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KITZINGEN/PRICHSENSTADT: Pferde: Geliebt und gegessen

KITZINGEN/PRICHSENSTADT

Pferde: Geliebt und gegessen

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    Pferdefreunde: Für Melanie Blumhagen (Zweite von rechts) und ihre Freundinnen käme Pferdefleisch nie in Frage.
    Pferdefreunde: Für Melanie Blumhagen (Zweite von rechts) und ihre Freundinnen käme Pferdefleisch nie in Frage. Foto: Foto: Daniel Herbig

    Melanie Blumhagen liebt Pferde. Gemeinsam mit ihrer Familie betreibt sie in Prichsenstadt einen Reiterhof. 24 Pferde verschiedenster Rassen sind hier untergebracht, sie genießen die ersten Sonnenstrahlen des Jahres. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, freut sich die Pferde-Enthusiastin. Für sie sind die Tiere „Freunde, Sportpartner und Kollegen“ – auf dem Mittagstisch würden Pferde bei ihr niemals landen.

    Damit teilt Melanie Blumhagen die Einstellung der meisten Deutschen, was anhand des Pferdefleisch-Skandals deutlich wird. In zahlreichen Billig-Lebensmitteln fanden vor wenigen Wochen Kontrolleure Spuren von Pferde-DNA, die nicht auf der Verpackung angegeben waren. Was folgte, war ein großer Aufschrei: Nicht nur wegen der falschen Etiketten, sondern eben auch wegen des Fleisches.

    „Manche sehen Pferdefleisch sogar als Delikatesse.“

    Ulrich Wachter Metzger

    Pferde isst man eben nicht – oder doch? Zwar liegt Deutschland im europäischen Vergleich beim Pferdefleischkonsum mit jährlich 50 Gramm pro Kopf ganz hinten, einige Pferdemetzgereien gibt es allerdings doch noch. „Manche sehen Pferdefleisch sogar als Delikatesse“, sagt der Metzger Ulrich Wachter - „obwohl es früher als Arme-Leute-Essen galt“. Pferd schmecke etwas süßer als Rind und Schwein, sei reich an Eiweißen und für Diäten geeignet.

    Dennoch ist der Konsum verpönt. Der Metzger hat dafür Verständnis: „Kinder schwärmen für Pferde. Wenn man ihnen erklärt, dass für die Wurst ein Pferd geschlachtet wurde, dann kommen sie so schnell nicht mehr, das macht sie fertig.“ Er selbst hat kein Pferdefleisch im Angebot, es würde kaum Abnehmer finden.

    Aus rein gesundheitlicher Sicht spricht nichts gegen den Konsum von Pferdefleisch. Schweine- und Rinderfleisch ist auch nicht gesünder, dennoch landet es massenhaft bei uns auf dem Mittagstisch. Darüber regt sich kaum jemand auf – bei Pferden wäre das anders, erklärt Wachter: „Sie haben etwas Feines, etwas Edles“. Für viele sei es absolut unakzeptabel, solche Tiere zu schlachten, obwohl es rechtlich legal ist.

    Durch strenge EU-Richtlinien soll gewährleistet werden, dass die Schlachtung der Einhufer für die Tiere möglichst stressfrei abläuft. Für Melanie Blumhagen gibt es dennoch ein Problem: Die Tiere würden häufig ins Ausland transportiert, um dort geschlachtet zu werden. Die Fahrt kann für die oft alten und gebrechlichen Tiere zur Tortur werden, meint sie: „Bei so einem Transport hätte ich kein gutes Gefühl. Da leiden die Tiere nur unnötig.“

    Trotz aller Ablehnung hat Melanie Blumhagen sogar einmal Pferdefleisch gegessen – allerdings ohne es vorher zu wissen. „Ich fand es rein geschmacklich nicht gut“, urteilt sie. Die Tiere auf dem Reiterhof in Prichsenstadt werden auf jeden Fall nicht geschlachtet: „Es würde sich einfach nicht richtig anfühlen“. Ob hier sonst irgendjemand Pferdefleisch essen würde, fragt Melanie Blumhagen die anwesenden Reiterinnen. „Nein“, das ist die ebenso einstimmige wie empörte Antwort. Eine junge Pferde-Liebhaberin bringt es auf den Punkt: „Ich würde ja auch meinen Opa nicht essen.“

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