Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

Dettelbach: Repperndorfer Turmkugel enthält uralte handschrfitliche Informationen – und Einschusslöcher

Dettelbach

Repperndorfer Turmkugel enthält uralte handschrfitliche Informationen – und Einschusslöcher

    • |
    • |
    Die Kartusche in der Turmkugel wurde letztmals 1968 befüllt. Hans Dappert war damals Bürgermeister – Repperndorf war damals noch eine eigenständige Gemeinde.
    Die Kartusche in der Turmkugel wurde letztmals 1968 befüllt. Hans Dappert war damals Bürgermeister – Repperndorf war damals noch eine eigenständige Gemeinde. Foto: Gerhard Bauer

    Die Sanierung des Kirchturmes der St. Lautrentius-Kirche in Repperndorf hat mit der Abnahme der Turmkugel begonnen. Beim Gemeindefest am Sonntag nahm Jürgen Degan Turmkugel und Wetterfahne an den Haken des Teleskopkranes und ließ sie – beobachtet von zahllosen Zuschauenden mit Handykameras – nach unten schweben.

    Am Haken eines Teleskopkrans schwebte die Turmkugel mit Wetterfahne von der Kirchturmspitze; gut sichtbar ist das Einschussloch.
    Am Haken eines Teleskopkrans schwebte die Turmkugel mit Wetterfahne von der Kirchturmspitze; gut sichtbar ist das Einschussloch. Foto: Gerhard Bauer

    Mit großer Spannung wurde verfolgt, wie die Kupferkartusche entnommen wurde, deren Inhalt allerlei Informationen aus der Vergangenheit erwarten ließ. Als die Kartusche letztmals 1968 verschlossen wurde, hat der Spengler hervorragende Arbeit geleistet. Obwohl der Deckel der Kartusche nur aufgesteckt und nicht verlötet war, blieb der Inhalt mit alten Schriften von Feuchtigkeit verschont.

    Pfarrerin Doris Bromberger und Ruhestandspfarrer Wilhelm Erhard inspizierten die Schriftstücke, die nach ersten Erkenntnissen bis in das Jahr 1787 zurückreichen und Informationen von 1760 zitieren. Enthalten ist auch eine Bevölkerungsliste aus dem Jahr 1852.

    Umgeben von neugierigen Blicken wirft Pfarrerin Doris Bromberger mit Jürgen Degan einen Blick auf den Inhalt der Kartusche
    Umgeben von neugierigen Blicken wirft Pfarrerin Doris Bromberger mit Jürgen Degan einen Blick auf den Inhalt der Kartusche Foto: Gerhard Bauer

    Der jüngste Eintrag stammt aus dem Jahr 1968 und ist vom damaligen Bürgermeister Hans Dappert – Repperndorf war damals noch eine eigenständige Gemeinde – unterschrieben. Weitere Unterzeichner sind Kirchenvorstandsmitglied Fritz Weltner und Pfarrer Hans-Jürgen Plessing.

    An der mit Blattgold beschichteten Turmkugel wurde ein Einschussloch festgestellt und gegenüber ein weiteres Loch, dessen Form den Austritt des Geschosses verrät. Es muss mit einer schweren Waffe geschossen worden sein, denn ein kleines Projektil hätte das Blech der Kugel nicht durchdrungen, eine Bleikugel wäre so verformt worden, dass die Energie zum Austritt auf der gegenüberliegenden Seite nicht ausgereicht hätte.

    Irgendwann nach 1968 muss die Repperndorfer Turmkugel Ziel einer großkalibrigen Waffe gewesen sein wie das Einschussloch beweist.
    Irgendwann nach 1968 muss die Repperndorfer Turmkugel Ziel einer großkalibrigen Waffe gewesen sein wie das Einschussloch beweist. Foto: Gerhard Bauer

    Die Turmkugel verrät mit zahlreichen erkennbaren Reparaturstellen, dass sie öfter als Zielobjekt gedient hat, möglicherweise in der Zeit des Krieges. Nach der Instandsetzung werden Turmkugel und Wetterfahne wieder aufgesetzt. Bis dahin wird die Turmspitze für rund 322.000 Euro saniert, Baulastträger ist die Stadt Kitzingen. Erforderlich sind neben der Beschieferung eine teilweise Erneuerung des Turmgebälks und des Glockenstuhls, dessen Stahlkonstruktion einschließlich der Verschraubungen korrodiert ist und nach rund 100 Jahren nicht mehr verwendet werden kann. Ein Neubau ist wirtschaftlicher, zitierte Architekt Martin Zeltner aus dem Gutachten.

    Auch die vorhandene Stahlglocke von 1923, die als Ersatz für eine im Ersten Weltkrieg eingezogene Bronzeglocke installiert wurde, muss durch einen Neuguss ersetzt werden, der bereits in den kommende Wochen erfolgt.

    Die älteste vorhandene Glocke wurde 1617 von Barbara Weicker gestiftet und war als "Bärbele" genannte Feuerglocke eingesetzt, sie soll in die Glockenstube eingebaut werden.

    Unter Beifall entnahm Jürgen Degan die in der Turmkugel enthaltene Kupferkartusche mit Informationen aus der Vergangenheit.
    Unter Beifall entnahm Jürgen Degan die in der Turmkugel enthaltene Kupferkartusche mit Informationen aus der Vergangenheit. Foto: Gerhard Bauer
    Umgeben von vielen Beobachtern, wie Oberbürgermeister Stefan Güntner, sichten Pfarrerin Doris Bromberger und Pfarrer Wilhelm Erhard den Inhalt der Turmkugel.
    Umgeben von vielen Beobachtern, wie Oberbürgermeister Stefan Güntner, sichten Pfarrerin Doris Bromberger und Pfarrer Wilhelm Erhard den Inhalt der Turmkugel. Foto: Gerhard Bauer
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden