Coronabedingt konnte die Jahreshauptversammlung der Umwelt- und Naturschutzgruppe Dettelbach im LBV (Landesbund für Vogelschutz) erst im Spätsommer stattfinden. Die Pandemie beeinflusste auch die Arbeit der Ortsgruppe (OG), wie Vorsitzender Ottmar Deppisch in seinem Rechenschaftsbericht erläuterte. So mussten Vorträge und Exkursionen abgesagt werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Naturschützer.
Die Landschaftspflegemaßnahmen wie Obstbäume schneiden, Streuobstflächen und Halbtrockenrasen mähen, Bäume pflanzen oder Nistkästen betreuen waren dagegen kaum beeinträchtigt. Der vor wenigen Jahren angelegte Totholzgarten erforderte nicht nur mehrfachen Arbeitseinsatz, sondern wurde pandemiebedingt auch zum Freiluftbesprechungsort. Und selbst die Ferienpassaktion 2020 – Besuch bei der Imkerin – spielte sich auf dem Gelände im Bibergauer Grund ab.
Immer wieder sind Greifvögel absichtlich herbeigeführten oder fahrlässigen Gefährdungen ausgesetzt. So wurde in der Gemarkung Bibergau eine tote Rohrweihe gefunden, die laut amtlichem Untersuchungsergebnis mit dem Kontraktgift Carbofuran vergiftet war. Ein besseres Ende gab es für einen Turmfalken, der sich mit seinen Krallen in einer Schnur verfangen hatte und damit in einem Baum verhedderte. Nur weil er rechtzeitig entdeckt wurde, konnte er mit Hilfe der LBV-OG und der Dettelbacher Feuerwehr gerettet werden, so die Mitteilung.
Der Bericht von Schatzmeister Peter Gräb zeigte den Anwesenden auf, dass die OG auf gesunden finanziellen Beinen steht. Rechnungsprüfer Berthold Niedermeyer betätigte eine ordnungsgemäße Kassen- und Belegführung. Auf der Ehrungsliste standen drei LBV-Mitglieder. Seit 40 Jahren gehört Dr. Karl Unger dem Verband an. Er führte zahlreiche Vogelstimmenwanderungen, nahm an Vogelzählungen teil und scheute sich auch nicht, bei Arbeitseinsätzen Rechen und Gabel in die Hand zu nehmen. Christine Konrad ist seit 20 Jahren dabei und Stefan Fackelmann, derzeit Schriftführer der OG, seit zehn Jahren.
Pflege eines Mäusebussards
Unter dem Punkt „Aktuelles und Vorausschau“ listete Deppisch eine Reihe von Aktivitäten auf, die im Jahr 2021 bereits gelaufen sind. Dazu gehören unter anderem Baumschnitt, Anbringung von Nisthilfen, Baumpflanzungen, Teilnahme an der „Tour de Müll“, Mitwirkung beim Ortolan-Monitoring, Ausarbeitung von Stellungnahmen, Arbeitseinsätze im Totholzgarten, Waldolympiade im Rahmen des Ferienprogramms, Beratung von Behörden und Privatpersonen sowie die Pflege eines verletzten Mäusebussards.
Sorgenfalten bei den Naturschützern verursacht die Planung des gigantischen Logistikzentrums der Firma s.Oliver im Industriegebiet-Ost. Hierzu gab die LBV-OG eine Vorabstellungnahme ab, in der man zwar anerkennt, dass auf Grund eines gültigen Flächennutzungsplans das Vorhaben nicht verhindert werden könne, aber doch Maßnahmen zu ergreifen sind, die die Auswirkungen der riesigen Flächenversiegelung mildern. Immerhin fallen allein auf der 7,8 Hektar großen Halle pro Jahr circa 43 Millionen Liter Niederschlagswasser an, die dem Main nicht ungebremst zugeführt werden dürfen, so die Mitteilung. Die Ereignisse in Rheinland Pfalz und Nordrhein Westfalen in diesem Sommer sollten Mahnung genug sein, war man sich in der Versammlung einig. Auch der Klimaschutz könne beim Bau berücksichtigt werden, indem die Dachfläche zur Umwandlung von Sonnenenergie genutzt wird.
Mit dem Herbst kommt für die OG die arbeitsintensive Zeit. Da gilt es, die eigenen und gepachteten Naturschutzflächen zu mähen und das Mähgut abzutransportieren. Außerdem muss die Obsternte eingebracht werden.