Ein Wohnhaus mit 25 Wohnungen in der leerstehenden Produktionshalle einer ehemaligen Schreinerei in Altenschönbach - mit diesem Plan war der Prichsenstädter Unternehmer Alexander Wehr an der heftigen Gegenwehr der Altenschönbacher gescheitert. Sie hatten sich in einer eigens dafür einberufenen Bürgerversammlung am 4. Februar nahezu einstimmig dagegen ausgesprochen.
Jetzt lag dem Stadtrat Prichsenstadt in der Sitzung am Donnerstagabend eine geänderte Bauvoranfrage vor: Umbau der Halle in ein Hotel/Motel. Der hätte der Rat sein Einvernehmen erteilen müssen, denn ein Hotel/Motel in einem Gewerbebetrieb ist zulässig. Gleichwohl verweigerte der Rat mehrheitlich mit zwei Gegenstimmen sein Einvernehmen. Denn Bürgermeister René Schlehr präsentierte dem Gremium und den vielen Zuschauern, überwiegend aus Altenschönbach, ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes, von dem Schlehr erst am Tag der Sitzung erfahren hatte. Unter dem Aktenzeichen BVerwG 4 C 43.89 hatte das Gericht im Jahr 1992 entschieden, dass "Beherbergungsbetriebe, in denen gewohnt wird oder die wohnähnlich genutzt werden, in Gewerbegebieten unzulässig" sind.
Die Grundlage für die geänderte Bauvoranfrage Wehrs war derselbe Plan, den der Unternehmer in der Bürgerversammlung ausgehängt und unter den Altenschönbachern verteilt hatte: 25 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Wehr hatte lediglich anstelle "Wohnungen" nun ein "Hotel/Motel" angefragt. "Deshalb handelt es sich eben nicht um ein Hotel oder Motel, sondern dort kann auch länger gewohnt werden", so Schlehr. Er verwies auf das Ein-Sterne-Motel Pelikan im Mainfrankenpark in Dettelbach, deren Zimmer durch ein automatisches Check-in-System auch außerhalb der Öffnungszeiten der Rezeption gebucht und bezogen werden können. "Diese Art Hotel wäre als Beherbergungsbetrieb auch in Altenschönbach zulässig gewesen, aber nach diesem Gerichtsurteil der höchsten Instanz im Verwaltungsrecht eben nicht."
Die rigorose Ablehnung stieß beim zweiten Bürgermeister Alfons Saugel auf einen gewissen Widerstand. Immerhin habe das Landratsamt auf Anfrage des Bürgermeisters einem Hotel/Motel zustimmen wollen, wie Schlehr in der Beschlussvorlage formuliert hatte. "Wir sollten das Thema zurückstellen und auf der Basis des Urteils erneut beim Landratsamt nachfragen", so sein Antrag. Mit 12:2 Stimmen lehnte der Rat das ab und verweigerte mit 12:2 Stimmen das Einvernehmen. Einstimmig sprach sich das Gremium gegen den Vorschlag der Verwaltung aus, einen Bebauungsplan aufstellen zu wollen, um sich ein Mitspracherecht für das von Wehr angefragte Vorhaben zu sichern.
Stromleitungen für Puma
Vom geplanten Neubau des Sportausrüsters "Puma" in Geiselwind ist auch Prichsenstadt betroffen, und zwar in Form von Stromtrassen, die durch das Gebiet der Großgemeinde führen sollen. Der Stromanbieter ÜZ Lülsfeld und die Dietz Logistik Grundbesitz GmbH wollen durch Kirchschönbach, Prichsenstadt und Rüdern zwei Trassen mit 20 kV-/LWL-Nachrichtenkabeln ziehen und beantragen eine "beschränkte persönliche Dienstbarkeit", um als Privatunternehmen gegen eine Gebühr gemeindlichen Grund nutzen zu dürfen.
Zwei Trassen sollen es deshalb werden, damit "Puma" immer noch Strom hat, wenn durch ein Unwetter eine ausfällt. Die Trassen beginnen ungefähr an der Schnittstelle der Gemarkungen von Prichsenstadt, Wiesentheid und Geesdorf und führen nicht ganz parallel, sondern versetzt über Geesdorf und Rüdern über Gräfenneuses und Geiselwind bis zu dessen Ortsteil Füttersee, wo Puma bauen will. Mit 14:0 zog der Stadtrat die Ampeln für die beiden Stromtrassen (Erdkabel) auf Grün.