Sie brummen wieder, die Laubbläser. Warum das so nicht sein muss, erklärt Klaus Petter. Der Diplomagraringenieur ist Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Mainstockheim sowie Geschäftsstellenleiter der BN-Kreisgeschäftsstelle Kitzingen.
Wenn ich einen Laubbläser höre . . .
Klaus Petter: . . . schließe ich Türen und Fenster. Laubbläser mit Zwei-Takt Motoren verbreiten Lärm und Schadstoffausstoß und belasten die Umwelt mit unnötigem Feinstaub. Allerdings sind sie immer noch besser als Laubsauggeräte, die saugen auch Klein- und Kleinstlebewesen an und vernichten sie, obwohl gerade sie für die Bodenfruchtbarkeit und die Biozenöse im Grünen lebensnotwendig sind.
Woher kommen Ihrer Meinung nach der „Aufräum-Drang" und die Panik, dass ein Blatt herumliegen könnte?
Petter: Vor der Haustüre und auf dem Gehsteig muss es sauber sein, das ist verständlich und in Ordnung. Aber auf Gartenflächen sollten wir mehr Mut zum wilden Grün entwickeln. Verständlicherweise will auch niemand, dass durch über den Winter liegen gebliebenes Laub die Rasenflächen geschädigt werden. Hingegen fördert zusammengerechtes Laub, auf die leeren Beete aufgebracht, das Bodenleben, schützt vor Frost und ergibt schnell zur Verfügung stehenden Humus, wenn es im Frühjahr eingearbeitet wird.
Wenn alles weggeblasen wird und es kaum noch Laubhaufen gibt – was bedeutet das für die Kleintiere?
Petter: Die Natur braucht nicht den Menschen; der Mensch benötigt die Natur heute mehr denn je, um angesichts des kommenden Klimawandels überleben zu können! Zusammengeblasenes Laub wird oft aufgenommen und achtlos und kostengünstig auf einer Müllkippe entsorgt. Das ist der falsche Weg. Laub stellt eine wertvolle Biomasse sowohl für Kleinlebewesen als auch, in Verbindung mit anderen organischen Stoffen, für die Reproduktion von Humus dar. Ein Reisighaufen in der Gartenecke mit Laub überdeckt, ist Überwinterungsort für Igel, Kröte und Co.. Diese Tiere bedanken sich nach dem Winterschlaf mit der Vertilgung von Schädlingen beim Gartenbesitzer, und die Mikroorganismen sorgen für eine gute Bodenfruchtbarkeit.
Welchen Schaden für Umwelt und Mensch richten Laubbläser Ihrer Meinung nach genau an?
Petter: Bei Laubbläsern verbreiten die Zwei-Takt-Motoren Lärm und Schadstoffe sowie Feinstaubemissionen, die als krebserregend gelten. Laubsauger saugt an und vernichtet Klein- und Kleinstlebewesen, die zur Umsetzung der Biomasse benötigt werden. Solche Geräte schädigen Gehör und Lunge des Menschen und die Umwelt und sind abzulehnen. Besen und Rechen sind die bessere Wahl, insbesondere bei nassem Laub.
Die Umweltgefahren scheinen heutzutage nicht weiter zu interessieren . . .
Petter: . . . leider heiligt hier der vermeintliche Zweck oft die Mittel. Zu Umweltschutz sagen alle ja – aber scheinbar nicht vor der eigenen Haustür. Wer Probleme mit viel Laub unter hohen Bäumen hat, der kann solche Bäume mit Büschen unterpflanzen, in die das Herbstlaub fällt.
Rechen und Harke scheinen spurlos verschwunden – Ihre Erklärung dafür?
Petter: Geld für energetisch betriebene Geräte ist genügend vorhanden. Die Arbeit mit Handarbeitsgeräten ist schweißtreibend – dabei kann man sehr gut entschleunigen. Handarbeitsgartengeräte lassen sich gemütlich einsetzen.
Noch drei Tipps, was Gartenbesitzer jetzt im Herbst machen können, um der Natur zu helfen . . .
Petter: Erstens: Reisighaufen, mit Laub überdeckt, für Igel und Co. anlegen. Zweitens: Einen Teil Altgras und Stauden stehen lassen, als Überwinterungsort für Bestäuberinsekten. Drittens: Katzen- und krähenvogelsichere Futterstelle für Gartenvögel einrichten.