30 Jahre alt wird die Wohnstätte der Lebenshilfe in der Tannenbergstraße in diesem Jahr. Vor 20 Jahren wurde die erste Seniorengruppe in dem Haus gegründet. Zwei Gründe zum Feiern in dem „Ort zum Leben“, wie sich die Einrichtung der Lebenshilfe Wohnstätten für geistig behinderte Menschen selbst nennt.
Gefeiert wird am Samstag, 6. Juli, von 15 bis 21 Uhr. In dem Haus in ruhiger Kitzinger Wohnlage wird sechs Stunden lang ein Programm geboten, für das die Bewohner schon lange üben.
Nicht nur Max und Moritz werden in dem Gebäude mit der Nummer 25 auftreten. Das steht für Beständigkeit und gleichzeitig für Veränderung. Fragt man Bewohner, was heute anders ist als früher, dann geht Karin Kleinlein auf die baulichen Veränderungen ein. Das Wohnen ist für die 43 Bewohner angenehmer und komfortabler geworden. Nicht nur weil Einzelzimmer in den Wohngruppen Standard sind: „In der Küche ist viel mehr Platz zum Tratschen“, sagt Kleinlein über das im Jahr 2005 generalsanierte Gebäude.
„Viele Menschen sind hier ein- und ausgezogen.“
Berthold Friedrich Leiter des Wohnheims
Das hat eine lange Geschichte in einer Zeit, die von Veränderungen geprägt war. „Viele Menschen sind ein- und ausgezogen“, sagt Berthold Friedrich, der seit 1997 das Wohnheim leitet. Schon zum 20-jährigen Bestehen wird in der Festschrift festgestellt: Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit geistiger Behinderung hat sich seit den 80er Jahren verändert. Neue Formen der Unterstützung, Begleitung und Förderungen hätten sich entwickelt, das Wohnen und das Wohnheim verändert. Am Ziel habe sich nichts geändert: Das Wohnheim soll ein Zuhause sein. Wie Friedrich sagt, sollen die Bewohner bleiben können bis zum Tod, es sei denn der medizinische Pflegeaufwand ist so groß, dass es nicht mehr geht.
In der Festschrift findet sich auch die Idee, die hinter dem Gebäude steht: Da ist die Überzeugung, dass Menschen mit Behinderung ein Anrecht auf ein adäquades Wohnumfeld haben. Das Wohnheim mit seinen zahlreichen Angeboten und Betreuung soll genau das bieten und ein Ort zum Leben sein. Das unterschreibt der Leiter Berthold Friedrich und sein Team.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist im Lauf der vergangenen 30 Jahre viel passiert. Ein Blick zurück im Infokasten.
Das Wohnheim in der Tannenbergstraße – von 1983 bis heute
1973 bis 1979: 1973 wird die Mainfränkische Werkstätten GmbH gegründet. Aus ihr ging 2000 die Lebenshilfe Wohnstätten gGmbH Mainfranken hervor. Ab 1974 ist im heutigen Wohnheim die Werkstatt für Menschen mit Behinderung untergebracht.
1979 bis 1981: Erste Gespräche über eine Eröffnung des Wohnheims in Kitzingen finden statt. 1981 ziehen die Werkstätten in die Floßhafenstraße um, der Umbau beginnt.
1983: Nach einigen Verzögerungen ziehen Anfang Mai die ersten Bewohner ein. Josef Sauer, heute mit fast 80 Jahren der Älteste im Wohnheim, ist mit dabei. Die Aktion Sorgenkind ermöglicht den Kauf eine Busses, die Zeit der Gruppenfreizeiten beginnt. Im Oktober werden Bauarbeiten durchgeführt.
1984: Im April wird die zweite Wohngruppe eröffnet (zwölf Plätze und zwei für Notaufnahmen). Ende Mai wird das Wohnheim öffentlich eingeweiht.
1987: Am 1. August findet das erste Sommerfest des Wohnheims statt.
1989: Im Frühsommer wird die dritte Wohngruppe im zweiten Obergeschoss eröffnet.
1993: Ein wichtiges Ereignis war die Eröffnung der ersten Seniorengruppe. Die Lebenshilfe war damit bayernweit ganz vorne bei der Lösung der Frage dabei, wohin mit den älteren geistig behinderten Menschen, wenn sie aus den Werkstätten ausscheiden. Mit der Wohngruppe konnten die Menschen auch nach Erreichen der Rentnergrenze in der gewohnten Umgebung bleiben.
1995: Die erste Wohntrainingsgruppe wird eröffnet, in der die Behinderten auf ein Leben in eigenen Wohnungen vorbereitet werden.
2000: Am 1. Januar werden die Wohnheime der Mainfränkischen Werkstätten in eine gemeinnützige GmbH überführt. Es entsteht die Lebenshilfe Wohnstätten gGmbH Mainfranken mit Wohnstätten in Würzburg, Kitzingen und Ochsenfurt.
In der Floßhafenstraße wird eine neue Wohngruppe für 14 Plätze in zwei Gruppen geschaffen. Am 20. Juli ist offizielle Einweihung.
2005: Ein wichtiges Jahr: Die Wohnstätte in der Tannenbergstraße wird generalsaniert. Die Bewohner werden für die Zeit in einem Seniorenheim untergebracht.
2006: In Kitzingen wird das Wohntraining aufgegeben, das gibt es künftig nur noch in Würzburg.
2008: Große Jubiläumsfeier der Wohnstätten in Kitzingen (25 Jahre) und in Ochsenfurt (15 Jahre). Höhepunkt ist eine Schifffahrt der gesamten Festgemeinschaft von Kitzingen nach Ochsenfurt und zurück.
2009: Ein Stelle für übergreifende pädagogische Aufgaben wird geschaffen. Diese Stelle und zwei weitere gehen 2012 in die neu geschaffenen Fachdienste über.