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DETTELBACH: Mittelalter zum Mieten

DETTELBACH

Mittelalter zum Mieten

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    Immer schön vorsichtig: Beim Abstieg vom Stadtmauerturm in Dettelbach hieß es aufpassen. Über die verfaulte Holztreppe führt zurzeit nur eine Notleiter. Im Bild klettern am Donnerstagabend (von links) Michael Schuba, Manfred Berger und Herbert Holzapfel.
    Immer schön vorsichtig: Beim Abstieg vom Stadtmauerturm in Dettelbach hieß es aufpassen. Über die verfaulte Holztreppe führt zurzeit nur eine Notleiter. Im Bild klettern am Donnerstagabend (von links) Michael Schuba, Manfred Berger und Herbert Holzapfel. Foto: Foto: Torsten Schleicher

    Für die Wohnwand aus dem Möbelmarkt ist das Zimmer definitiv nichts: keine gerade Wand, vielleicht gut zwei Meter Deckenhöhe und fünf Meter Durchmesser. Die gute Stube des Stadtmauerturms in der Dettelbacher Langgasse ist eher was für Individualisten, so viel steht fest.

    „Klar ist, hier muss einiges investiert werden“

    Reinhold Kuhn Bürgermeister Dettelbach

    Das gilt auch für den Rest des Turmes, der dort steht, wo die Langgasse auf die Bahnhofstraße trifft. Erreichbar ist das Turm-Wohnzimmer zurzeit nur über eine Außentreppe. Die Toilette war wohl mal in einem Verschlag im Hof.

    Im Erdgeschoss gibt es noch einen zweiten Raum, in dem es momentan allerdings arg nach Schimmel riecht. Einen Keller hat der Turm auch, erreichbar über eine Bodenklappe im Fußboden, und – viel historisches Mauerwerk.

    Bis September 1990 war der Turm bewohnt, seitdem sucht die Stadt einen neuen Nutzer. Dass die Hoffnung im Rathaus nicht unbegründet ist, zeigt sich beim Blick auf andere Türme der Stadtmauer, die längst zum Wochenendsitz oder zur originellen Ferienwohnung umgebaut wurden. Ein Großteil der Mauertürme ist für solche Zwecke freilich ungeeignet. Entweder sind die Türme zu klein oder nur noch als Ruine vorhanden.

    52 Türme soll die Dettelbacher Stadtmauer einst gezählt haben. Historiker und Stadtgeschichtsschreiber Hans Bauer geht in seinem Buch „Dettelbach und seine Ortsteile“ (1983) jedoch nur von 41 Türmen aus. Ein großer Teil davon ist noch vorhanden. Von den 23 Türmen in städtischem Besitz ist der Turm in der Langgasse der einzige, der noch für eine Nutzung als Wochenendhaus oder als Galerie geeignet ist. Für die Stadt stellt sich nun die Frage, ob sich eine Renovierung lohnt. Grund genug für den Bauausschuss des Stadtrates, sich bei einem Ortstermin am Donnerstag ein Bild von der Situation zu verschaffen.

    Schon 2003 hatte es laut Bürgermeister Reinhold Kuhn eine Anfrage für eine Nutzung des Turmes als Galerie gegeben. Das Vorhaben habe sich dann aber wieder zerschlagen. Soll ein neuer Nutzer gefunden werden, dann muss die Stadt zunächst Geld in die Hand nehmen. „Klar ist, hier muss einiges investiert werden“, sagte Kuhn am Donnerstag. Der Sanierungsbedarf ist offensichtlich: Die Außentreppe ist verfault und muss abgestützt werden, eine Seitenmauer ist durch Pflanzenbewuchs beschädigt. Auch im Inneren gibt es eine Menge zu tun, vor allem der Schimmel im Untergeschoss muss beseitigt werden. Auf 20 000 Euro schätzt Bauamts-Technikchef Uwe Koßner den Finanzbedarf.

    Über die Behelfsleiter kletterten die Ausschussmitglieder am Donnerstag dann in den Wohnraum im Obergeschoss. Dass der letzte Bewohner hier schon lange das Licht ausgemacht hat, war nicht zu übersehen. Der runde Raum mit einem Durchmesser von fünf Metern gibt den verfallenen Charme der 70er Jahre wieder, vor allem in den Möbelresten und in der billigen „Kassettendecke“ aus Baumarkt-Plastik. Über dem Wohnzimmer gibt es noch Stauraum: Der Dachboden zumindest ist in recht gutem Zustand.

    Nach Kletterpartie und Besichtigung war man sich am Donnerstag einig, dass der Turm eine neue Chance verdient hat. Demnächst soll er für eine möglichst langfristige Nutzung ausgeschrieben werden. Sollte es ernsthafte Interessenten geben, dann will auch die Stadt das nötige Geld in die Hand nehmen, vorher jedoch nicht. Aber vielleicht kommt er ja bald, der neue Türmer in der Dettelbacher Langgasse.

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