Plötzlich stand der Inhaber der Freien Tankstelle in Etwashausen in der Tür des Sitzungssaals. Sichtlich aufgeregt machte der seinem Ärger Luft. "Sie können meine Tankstelle nicht zumachen", sagte er Richtung Verwaltung und betonte immer wieder: "Ich kämpfe da drüben ums Überleben." Leipold weigerte sich, den Saal zu verlassen, bevor eine Lösung gefunden ist.
Was Leipold auf die Palme und schließlich in den Sitzungssaal brachte, war ein Bagger, der plötzlich mitten in der bisher mit Ampeln geregelten Baustelle stand und eine Durchfahrt unmöglich machte. Damit war die Tankstelle nur noch aus Richtung Bundesstraße 8 zu erreichen. Leipolds Forderung: Der Bagger muss weg und zwar sofort. Und Leipold bestand darauf, dass seine Tankstelle von zwei Seiten zu erreichen bleibt. Das sei ihm zugesagt worden.
"Ich bin am Boden durch die Stadt"
Ralf Leipold Tankstellenbesitzer
Leipold erwischte mit seinem Auftritt eine Verwaltung, die zunächst - wie die Stadträte auch - zumindest verblüfft war. Stadtplaner Klaus Lepelmann versuchte die Situation zu retten und bot einen Anruf bei der Baustelle an, die allerdings nicht mehr besetzt war. Der Vorschlag von Stadtrat Karl-Heinz Schmidt (UsW), Leipold eine Tasse Kaffee anzubieten, damit der ruhiger wird, trug allerdings nicht zur Beruhigung bei, eher im Gegenteil.
Nach einigen Minuten und weiteren Vorwürfen wie "ich bin am Boden durch die Stadt" lenkte Leipold dann doch ein. Baudirektor Volkhard Groß sagte zu, sich so schnell wie möglich um die Sache zu kümmern, Leipold ging und Heidemarie Gold (SPD) wunderte sich: "Es gibt doch immer wieder was Neues."
Am Tag danach kam es kurz nach 8 Uhr zum Treffen in Etwashausen. Das Ergebnis blieb zunächst eher offen. Auf der einen Seite muss nach Ansicht der Bauleitung die Straße für das Aufbringen des Straßenbelags und des Pflasters aus technischen Gründen geschlossen werden. Bis Ende kommender Woche könne dies dauern. Leipold will das aber nicht hinnehmen.
Am Mittwochnachmittag zeichnete sich dann doch noch eine Lösung ab. Es wurde die Möglichkeit geprüft, mit einer zusätzliche Umleitung über einen Flurbereinigungsweg doch noch einen zweite Zufahrt zur Tankstelle aus Richtung Norden zu ermöglichen.
Eine Existenzfrage
Für Leipold ist die Erreichbarkeit der Tankstelle eine Existenzfrage. Das sagte er am Mittwoch. Er habe erst im vergangenen Jahr viel in die Tankanlage investieren müssen, um Umweltauflagen zu erfüllen. Er sei auf jeden Kunden angewiesen und die blieben wegen der Baustelle aus. Das gelte inzwischen auch für Stamm- und Firmenkunden. Leipold sah am Mittwoch seinen Auftritt im Rathaus auch selbstkritisch. Aber die "Art und Weise", wie die Straße ohne Absprache dicht gemacht worden sei, hätte ihn so aufgeregt, dass "ich da rüber gefahren bin und den Affen gemacht habe".