Bayerischen Landessportfest nach dem Krieg in Schweinfurt teil. 1974 wurde sie Bayerische Schachmeisterin. Ihr Sprachtalent setzte sie unterschiedlich ein: Sie gab in den 70er Jahren den ersten türkischen Gastarbeitern bei Fehrer und dem Gußwerk Deutschunterricht, dolmetschte, auch bei den Städtepartnerschaften.

    Heute wohnt Walter-Joswig in Sommerach. Fit hält sie sich mit Wandern und Radeln an der Mainschleife. Sie verschlingt noch immer Bücher, vornehmlich über den Zweiten Weltkrieg, der auch ihre Familie schwer getroffen hat. Und sie pflegt ihre Kontakte und das Ehrenamt – siehe oben – und das will sie auch in ihrem neunten Lebensjahrzehnt so halten.

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