Einige Kilometer von Geiselwind weg im Nachbarlandkreis Neustadt/Aisch Bad Windsheim erleben die Bewohner von Gleißenberg, Breitenlohe und Hombeer einen Schwertransport der besonderen Art: 81 Meter lange Flügel für zwei Windräder werden mit einem Spezialfahrzeug durch die Orte transportiert.

Wie eine Haifischflosse über Wasser sah es aus, als sich der Windradflügel, transportiert auf einem Selbstfahrer der Firma Goldhofer, näherte. Der Transport von Rotorblättern von Windkraftanlagen ist aufgrund der Überlänge besonders anspruchsvoll. Dank modernster Technik kann das auf dem Selbstfahrer montierte Rotorblatt in verschiedene Positionen gebracht werden, um optimal durch die Landschaft und durch Ortschaften zu kommen. Hatte es beim ersten der insgesamt sechs Flügel noch sehr lange gedauert, steuern die Fachleute nun das Fahrzeug rasch über die Strecke. Sie wissen, in welcher Position Fahrzeug und Flügel perfekt die Kurve meistern, wie der Flügel an Kirche und Straßenlampe in Breitenlohe vorbeikommt.
Zuwachs für Bürgerwindpark
Nächste Woche sollen die Flügel montiert werden, erläutert Stephan Schinko, einer der beiden Geschäftsführer der Windkraft Markt Taschendorf GmbH & Co. KG. "Wir können den Kran bestellen." Nach der erfolgreichen Realisierung des Bürgerwindparks im Jahr 2015, werden derzeit nordöstlich von Markt Taschendorf zwei weitere Windkraftanlagen errichtet.

Die Verantwortlichen der Windkraft Markt Taschendorf hatten am 13. Mai zusammen mit den Mitgliedern des Gemeinderats sowie den Mitarbeitern der beteiligten Baufirmen die Montage der ersten Turmteile gefeiert. Die Arbeiten befinden sich im Zeitplan, ab Ende 2022 werden die 247 Meter hohen Windräder der neuesten Generation vom Typ Vestas V 162 jährlich rund 21,7 Millionen Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom erzeugen – genug, um 6000 Drei-Personen-Haushalte ein Jahr mit Strom zu versorgen oder 10.000 E-Autos auf eine jeweils 12.000 Kilometer lange Reise zu schicken. Die Anlagen sind laut Schinko die modernsten und größten Anlagen, die in Süddeutschland errichtet werden und erzeugen doppelt so viel Strom wie die Windenergieanlagen, die in dieser Gemeinde vor sieben Jahren gebaut wurden.
Baustein für Energiewende
"Das Projekt ist ein weiterer, wichtiger Baustein der Energiewende", heißt es in einer Mitteilung der beiden Geschäftsführer Stephan Schinko und Vitus Hinterseher. Anwohnerinnen und Anwohner der Gemeinden Markt Taschendorf, Burghaslach, Vestenbergsgreuth, Münchsteinach, Baudenbach, Scheinfeld, Geiselwind und Schlüsselfeld hatten deshalb ein exklusives Vorzeichnungsrecht bekommen, um sich an einem ökologischen Nachrangdarlehen zu beteiligen. Insgesamt 135 Bürgerinnen und Bürger nutzten laut Mitteilung dieses Angebot.

Auch die Gemeinden im Umkreis von 2,5 Kilometern profitierten vom Betrieb der beiden Windkraftanlagen und werden an den Stromerträgen mit 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde beteiligt. Die Erlöse in Höhe von rund 43.000 Euro jährlich können innerhalb der anliegenden Kommunen frei verwendet werden – zusätzlich zu den Gewerbesteuern. Auch habe es breite Zustimmung in der Bevölkerung zu diesem Projekt gegeben, freut sich Schinko.

Insgesamt seien ab vier aufwändige Genehmigungsschritte notwendig gewesen. Im August 2017 seien die Pachtverträge für die ersten Grundstücke gezeichnet worden. Obwohl es keine Klagen gegen das Projekt "Markt Taschendorf II" gegeben habe, habe die Umsetzung über fünf Jahre gedauert. "Ohne die 10H-Regelung würde in den meisten Fällen ein einziger Genehmigungsschritt ausreichen", schätzt Hinterseher.
Im Umfeld der Baustelle finden vielfältige Ausgleichs-Maßnahmen für den Eingriff in den Naturraum statt. Dazu zählen unter anderem die Neuanlage eines 1000 Quadratmeter großen Teichs als Brutplatz für Rohrweihen, Neupflanzungen von Hecken für die Haselmauspopulation sowie die Anlage von 10.000 Quadratmetern Extensiv-Wiesen und Streuobstflächen.
