Er wurde zum Straßenfeger, der Festabend "100 Jahre Posaunenchor Wiesenbronn", gefühlt halb Wiesenbronn hatte sich im Sportheim zum Feiern getroffen. Die Musiker feierten mit, auf der Bühne spielten die Urlesbacher Musikanten aus Aidhausen (Lkrs. Haßberge) unverfälschte Blasmusik. Sie unterhielten die Zuhörer beim Essen, während der Pause und mit musikalischen Einlagen während der Vorstellung der Chronik, launig vorgetragen von Gerhard Roth.
Die Gründung vor 100 Jahren, sagte die Obfrau Diana von Petry in ihrer Begrüßung, sei ein "weitreichender Akt" gewesen. Vieles wäre ohne den Posaunenchor gar nicht machbar gewesen, und wichtig seien auch "all die Menschen, die den Geist der ersten Stunden fortgetragen haben". Und der könnte auch beim evangelischen Kirchentag in Nürnberg erklingen, sagte die Schirmherrin und Landtagsabgeordnete, Barbara Becker, in ihrem Grußwort. Dorthin wolle sie den Chor einladen. Besonders in Erinnerung bleiben ihr die (heimlich und möglichst leise) gespielten Lieder des Chores in Hörweite ihres im Sterben liegenden Vaters, der "seinen" Posaunenchor geliebt habe.

Bürgermeister Volkhard Warmdt habe nach eigenen Angaben seine Kandidatur von der "Anzahl der anstehenden Jubiläen des Ortes" abhängig gemacht. Wegen Corona habe er sich mit "schnöden Ratssitzungen" begnügen müssen, fuhr Warmdt augenzwinkernd fort. Auch weiterhin werde der Gemeinderat die Vereins- und dessen Jugendarbeit unterstützen. Eine "gute Idee" und ein "fester Wille" sei nötig, um etwas voranzubringen, sagte Weinprinzessin Sophie Fröhlich, "es ist egal, was ihr spielt, ihr spielt es mit ganzem Herzen." Und Regina Eißelein vom Verband der evangelischen Posaunenchöre Bayerns brachte neben einer Urkunde auch die Erklärung mit, was die Bläser so wichtig mache: es sei das "Lob Gottes durch die Musik".
Über den aktuellen Stand des Chores informierte Chorleiter Maximilian König. 19 Bläser und Bläserinnen verzeichne der Chor plus einem Jungbläser in Ausbildung. Die coronabedingten Proben übers Internet seien eher zäh angelaufen, hätten sich dann aber bewährt. Doch was sei eine Probe über Zoom im Gegensatz zur echten Probe?, so seine rhetorische Frage.
Im Überraschungsbeitrag nahm sich der Posaunenchor selbst auf die Schippe: er stellte in kleiner Besetzung eine Probe nach. Es kam jemand zu spät, jemand anders musste erst noch aufs Klo, dann musste gelüftet werden ("Aber nicht zu lang", so eine der Frauen), und so gut wie jeder Anweisung des Dirigenten Gerhard Roth folgte irgendein Kommentar aus dem Chor. Und doch brachte die Probe ein sehr gutes Ergebnis. Schließlich stellten vier junge Leute aus dem Chor sich und die anderen vor, in Gedichtform, mit einer kräftigen Prise Humor.
Nach dem offiziellen Teil war Feiern im Sportheim angesagt, auch mit einer Abordnung des Partner-Chores aus Veitsbronn, der den Wiesenbronnern zum Jubiläum einen Apfelbaum schenkte.
