Drei erfolgreiche Degenfechter (und ehemalige Olympiasieger) münzten den sportlichen Ruhm als Siegertypen nach dem Karriere-Ende als Finanzberater in Millionen um. Doch nun hat sich bei Ermittlungen der Verdacht erhärtet, dass es bei ihren Firmen „Frankonia“ und „Deltoton“ in Würzburg und Dettelbach (Lkr. Kitzingen) nicht so fair zuging wie auf dem Fechtboden.
Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat jetzt Anklage erhoben. Darin ist von Betrug mit einem Schaden von 51 Millionen Euro die Rede ist. Betroffen sind Tausende von Kleinanlegern, die in ihre Altersvorsorge investieren wollten.
Bald sollen sich fünf Führungskräfte (darunter zwei Fechter und ein ehemaliger Sponsor aus dem Motor-Rennsport) für ihre mutmaßlichen Spiegelfechtereien vor Gericht rechtfertigen. Im Fokus stehen Geschäfte seit 2009, die nicht verjährt sind.
Die Firmengründer, Thomas Gerull und Elmar Borrmann, hatten in der Goldschmiede von Fecht-Legende Emil Beck in Tauberbischofsheim in den 80-er Jahren klangvolle Namen: Borrmann hatte zwei olympische Gold- und eine Silbermedaille gewonnen, bei Weltmeisterschaften drei weitere Goldmedaillen. Gerull kann olympisches Silber sowie WM-Gold und -Silber vorweisen.
Mitte der 90er Jahre warben beide für das von ihnen gegründete Finanzberatungs-Unternehmen, die Frankonia-Gruppe in Würzburg. Die war – wie die berüchtigte Göttinger Gruppe – auf dem grauen Kapitalmarkt tätig, der staatlich kaum kontrolliert wird und riskante Produkte für Geldgeber bietet. „Wir stehen mit unserem Namen dafür ein“, verkündeten in Broschüren die zwei Ex-Sportler, zu denen Gerulls ebenfalls fechtender Bruder Michael stieß. Er führte am Ende die Geschäfte.
Für sie gilt vor einem Prozess die Unschuldsvermutung. Doch Aussagen in Gerichts- und Ermittlungsverfahren legen nahe, dass Kunden über die Risiken des Geschäfts (bis zum Totalverlust ihrer Investition) im Unklaren gelassen wurden – auch, wenn dies 2011 gegenüber dem „Handelsblatt“ bestritten wurde. Die jetzigen Ermittlungen nähren auch den Verdacht, dass Millionen von einer Tochtergesellschaft zur nächsten hin und her geschoben wurden, um zu verschleiern, dass es nicht investiert wurde, sondern bei den Anlageberatern landete.
2011 durfte das „Handelsblatt“ unwidersprochen schreiben: Fonds mit Namen wie Capital Sachwert Alliance (CSA) hätten bereits damals für ihre Anleger durch ungeschickte Investitionen 150 Millionen Euro Verluste angehäuft. Verluste in der Finanzkrise wären das eine, gezielter Betrug das andere. Davon gehen jetzt die Ermittler aus, die im Dezember 2014 das markante Beton-Ei im Mainfrankenpark sowie 25 Büros in Bayern und Hessen durchsuchten. Im Durchsuchungsbeschluss hieß es, dass Deltoton sowie die Fondsverwaltungen CSA 4 und CSA 5 „von Anfang an darauf ausgerichtet waren, Anlegergelder überwiegend für eigene Zwecke zu verwenden.“
Die Staatsanwaltschaft äußerte sich bisher nicht zu Details der Anklageschrift. Aber in der finden sich unserer Kenntnis nach ähnliche Formulierungen: War es ein von Anfang an geplanter Betrug, müsste sich auch Borrmann Fragen gefallen lassen – obwohl gegen ihn jetzt nicht ermittelt wird. Offenbar rechtzeitig zog er sich aus dem Unternehmen zurück und ist auf freiem Fuß – wie er über einen Dritten mitteilen ließ.
Er hatte 2009 seinen Anteil an Slobodan Cvetkovic verkauft – einen Unternehmer, der am Grauen Kapitalmarkt tätig war. Der war auch Sponsor sowie Teamchef des Rennstalls Prosperia Abt Racing und gewann 2014 die Fahrer- und Teamwertung des ADAC GT Masters. Cvetkovic ist unter den Angeklagten.
Borrmann war zu einer Stellungnahme nicht erreichbar. Auch die Aufsichtsräte – darunter ein einst ranghoher Strafverfolger – müssten sich die Frage gefallen lassen, wie genau sie die Deltoton-Geschäfte kontrolliert haben. Der Prozess in Würzburg dürfte im Januar beginnen.