In einem Gedenkkonzert zum 80. Jahrestag wurde am 23. Februar in der Kirche St. Johannes der Zerstörung Kitzingens gedacht. Eine konzeptionell sehr fein durchdachte Abfolge von Musik, einführenden Worten durch Oberbürgermeister Stefan Güntner und von Dieter Brückner sehr wohldosiert und klar vorgebrachten Ausschnitten mit Texten von Zeitzeugen, die das unmittelbare Greuel von Tod und Verwüstung deutlich machten, bewegte die Zuhörer tief.
Die Hauptrolle aber haben der Kirchenchor und Kammerchor St. Johannes und das Consortium musicale mit Konzertmeister Herwig Zack unter der Leitung von Regionalkantor Christian Stegmann inne. Bereits im eingangs erklingenden "Verleih uns Frieden" von Felix Mendelssohn-Bartholdy zeigen Chor und Orchester in diesem wunderbaren Satz viel Können und eine tief empfundene Emotionalität.
Später bei der Wiedergabe des Mozart-Requiems offenbaren die Sänger einen geschlossenen, sauberen Chorklang. Das "Dies Irae", Tag des Zorns, gibt nach der Schilderung des Bombenangriffs dem Chor Gelegenheit, die angestaute Wut und Betroffenheit über das Geschehen in den Ausdruck zu legen. Sehr intensiv gerät das Flehen um Gnade durch den Chor im "Rex tremendae", was das gut ausgewogene Solistenquartett mit Anke Hájková Endres, Anna Haase von den Brincken, Stefan Schneider und Sebastian Klein danach mit inniger Tongebung aufnimmt. Das "Lacrimosa", Tag der Zähren, trieb in seiner Intensität vielen Zuhörern die Tränen in die Augen.
Dass nach dem Augenzeugenbericht von Pfarrer Ernst Rösser, in dem die Situation in einem eingestürzten Keller geschildert wird, die Musiker noch fähig sind, zu singen, ist bewundernswert. Die verbleibenden Teile des Requiems offenbaren einerseits die flehende Bitte, die Verstorbenen vom Tode zum Leben hinübergehen zu lassen, andererseits das fast schon wütende "quam olim Abrahae promisisti" - wie du es einst Abraham verheißen hast – ein Aufschrei an Gott, sein Versprechen einzuhalten.
Einen absolut anrührenden Moment bildet die Chor- und Orchesterimprovisation zum eingangs gesungenen Choral "Verleih uns Frieden" während eines von der Gemeinde gesprochenen Friedensgebetes. Das innige "Benedictus" gerät im Solistenquartett zu einem tief ergreifenden Satz, bis das "Dona eis requiem" - gib ihnen die ewige Ruhe - sich in die Höhe der spätgotischen Gewölbe emporschraubt, die den Angriff damals unbeschadet überstanden haben.
Die Zuhörer in der vollbesetzten Kirche spenden stehenden Applaus. Die Ausführungen Brückners zu Anfang, dass damals den Anfängen nicht gewehrt worden war, sollte uns allen eine Mahnung sein.
