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Wiesentheid: Pastoraler Raum: Sankt Benedikt wirkt als Kirchennetzwerk

Wiesentheid

Pastoraler Raum: Sankt Benedikt wirkt als Kirchennetzwerk

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    Dekan Peter Göttke leitet als Pfarrer in Wiesentheid den pastoralen Raum, ein Pilotprojekt der Diözese Würzburg mit insgesamt 27 Kirchenorten.
    Dekan Peter Göttke leitet als Pfarrer in Wiesentheid den pastoralen Raum, ein Pilotprojekt der Diözese Würzburg mit insgesamt 27 Kirchenorten. Foto: Caroline Münch

    Der Pastorale Raum Sankt Benedikt ist ein Pilotprojekt der Diözese Würzburg. Es ist eine Reaktion auf fehlende Pfarrer und den Rückgang der Kirchgänger. Die Diözese Würzburg plant bis Oktober nunmehr 39 Pastorale Räume. Sankt Benedikt mit fünf Pfarreiengemeinschaften gibt es seit drei Jahren. "Begonnen hat der Prozess der Konzeptionierung aber eigentlich schon im Jahr 2015, die letzte Pfarreiengemeinschaft entstand 2011", erinnert sich Dekan Peter Göttke (Wiesentheid), der den pastoralen Raum leitet. Er blickt zurück und erzählt, wie er die Kirchenorte zusammenhält.

    Mit der Entwicklung des Pastoralen Raums sind ganz viele Menschen kreativ geworden. "Ich bin total überrascht, was die Menschen für Ideen haben, ich finde die richtig gut", freut sich Göttke. Dabei sei es im Pastoralen Raum wichtig, die Menschen einfach mal machen zu lassen und keine Denkverbote auszusprechen. "Unser Motto ist es, alles auszuprobieren, Fehler machen erwünscht. Daraus lernen wir das meiste." Ehren- und Hauptamtliche leisten in den Gemeinden mehr als vorher, sie übernehmen zum Beispiel die Seelsorge vor Ort und sind bereit, Kinder- oder Familiengottesdienste zu organisieren. Sie hätten mehr Verantwortung "und gerade in den Kleinstgemeinden sehe ich da ganz großes Engagement", so Göttke. Die Diözese bietet dafür Ausbildungen an, wie zum Beispiel Kurse für Gottesdienstbeauftragte, die sehr nachgefragt sind.

    Das Leitbild orientiert sich am heiligen Benedikt

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    Der Pastorale Raum lebt also von Ehren- und Hauptamtlichen, die Ideen entwickeln und das kirchliche Miteinander in der Gemeinde lebendig halten, aber auch vom pastoralen Team, das ein strukturiertes Netzwerk aller Gemeinden aufbaut. Das zwölfköpfige Team sieht sich nicht nur als Verwaltungseinheit, sondern als "kollegiales Miteinander im Glauben", erklärt Göttke. Das ist das Leitbild und auch das Geheimnis hinter dem Konstrukt. Das Leitbild folgt so den Regeln des heiligen Benedikt, dem Namenspatron des pastoralen Raums.

    Das ist auch das Wichtigste und Schwierigste bei solch einem Projekt berichtet der Pfarrer: "Der Prozess des Zusammenwachsens und Netzwerkbildens muss eine Struktur haben." Der Raum hat konzentrische Kreise, das heißt, das Pastoralteam erarbeitet im Kern Fragen sowie Themen und gibt diese nach außen an Repräsentanten der Pfarrgemeinden und Kirchenpfleger, und damit auch an die Gemeinden. Diese entwickeln Ideen weiter und alles kommt wieder zum Pastoralteam zurück. Göttke rät allen, die vor denselben Herausforderungen stehen: "Beschließt nichts im stillen Kämmerchen und nehmt gleich alle mit. Das ist uns immer wieder mal auf die Füße gefallen, und dann haben wir wieder eine Ehrenrunde gebraucht, um alle auf den gleichen Stand zu bringen."

