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PRICHSENSTADT: Neues Hotel in der Altstadt: Vier Sterne in einem Stahlkorsett

PRICHSENSTADT

Neues Hotel in der Altstadt: Vier Sterne in einem Stahlkorsett

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    Seine Wiedererweckung erlebte das Gemäuer 2002, als Richard Gebert, Geschäftsführer der IEV Betriebs GmbH & Co. KG das Haus kaufte und sich sofort in die Sanierung stürzte. Die soll 2010 abgeschlossen sein und der mittelalterliche Bau als Vier-Sterne-Hotel mit Restaurant Gäste in seine Mauern locken. Der Freihof ist inzwischen so etwas wie eine ewige Baustelle. Seit 2002, als Gebert in dem damals schwer angeschlagenen Bau eigentlich seine Oldtimer unterbringen wollte, wird an dem Gemäuer gewerkelt – meist mit kleineren Handwerker-Teams .

    Da war viel zu tun: Der Freihof, der 1992 nur dank des Eingreifens des Landratsamts vor dem Einsturz gerettet wurde, war laut Gebert „faktisch nicht mehr nutzbar.“ Trotzdem kauft der Unternehmer das historische Gebäude, krempelt – vor allem finanziell und planerisch – die Ärmel hoch und versucht, das Gebäude wieder in seinen „Urzustand“ zurück zu versetzen – allen Bausünden der Vergangenheit zum Trotz.

    Der Geschäftsmann lässt durchhängende Balken und Decken hydraulisch heben, jedes Stockwerk kommt wieder auf die alte Höhe – 30 Zentimeter nach oben. Und um die gesamte Konstruktion stabiler zu machen, hält ein unauffällig untergebrachtes Stahlkorsett den Fachwerkbau zusammen.

    Das laut Gebert „älteste Haus“ von Prichsenstadt, das noch Teile von 1258 enthalte, verbindet Handwerks-Kunst der bodenständigen Art mit modernster Technik. So liegen rund 60 000 handgefertigte Biberschwanzziegel auf dem Dach, Handarbeit sind auch viele Bodenplatten, Tür- und Fenstereinfassungen. Eher versteckt ist die Technik im Haus, beispielsweise die Heizung, deren Wärmeenergie von den Wänden abstrahlt, wo warmes Wasser – gespeist von Solar-Kollektoren – in Schläuchen zirkuliert.

    Weil heutzutage kein Hotel ohne Wellness läuft, bekommt der Freihof samt Anbau seinen eigenen Wohlfühlbereich. Zu dem gehören ein Schwimmbad mit Gegenstromanlage und diverse Saunas, dazu kommt ein Massagebereich. Das 60-BettenHaus deckt Gebert zufolge neben dem Bereich Wellness auch das Segment der Tagungskunden ab. Betreiberin soll die Tochter des Unternehmers sein, die im Hotelbereich eine Ausbildung gemacht habe und das Haus als Direktorin leiten werde.

    Geberts Begeisterung über das Projekt wird nicht von jedem geteilt. Vor allem die lange Bauzeit hat bei manchem Nachbarn die Nerven strapaziert. Fast jeden Tag Baulärm und häufig schwere Maschinen vor der Haustüre – das ist Gabriele Strickner inzwischen zu viel. Ihr kleines Häuschen in der Kirchgasse ist direkter Nachbar des Freihofs und der Dauer-Bauarbeiten: „Wir haben keine Lebensqualität mehr“.

    Die Baustelle Freihof ist für die Leiterin einer Ballet-Schule ein Problem, die vielen Umbauten in ihrer Umgebung ein weiteres – wegen des Baulärms. Meist ist hier ebenfalls Gebert – über die IEV Betriebs GmbH – der Bauherr. Der Unternehmer hat im Umfeld des künftigen Hotels etliche Häuser gekauft. Die sollen vor allem der Technik und Versorgung des Tagungs-Wellness-Hotels dienen, so Gebert. Einzelne der Gebäude wurden inzwischen abgerissen und sollen neu gebaut werden.

    Das Hotel Freihof lässt noch einige Zeit auf sich warten, wie die teilweise noch unfertigen Räume vor allem in den oberen Bereichen zeigen. Trotzdem wird und wurde das historische Gemäuer seit 2007 teilweise schon für kulturelle Ausstellungen genutzt. Und die Eröffnung, eigentlich für 2008 geplant, soll jetzt laut Internet-Auftritt (www.freihof-prichsenstadt.de) im Frühjahr 2010 laufen.

    Daten & Fakten

    Der Freihof Der Freihof wird in einer Urkunde der Grafen zu Castell erstmals 1258 gemeinsam mit Brisendorf (Prichsenstadt) erwähnt – als einziger voll ausgestatteter Hof des Dorfes. In seiner jetzigen Spätrenaissance-Form wurde das Gebäude 1592 errichtet, als Tagungsort für die Konvente der fränkischen Reichsritter. Der Hof kam im Lauf der Geschichte in verschiedene Hände. Nach der Vertreibung der letzten jüdischen Besitzer, 1938, stand der Freihof lange leer, bis Flüchtlinge hier einzogen. Seit 1949 wurde das Gemäuer auch als Viehhandlung genutzt. 2002 kaufte die IEV Betriebs-GmbH (Richard und Roman Gebert) das Gebäude.

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