Sie stehen am Anfang eines langen Prozesses und freuen sich trotz der zusätzlichen Arbeit schon jetzt auf das Ergebnis. Weil sie überzeugt sind, dass ihr Projekt gut für die Umwelt und das Klima ist und letztendlich auch den Geldbeutel schont.
Einrichtungsleiterin Bianca Hahn, Monika Pfannes, Isolde Knorr, Daniel Einloft und Michael Zink bilden das Umweltteam im Mehrgenerationenhaus St. Elisabeth in Kitzingen. Zusammen planen sie zahlreiche Aktionen zu den Themen Nachhaltigkeit, Klima und Umwelt. Am Ende des Prozesses soll die Zertifizierung „Grüner Gockel“ stehen. „Das ist eine speziell für Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen entwickelte Form des Umweltmanagementsystems“, erklärt Projektleiter Michael Zink. Im Landkreis Kitzingen war die Communität Casteller Ring auf dem Schwanberg die erste Einrichtung, die sich zertifizieren ließ. In St. Elisabeth soll es ungefähr in eineinhalb Jahren so weit sein.
Themen gibt es genug
Michael Zink hat bereits einen Kurs zum Umwelt-Auditor durchlaufen und nimmt mit seinem Projektteam ab sofort etliche Prozesse im Haus genau unter die Lupe. Wie hoch ist der Wasserverbrauch? Wie schaut es mit dem Energieverbrauch aus? Sind die Fenster dicht? Werden in der Kantine regionale Produkte verarbeitet? Gibt es bei der Müllvermeidung noch Potenziale? Und ist es denkbar, dass Solarzellen aufs Dach des Altenheims kommen?
„Themen gibt es mehr als genug“, weiß Michael Zink. Jetzt werden sie unter anderem mit Hilfe eines „grünen Datenkontos“ angegangen. Der Hausmeister speist die jeweiligen Verbrauchszahlen in eine Datei ein, die Vergleichswerte mit anderen kirchlichen Einrichtungen zulassen. „Immer mehr Einrichtungen machen beim 'Grünen Gockel' mit“, berichtet Zink. Pro Monat kommen nach seinen Informationen zwei bis drei Einrichtungen in Bayern dazu. Der Projektleiter spricht von einem „grünen Trend“ innerhalb vieler Kirchengemeinden.
Vermeintliche Kleinigkeiten
Im Bistum Würzburg ist Christof Gawronski als Umweltbeauftragter tätig. Mehrere Einrichtungen wie das Burkardushaus und das Kilianeum in Würzburg oder das KjG-Haus in Schonungen haben das Zertifikat „Grüner Gockel“ bereits erhalten. Der Schwerpunkt lag bisher auf den Tagungshäusern. Die Ergebnisse der jeweiligen Prozesse können sich sehen lassen. Zwischen 10 und 30 Prozent der Energie konnten eingespart werden. Oft sind es vermeintliche Kleinigkeiten, die zu diesen Erfolgen führten: die Beleuchtung optimieren, die Heizungen neu einstellen, die Heizkörper an Wochenenden ausschalten, wenn Zimmer nicht benutzt werden. Das Kitzinger Seniorenheim St. Elisabeth ist nach Gowronskis Kenntnisstand die erste Pflegeeinrichtung unter kirchlicher Trägerschaft in ganz Bayern, die den „Grünen Gockel“ anstrebt. Sehr zur Freude von Anke Hormel, die vor kurzem als Klimamanagerin des Landkreises vorgestellt worden ist. Mit dem Umweltteam von St. Elisabeth hat sie sich bereits zusammengesetzt. Ihr Eindruck: „eine sehr engagierte Gruppe.“
Hoffnung auf Nachahmer
Deren Aufgabe besteht nun darin, möglichst alle Abläufe energieeffizient zu gestalten, die Menge an Abfällen zu verringern und bei all den Prozessen möglichst systematisch vorzugehen. „So entsteht nach und nach ein bewertbares System, in dem die Fortschritte dokumentiert werden“, erklärt Anke Hormel. Die Welt werde mit so einer Zertifizierung nicht gleich gerettet, aber ein wichtiger Schritt wäre getan, wenn möglichst viele Einrichtungen ihre Einsparpotenziale ähnlich genau unter die Lupe nähmen. Hormel hofft deshalb auf viele Nachahmer. Nicht nur auf weitere kirchliche Institutionen, Unternehmen oder Behörden, sondern auch auf Nachahmer innerhalb des Systems. „Mitarbeiter und Angehörige sehen, welche Projekte umgesetzt werden, und übernehmen idealerweise manches für ihr eigenes Zuhause“, bestätigt Christof Gawronski. „Ich wünsche dem Team jedenfalls viel Schwung und Durchhaltevermögen“, sagt Anke Hormel.
An Schwung und Ideen mangelt es den Verantwortlichen in St. Elisabeth zumindest zum jetzigen Zeitpunkt keineswegs. Eine Umweltwoche kann sich Michael Zink vorstellen, die Einbeziehung des Heimbeirates und gemeinsame Projekte mit der Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses, Tanja Kraev. Der offizielle Auftakt zur Zertifizierung musste wegen Corona leider im kleinen Rahmen über die Bühne gehen. Im Vorgarten der Einrichtung pflanzten die Organisatoren einen Apfelbaum als sichtbares Zeichen für ihre kommenden umweltbewussten Aktivitäten.