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IPHOFEN: Selten geworden: Lebende Muschel im Bach

IPHOFEN

Selten geworden: Lebende Muschel im Bach

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    Die Bachmuschel war einst die häufigste Süßwassermuschel in Europa. Heute ist sie in Deutschland vom Aussterben bedroht.
    Die Bachmuschel war einst die häufigste Süßwassermuschel in Europa. Heute ist sie in Deutschland vom Aussterben bedroht. Foto: Foto: Martin Nefzger

    Sie ist klein, oval – und vom Aussterben bedroht. Die Bachmuschel war vor rund 100 Jahren noch die häufigste Süßwassermuschel in Europa. Durch Gewässerverschmutzungen und Bachbegradigungen sind jedoch immer mehr Populationen verschwunden, heute steht die Art auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere. Doch in Bayern ist das Wasserlebewesen noch heimisch – einige kleine und sogar 13 große Vorkommen mit mehr als 10 000 gibt es hier. Und auch im Landkreis Kitzingen lebt die kleine, braune Muschel.

    Bis zu 20 000 Schalentiere

    Ihrem Schutz verschrieben hat sich Frank Stierhof aus dem Iphofer Ortsteil Dornheim. Er ist ausgebildeter Muschelberater und kümmert sich um die Population, die im Rehberggraben lebt. Dieser liegt in der Nähe des Iphöfer Ortsteils Dornheim, an der Grenze zu Mittelfranken. Früher lebten hier bis zu 20 000 der kleinen Schalentiere, zeitweise war die Population auf nur 3000 Exemplare geschrumpft. Heute hat sie sich wieder etwas erholt – etwa 6000 Muscheln bevölkern nun den Bach.

    Die Bachmuschel als Entenfutter

    „Früher gab es die Bachmuschel flächendeckend in ganz Bayern“, erklärt Stierhof. Zeitweise sei sie schaufelweise aus Bächen geholt und an Enten verfüttert worden. Doch Bachbegradigungen und übermäßige Düngung hätten der Art stark geschadet. „Im Landkreis Kitzingen gibt es die Muscheln nur noch hier“, so Stierhof weiter.

    Sauberkeit ist wichtig

    Ähnlich ist die Situation im Rest des Bundeslandes. Hier ist die Zahl der Tiere, laut Landesamt für Umweltschutz, seit den 1950er Jahren stark zurückgegangen. Der Großteil der Art ist verschwunden. Dabei ist sie für die Sauberkeit der Gewässer wichtig: „Pro Stunde filtert eine Bachmuschel etwa drei bis vier Liter Wasser“, sagt Doris Hofmann vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken. Sie ist dort für Projekte im südlichen Steigerwald zuständig und betreut auch die Population an der Grenze zu Unterfranken.

    Für einen sauberen Bach

    „Nicht nur, dass die Bachmuschel organische Partikel im Wasser verwertet. Sie filtert auch anorganische Stoffe heraus“, sagt sie. So würde die Muschel zum Beispiel im Wasser gelöste Erde filtern und mit einer Schleimschicht umgeben. Durch das zusätzliche Gewicht sinkt die Erde auf den Boden und lagert sich dort ab – und das Wasser wird klarer. Nur wenn zu viel Schmutz im Bach sei, gebe es Probleme. „Das kann die Muschel dann nicht mehr filtern“, erklärt Hofmann. „Die hat dann irgendwann den Bauch voller Erde und verhungert, weil sie nichts anderes mehr aufnehmen kann.“

    Algen weg, Müll entsorgen

    Dafür, dass das Wasser sauber genug für das Wasserlebewesen bleibt, sorgt am Rehberggraben Frank Stierhof. „Ich bin dafür da, dass ich den Bach kontrolliere“, sagt er. So würde er übermäßig wachsende Algen entfernen, Müll entsorgen und Biberstaudämme lockern, damit sich nicht zu viel Wasser anstaut. Allerdings sei der Biber, anders als zunächst gedacht, gut für die Muscheln.

    „Wir hatten erst Angst, dass sich der Biber und dir Muscheln nicht vertragen“, erzählt Stierhof. „Aber das geht wirklich gut.“ Mit ihren Dämmen sorgen die Bieber dafür, dass sich mehr Wasser anstaut und die Bäche auch in heißen Sommern nicht austrocknen, was für die Muscheln fatal wäre.

    Der Bisam als Gefahr

    Ein anderer Bachbewohner, der den Muscheln im Gegensatz zum Bieber stark schadet, ist der Bisam. Das eigentlich in Nordamerika beheimatete und nach Europa eingeschleppte Tier ist zwar eigentlich ein Pflanzenfresser, „aber bei den Muscheln nehmen die das nicht so genau“, sagt Stierhof. Deshalb fange er in der unmittelbaren Umgebung des Baches regelmäßig Exemplare, 40 Stück seien es im vergangenen Jahr gewesen.

    Bauern halten Abstand

    Zusätzlich halten die Bauern, die teilweise Flächen um den Rehberggraben bewirtschaften, bei der Düngung zehn Meter Abstand zum Bach, damit das Wasser weniger stark belastet wird. „Die Landwirte die davon betroffen sind, haben am wenigsten Probleme damit“, sagt Stierhof. Diskussionen gebe es eher mit Menschen, die der Schutz der Bachmuschel nicht unmittelbar betreffe. „Da muss ich mich oft rechtfertigen.“

    Die Bachmuschel Die Bachmuschel erreicht eine Größe von vier bis elf Zentimetern und kann bis zu 25 Jahren alt werden. Das braune Schalentier lebt in sauberen Flüssen und Bächen und ist in ganz Europa verbreitet – mit Ausnahme von Italien, der Iberischen Halbinsel und den Britischen Inseln. In Deutschland gilt die Unio crassus, wie die Bachmuschel auf Latein genannt wird, stark gefährdet, in Bayern ist sie vom Aussterben bedroht.

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