Die Sanierung des Kirchturmes der St. Lautrentius-Kirche in Repperndorf hat mit der Abnahme der Turmkugel begonnen. Beim Gemeindefest am Sonntag nahm Jürgen Degan Turmkugel und Wetterfahne an den Haken des Teleskopkranes und ließ sie – beobachtet von zahllosen Zuschauenden mit Handykameras – nach unten schweben.

Mit großer Spannung wurde verfolgt, wie die Kupferkartusche entnommen wurde, deren Inhalt allerlei Informationen aus der Vergangenheit erwarten ließ. Als die Kartusche letztmals 1968 verschlossen wurde, hat der Spengler hervorragende Arbeit geleistet. Obwohl der Deckel der Kartusche nur aufgesteckt und nicht verlötet war, blieb der Inhalt mit alten Schriften von Feuchtigkeit verschont.
Pfarrerin Doris Bromberger und Ruhestandspfarrer Wilhelm Erhard inspizierten die Schriftstücke, die nach ersten Erkenntnissen bis in das Jahr 1787 zurückreichen und Informationen von 1760 zitieren. Enthalten ist auch eine Bevölkerungsliste aus dem Jahr 1852.

Der jüngste Eintrag stammt aus dem Jahr 1968 und ist vom damaligen Bürgermeister Hans Dappert – Repperndorf war damals noch eine eigenständige Gemeinde – unterschrieben. Weitere Unterzeichner sind Kirchenvorstandsmitglied Fritz Weltner und Pfarrer Hans-Jürgen Plessing.
An der mit Blattgold beschichteten Turmkugel wurde ein Einschussloch festgestellt und gegenüber ein weiteres Loch, dessen Form den Austritt des Geschosses verrät. Es muss mit einer schweren Waffe geschossen worden sein, denn ein kleines Projektil hätte das Blech der Kugel nicht durchdrungen, eine Bleikugel wäre so verformt worden, dass die Energie zum Austritt auf der gegenüberliegenden Seite nicht ausgereicht hätte.

Die Turmkugel verrät mit zahlreichen erkennbaren Reparaturstellen, dass sie öfter als Zielobjekt gedient hat, möglicherweise in der Zeit des Krieges. Nach der Instandsetzung werden Turmkugel und Wetterfahne wieder aufgesetzt. Bis dahin wird die Turmspitze für rund 322.000 Euro saniert, Baulastträger ist die Stadt Kitzingen. Erforderlich sind neben der Beschieferung eine teilweise Erneuerung des Turmgebälks und des Glockenstuhls, dessen Stahlkonstruktion einschließlich der Verschraubungen korrodiert ist und nach rund 100 Jahren nicht mehr verwendet werden kann. Ein Neubau ist wirtschaftlicher, zitierte Architekt Martin Zeltner aus dem Gutachten.
Auch die vorhandene Stahlglocke von 1923, die als Ersatz für eine im Ersten Weltkrieg eingezogene Bronzeglocke installiert wurde, muss durch einen Neuguss ersetzt werden, der bereits in den kommende Wochen erfolgt.
Die älteste vorhandene Glocke wurde 1617 von Barbara Weicker gestiftet und war als "Bärbele" genannte Feuerglocke eingesetzt, sie soll in die Glockenstube eingebaut werden.

