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Volkach: Trauer um Pater Clemens: "Pfarrer der Vogelsburg" ist tot

Volkach

Trauer um Pater Clemens: "Pfarrer der Vogelsburg" ist tot

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    Pater Clemens Nöth (Mitte) mit seiner "Fahrbereitschaft",  Georg Siedler (links) und Rainer Sauer. Das Bild entstand im Februar dieses Jahres.
    Pater Clemens Nöth (Mitte) mit seiner "Fahrbereitschaft", Georg Siedler (links) und Rainer Sauer. Das Bild entstand im Februar dieses Jahres. Foto: Franz Barthel

    Die Frühmesse in der Kirche "Mariä Schutz" auf der Vogelsburg war am Sonntag anders, als in den Jahren vorher. Sonst verließen die Gläubigen mit dem Segen "ihres" Paters Clemens die Kirche. Dieses Mal erhielt jeder einen Nachruf zum Mitnehmen.

    Zwei Wochen zuvor hatte der 84-jährige Ordensmann sich nach dem Gottesdienst zu einer Operation verabschiedet, damals waren noch mehr Leute als sonst in der Kirche; er wollte bald wieder kommen. Am Sonntag waren es wieder um die 100 Gläubige aus Gemeinden an der Mainschleife und weit darüber hinaus – es hatte sich bereits herumgesprochen, dass Pater Clemens gestorben war.

    Der Augustinerpater aus Windheim im Landkreis Bad Kissingen war knapp 30 Jahre lang als Missionar im Kongo, richtig tief in der Wildnis, bei den Pygmäen, die ihm den Ehrentitel "Busch-Papst" verliehen. In dieser Zeit hat der Pater, erzählen Freunde, samstags Bundesliga-Spiele im Radio gehört, war immer über den aktuellen Tabellenstand informiert. Wenn die Pygmäen lange kein Fleisch mehr in den Töpfen hatten, ging Pater Clemens für sie auch mal mit Gewehr auf die Jagd.  Wegen politischer Unruhen kehrte er nach Deutschland zurück und kam in den Wallfahrtsort Walldürn. Als der Konvent dort aufgelöst wurde, hat Pater Clemens vom Kloster Fährbrück aus eine neue Herausforderung angenommen: die Seelsorge auf der Vogelsburg, auch noch nach seinem Umzug auf die Pflegestation im Würzburger Augustinerkloster vor fünf Jahren.

    Langes Predigen lag ihm fern

    Während seiner Sonntagsgottesdiensten um 8 Uhr hatte er volles Haus auf der Vogelsburg. Woran lag das? Gottesdienstbesucher sagen: Weil man verstanden hat, was er rüber bringen wollte. Er habe den Menschen stets etwas mitgegeben für die neue Woche und fürs Leben überhaupt. Predigten auf dem Niveau einer theologischen Doktorarbeit lagen dem Pater fern. Langes Predigen auch: Nicht über sieben Minuten war seine Vorgabe, und das hat er während der Woche im Kloster stets aufs Neue geübt.

    Dass die Sonntagsmesse ihn zunehmend körperlich belastete, dass er den Weg zum Altar nur noch mit Stock schaffte, immer wieder mal sitzen musste, aber sonntags stets da war, das hat die Gottesdienstbesucher beeindruckt. "Er war bei den Leuten und konnte, wie er seinen Glauben lebte,  überzeugen", sagt Pfarrer Bernhard Stühler von der Juliusspital-Stiftung.

    Zwei Escherndorfer, Rainer  Sauer und Georg Siedler, haben den Pater über Jahre hinweg abwechselnd am Sonntag im Morgengrauen im Kloster in Würzburg abgeholt, zur Vogelsburg und dann wieder zurückgefahren. Es waren immer interessante Gespräche unterwegs, sagen beide. Ihnen fehlt "der Clemens" besonders.

    Sonntagsgottesdienste sollen weiter stattfinden

    Und wie geht es mit dem Sonntagsgottesdienst dieser "Zufalls-Pfarrei" um 8 Uhr auf der Vogelsburg weiter? "Weiß man noch nicht genau", sagt Schwester Hedwig, die Priorin der Augustinusschwestern. Bei Übergabe der Vogelsburg an die Stiftung Juliusspital in Würzburg hat die sich auch verpflichtet, die Vogelsburg als Ort der Spiritualität und der Begegnung zu erhalten, insbesondere durch Fortführung einer lebendigen Liturgie in der Kirche "Mariä Schutz".  Der 8-Uhr-Termin am Sonntag bleibt, sagt Schwester Hedwig. Ob immer Personal für eine Eucharistiefeier vorhanden sein wird, ob die Augustiner auf Dauer einen Pater dafür abstellen können, ist noch offen.

    Der "Pfarrer von der Vogelsburg" wird am Freitag, 13. September, um 13.30 Uhr auf dem Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt, das Requiem ist anschließend in der Augustinerkirche. Statt Blumen und Kränze haben Freunde vorgeschlagen, das Geld für Pater Clemens ehemalige Missionsstation Poko zu spenden, zu der er bis zuletzt Kontakt hielt.

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