    Der pastorale Raum erfüllt nicht alle Erwartungen

    Der Pastorale Raum bietet Vorteile, wie zum Beispiel die gegenseitige Nutzung von Kirchen oder gemeinsame Veranstaltungen, hat aber auch Kritiker. "Ein Punkt ist zum Beispiel, dass es in der Gemeinde nicht mehr den einzelnen Priester des Vertrauens gibt, der für alles zuständig ist", sagt Göttke. Es gibt auch keine beliebigen Termine mehr für Taufen. Jetzt gibt es ein rotierendes System, alle sind zu Gottesdiensten in allen Gemeinden eingeladen. "Ich glaube aber, dass die Menschen spüren, dass sich etwas ändern muss und ich hoffe, dass wir sie so mitnehmen können, wie wir im Moment arbeiten."

    Am meisten verändert habe sich in den vergangenen zehn Jahrn die Rolle des Pfarrers selbst. "Dort, wo ich jetzt Pfarrer bin, da waren früher 13", erinnert sich Göttke. Und diese hätten ganz anders gearbeitet als heute. Damals gab es noch keine Auslandswallfahrten, Familien- oder Kindergottesdienste. Die Arbeit jetzt sei im Vergleich zu früher viel differenzierter. Heute könne man nichts mehr zu dritt bei einer Tasse Kaffee besprechen, sondern nur noch mit Tagesordnung.

    Dekan Peter Göttke leitet den Pastoralen Raum Sankt Benedikt, der ein Pilotprojekt der Diözese Würzburg mit insgesamt 27 Kirchenorten ist.
    Dekan Peter Göttke leitet den Pastoralen Raum Sankt Benedikt, der ein Pilotprojekt der Diözese Würzburg mit insgesamt 27 Kirchenorten ist. Foto: Malter Krapf

    "Früher habe ich viel breiter gearbeitet in Wiesentheid, überall alles gemacht. Heute bin ich für vieles nicht mehr zuständig und das ist auch gut so, weil das Projekt sonst nicht funktionieren würde", erklärt Göttke. Dadurch dass der Pastorale Raum ein Leitungsduo mit Göttke und Verwaltungsleiterin Anja Dürrnagel hat, könne er sich primär um Gottesdienste, Teamleitung, Seelsorge und um Kontakte zum Ordinariat sowie das Dekanat kümmern, und Dürrnagel um die Verwaltung. Insgesamt habe der pastorale Raum sowohl bei den Haupt- als auch bei den Ehrenamtlichen viele Frauen in verantwortlichen Positionen, freut sich Göttke. Trotzdem, sagt er, "gibt es kirchenrechtlich Punkte, wo es einfach nicht geht. Darunter leiden wir auch sehr und da muss ganz dringend etwas getan werden. Ich setzte große Hoffnungen auf den synodalen Weg."

    Konstanten im pastoralen Raum

    Die Abteikirche in Münsterschwarzach ist sowohl ein räumliches als auch ein geistliches Zentrum für die Diözese. Die Gemeinden des Pastoralen Raums liegen um die Klostermauern herum. "Die Abtei ist eine große Konstante durch das, was die Mönche an Seelsorge und an Impulsen im Gästehaus und an Veranstaltungen leisten." Ein anderer wichtiger spiritueller Ort des Pastoralen Raums sei der Schwanberg mit dem Friedwald.

    Sankt Benedikt zeigt, dass die Grundstruktur des Pastoralen Raums für die Kirche geeignet ist. Sie muss aber an die jeweiligen Gemeinden angepasst werden und sich mit der Zeit weiterentwickeln, sagt Göttke. "Das Konstante ist der Wandel."

    Sankt BenediktDer Pastorale Raum liegt im östlichen Teil des katholischen Dekanats Kitzingen. Derzeit sind dort fünf Pfarreiengemeinschaften mit 27 Kirchenorten vertreten: Obervolkach, Maininsel, Stadtschwarzach-Scharzenau-Reupelsdorf, Kirchschönbach-Stadelschwarzach-Wiesentheid und Großlangheim-Rödelsee.Die Pfarreiengemeinschaft St. Urban Volkach war seit Beginn maßgeblich an der Konzeptionierung sowie Planung beteiligt und werde in Zukunft auch sichtbar in den Pastoralen Raum aufgenommen, dem dann 32 Kirchenorte angehören werden, sagt Dekan Peter Göttke.

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