Im Herbst 2019 wurde im Zuge der Umgestaltung der Räume in der ehemaligen Volksschule von Segnitz auch die Gemeindebücherei neu gestaltet. Neben dem Umzug in den ehemaligen Jugendraum erarbeitete das Büchereiteam ein Konzept, bei dem sich die Bücher- und Medienauswahl künftig schwerpunktmäßig auf Jugendliche und Kinder konzentriert.
Die Einweihung der neuen Bücherei lag ganz in der Nähe des 110. Geburtstages dieses "Bildungszentrums". Denn die Bücherei ist die Nachfolgerin der Dr. Eduard Krauß'schen Volksbücherei. Krauß stammte aus Hohenfeld und praktizierte lange Jahre als Arzt in Dresden. Nachdem es ihm gelungen war, in mehreren Gemeinden des Landkreises Büchereien einzurichten, gründete er 1911 mit "allerhöchster Genehmigung" des Prinzen Luitpold von Bayern die nach ihm benannte Bibliotheksstiftung.
Grundausstattung von 515 Büchern
Sie hatte den Zweck "die Gemeindeangehörigen in ihren Mußestunden durch nützliche Schriften zu belehren und zur Weiterbildung anzuregen, sie nach mühsamer Arbeit zu erheitern, in trüben Stunden zu ermutigen, ferner auf die Jugend auch außerhalb der Schule erzieherisch zu wirken, sie zu begeistern für alles Wahre, Gute und Schöne". Die Gemeinden, die sich bereit erklärten, die Krauß'sche Bibliotheksstiftung anzunehmen, mussten sich zu einem jährlichen Zuschuss und einer würdigen Unterbringung der Bücherei verpflichten.
So erhielt Segnitz am 20. Februar 1910 eine Grundausstattung von 515 Büchern, einen Schrank und eine finanzielle Ausstattung. Die Ausgabe von jeweils höchstens vier Büchern erfolgte sonntags zwischen 14 und 15 Uhr im Pfarrhaus. Die Leihgebühr pro Buch betrug zwei Pfennige, im Abonnement 50 Pfennige für das ganze Jahr. Mittellose Einwohner waren von der Leihgebühr befreit.
Aktionstag am 20. Februar
Die Krauß'schen Bibliotheken wurden im Laufe der Zeit je nach finanziellen Mitteln der Gemeinden mehr oder weniger ergänzt. So machte auch die Literatur den jeweiligen Zeitgeist mit und wurde mitunter auch zur "Erziehung und Umerziehung" des Volkes missbraucht. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als man in den 1950er Jahren allmählich wieder mehr Zeit und Muße für das Lesen fand, erfuhr auch die Segnitzer Bücherei eine Modernisierung. Allerdings bedeutete das, dass die Krauß`schen Bücher beim Abbruch des Pfarrhauses im Jahr 1970 einfach entsorgt wurden.
Die neue Bücherei befand sich bereits seit 1965 im Keller des Rathauses. Allerdings wurde bald fest gestellt, dass das dortige Klima und die Feuchtigkeit für den Buchbestand völlig ungeeignet waren. Deshalb zogen die Segnitzer Bücher in den ehemaligen Werkraum, dem heutigen Museum Segeum, und anschließend in ein Klassenzimmer im Schulhausanbau um. Nach dem nun vorläufig letzten Umzug in den ehemaligen Jugendraum und mit der Neukonzeption wurde aus der Gemeindebücherei eine Mehrgenerationenbibliothek, in der Kinder spielen, Jugendliche lesen oder surfen, Erwachsene Bücher ausleihen und die Großeltern Kaffee trinken können. Aus Anlass des Jubiläums bietet das Büchereiteam am 20. Februar einen Aktionstag für Kinder und Erwachsene.