Am 77. Gedenktag zur Erinnerung an die Shoa war die Alte Synagoge in Kitzingen vollbesetzt. Der Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen mit seiner Vorsitzenden Margret Löther hatte gemeinsam mit dem Trägerverein ehemalige Synagoge Obernbreit und dem Arbeitskreis Ge(h)wissen Iphofen eingeladen. Am 24. März 1942 war ein "Sonderzug" von Kitzingen aus eingesetzt worden, der die bis dahin verbliebene jüdische Bevölkerung der Stadt und des Landkreises in Richtung Osten zur Vernichtung abtransportierte.
Wolf-Dieter Gutsch aus Wiesentheid ist Mitbegründer und Sprecher des Arbeitskreises "Stolpersteine – Erinnern und Gedenken" im Verein Alt Prichsenstadt e. V. und Lesern dieser Zeitung bestens durch seine Beiträge zu jüdischen Schicksalen bekannt. Er gab den Zuhörern einen Überblick über die Aktionen vor Ort, ihren Verlauf und die Schicksale jüdischer Landkreisbürger im Zusammenhang mit den Deportationen. Mit zahlreichen Fakten und aussagekräftigen Fotos erzählte er von jüdischen Mitbürgern, deren Weg von Kitzingen oder Würzburg ins Lager nachgezeichnet wurde. Bemerkenswert waren Bilder aus einem Fotoalbum, welches Gestapo-Angehörige angelegt und mit zynischen Kommentaren versehen hatten.

Der Pianist Helge Barabas begleitete die Veranstaltung am Flügel, schuf gleichsam mit der Musik einen Nachhall, als Worte verklungen waren. In seinen Improvisationen wechselten düstere Staccati, perlende Läufe und versöhnliche Harmonien.
Schülerinnen des AKG präsentierten Film über Yonatan Dayan
Einem Projekt-Seminar des Armin-Knab-Gymnasiums Kitzingen gelang es, die Brücke zu den heutigen jungen Menschen zu schlagen, die in Zukunft verantwortlich und geschichtsbewusst, human und demokratisch handeln sollen.
Das P-Seminar und das Profilfach Film vom Armin-Knab-Gymnasium Kitzingen präsentierte sich mit dem Ergebnis ihrer Arbeit aus dem Jüdischen Jubiläumsjahr "371-2021 – 1700 Jahre Judentum im deutschsprachigen Raum". Coronabedingt konnte die Uraufführung vergangenes Jahr nicht stattfinden, nun boten drei Schülerinnen gemeinsam mit ihrem Leiter, Christian Hanft, die Uraufführung des Filmes über Yonatan Dayan, israelischen Handball-Nationalspieler, der seit 2020 bei den Rimparer Wölfen unter Vertrag steht. Locker, souverän und überzeugt schilderten sie dem Publikum Höhen und Tiefen des Projekts.

Yonatan Dayan besuchte schon in Israel ein Sportinternat und wurde bei einem Trainingslager der israelischen Nationalmannschaft in Gummersbach entdeckt. Seine weitere Ausbildung erhielt er in der Handballakademie des VfL Gummersbach, in der talentierte junge Sportler aus aller Welt für den Leistungssport ausgebildet werden, und schlug den Weg zum Handballprofi ein. Im Film stellen die jungen Regisseure Yonatan Dayan in den Mittelpunkt und erzählen von seinem Leben.
Der Profi-Handballer aus Tel Aviv, ein gläubiger Jude, sieht den Handball als seinen Lebenstraum an. Im Film kommt seine freundliche und offene Art zur Geltung, ebenso wird sein Mannschaftsgeist dokumentiert. Das P-Seminar hatte im Corona-Jahr 2021 diverse Schwierigkeiten zu überwinden, stellte aber dennoch einen bemerkenswerten Film auf die Beine, der in sich schon ein Zeichen der Versöhnung ist. Sehr wichtig war Christian Hanft, dass es in dem Film um einen Mitmenschen gehe, dass er Jude ist, sei nicht das Hauptthema.
Zum Abschluss des Abends dankte Margret Löther allen Beteiligten und Helge Barabas entließ die Zuhörer mit einem fröhlichen Ragtime in die Nacht.
