Bianca Werner traute ihren Augen nicht: eine Störche-Invasion in Kleinlangheim! Um die 20 Tiere zählte die Zeitungsausträgerin – und vergaß dabei auch nicht, mit dem Handy jede Menge Fotos zu machen. Die Frage, was die Vögel am Dienstag nach Kleinlangheim auf Dächern, Lampen, Bäumen und auf einem Kran getrieben hatte, beantwortete sich am nächsten Morgen: Es war um eine Übernachtung gegangen. Am Mittwochmorgen in der Dämmerung klapperten kurz die Schnäbel – und dann war es auch schon wieder Zeit für den Aufbruch.
Wer die Reisegruppe war und was sie genau vorhat, lässt sich auch von den Fachleuten vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern in Hilpoltstein nur schwer beantworten. Zwar bilden sich am Ende des Sommers generell Reisegruppen, um gemeinsam nach Süden zu fliegen – aber dafür ist es eigentlich noch zu früh.
Vielleicht, so die Vermutung der Fachleute, handelt es sich um eine Gruppe, die gemeinsam auf Nahrungssuche gegangen ist. Wie die Stare sind auch Störche gerne in Schwärmen unterwegs. Wobei in diesem Fall vieles dafür spricht, dass es sich um Jungtiere handelt: Die sind nach drei Monaten nämlich so weit, dass sie sich von den Eltern trennen. Dann suchen sie sich eine Reisegruppe, um gemeinsam in wärmere Gefilde aufzubrechen.
Überwintern in Südeuropa
Einen echten Zeitplan für diesen Aufbruch gibt es allerdings nicht mehr: Immer mehr Störche treten nicht die große Reise nach Afrika an, sondern verbringen den Winter in Südeuropa. Hier zählt mittlerweile Spanien zu den bevorzugten Zielen, wissen die Vogel-Experten in Hilpoltstein.

Zu der Kleinlangheimer Gruppe gehörten die Geiselwinder Störche aber nicht. Dort wuchsen drei Jungstörche auf, nachdem ein viertes Tier die Eisheiligen samt der Niederschläge – über 100 Liter in zwei Tagen – nicht überlebt hatte. Zu Nässe und Kälte hatte sich noch ein Versorgungsproblem gesellt: Die Alttiere fliegen nicht mit nassem Gefieder, weshalb in Geiselwind kurzzeitig Futtermangel herrschte.
Prächtig entwickelt
Das Nachwuchs-Trio hat sich anschließend um so prächtiger entwickelt. Die fünfköpfige-Storchenfamilie noch einmal im Nest zu erwischen, daran ist Geiselwinds Bürgermeister Ernst Nickel zuletzt mehrfach gescheitert. Wann auch immer er den Kirchturm erklimmen wollte, um von oben einen Blick auf das Nest auf dem Kirchendach zu werfen, war irgendwer von der Fünferbande unterwegs. Der Geiselwinder Nachwuchs erkundet gerade die Welt und macht sich bereit, das Nest in absehbarer Zeit zu verlassen.
Dann werden die Geiselwinder Storchenkinder ihrerseits versuchen, sich einer Gruppe für die gemeinsame Reise anzuschließen. Interessant dabei ist: Laut der Storchen-Experten in Hilpoltstein habe man an mit Sendern ausgestatteten Tieren festgestellt, dass der Nachwuchs bei den Reisen in den Süden interessanterweise die gleiche Strecke nutzen wie ihre Vorfahren.
