Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

VOLKACH (LÖR/NOVO): Messler sollte 642 000 Mark zahlen

VOLKACH (LÖR/NOVO)

Messler sollte 642 000 Mark zahlen

    • |
    • |

    Weder Grundstücksbesitzerin Heide Messler noch ihr Würzburger Rechtsanwalt Wolfgang Baumann trauten ihren Augen, als sie Anfang September ein Schreiben des Landratsamtes Schweinfurt in Händen hielten. Die Kreisbehörde informierte sie darüber, dass sie Basaltwolle-Rückstände, Sperr- und Problemmüll vom Gelände der Firma Mevo bei Bergrheinfeld entsorgen ließ. Heide Messler, die inzwischen den Offenbarungseid leistete, erhielt einen Kostenbescheid über 642 081 Mark.

    Bekanntlich verlagerte die Firma Mevo Mitte der 80er Jahre ihren Sitz vom hochwassergefährdeten Firmengelände zwischen der heutigen Umgehungsstraße und der Mainlände bei Volkach nach Bergrheinfeld und erwarb hierzu 1986 etwa fünf Hektar vom Richtberg-Gelände, einem ehemaligen Schwellen-Imprägnierwerk. Rund 100 Beschäftigte produzierten bei Mevo Auspuff-Dämmungen.

    Wie sich inzwischen herausgestellt hat, ist die Fläche zum größten Teil mit Krebs erregenden Kohlenwasserstoffen verseucht, bis in eine Tiefe von rund 30 Metern. Voraussichtlich ab nächstem Jahr müssen 200 000 Tonnen Erdreich ausgehoben und entsorgt werden. Das verursacht Kosten in Höhe von etwa 30 Millionen Mark.

    In einem Brief hat Rechtsanwalt Baumann seine "große Bestürzung und sein Befremden" über die kostspielige Entsorgung von Basaltwolle und Müll zum Ausdruck gebracht. "Es ist ein schier unglaublicher Vorgang, dass Sie die Bitten einer von den Umständen des Falles an sich schon in außerordentlicher Weise betroffenen Grundstücksbesitzerin um ein Gespräch mehrfach ausgeschlagen, auf der anderen Seite aber ihre Behörde Sanierungsmaßnahmen - zudem ohne Rechtsgrundlage - mit einer Kostenfolge von weit über 600 000 Mark ohne Absprache mit der Eigentümerin durchführen lassen", so Baumann.

    Seine Mandantin Messler soll sich mehrfach um ein Gespräch mit Landrat Harald Leitherer bemüht haben. Sie sei an einer einvernehmlichen Lösung interessiert gewesen.

    Zu diesem Schluss kommt die Kreisbehörde nicht. Sie habe Baumann und Messler bereits am 17. März aufgefordert, die Abfälle zu entsorgen. Dem sei die Besitzerin nicht nachgekommen. Deshalb habe das Landratsamt den Müll gesetzeskonform an Stelle von Messler beseitigt. Wegen der Vermögenslosigkeit der Eigentümerin sei der Vollzug des Kostenbescheides zunächst ausgesetzt worden. Insofern versteht das Landratsamt die Vorwürfe Baumanns nicht.

    Zu den Besprechungsterminen, so eine Presserklärung der Kreisbehörde, sei zu sagen, dass der Landrat nicht bei jedem Gespräch anwesend sein könne und müsse. Das Amt habe der Kanzlei Baumann "vielfältige Besprechungsangebote" übermittelt, die regelmäßig nicht wahrgenommen worden seien.

    Grundsätzlich wird in der Mitteilung des Landratsamtes festgestellt, dass der Kauf eines mit Altlasten kontaminierten Grundstücks ein Risiko darstelle. Es sei auch der Kanzlei Baumann bekannt, dass der Steuerzahler nicht dafür geradestehen könne, wenn jemand einen Gewinn erzielen wolle, sich der Kauf aber nachträglich als "schlechtes Geschäft herausstellt". Die Kreisbehörde stehe aber nach wie vor für konstruktive Gespräche zur Verfügung.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden