Der Markt Wiesentheid will und muss in absehbarer Zeit einen neuen Kindergarten bauen. Deswegen ist die Verwaltung um Bürgermeister Klaus Köhler seit einiger Zeit am Eruieren, wo es Grundstücke für eine neue Einrichtung gibt. „Als extrem dringend“ bezeichnete er auf Nachfrage die Angelegenheit. Die Verwaltung arbeite mit Hochdruck daran, um im Gemeinderat vielleicht schon zur nächsten Sitzung die mögliche Varianten zu präsentieren.
Dass schon wieder neu gebaut werden muss, mag manchen erstaunen. Schließlich hat die Gemeinde bereits zwei Kindergärten sowie ein Krippenhaus, das 2019 erst in Betrieb ging und nun daneben in gleicher Größe noch einmal errichtet wird. Zusätzlich startet ab September auch noch ein Waldkindergarten, der bis zu 20 Kinder aufnehmen kann.
Für den Moment sei man zwar „im grünen Bereich“, wie es die Leiterin der bestehenden drei Einrichtungen in Wiesentheid, Ulrike Schwanfelder, sagte. Jedoch gelte es zu bedenken, dass ein Baugebiet mit 40 Plätzen in Wiesentheid in den Startlöchern stehe. Auch in den Ortsteilen Reupelsdorf und Feuerbach wird Bauland ausgewiesen, was wohl vor allem junge Familien anlocken dürfte.
Dazu kommt, dass die Wiesentheider ihre derzeit schon beengte Raumsituation mit einem Container am Mauritius-Kindergarten lösen. Außerdem wird ab Herbst eine Gruppe nach Abtswind ausgelagert. Für beide Fälle besteht allerdings nur eine befristete Genehmigung.
Die beiden bestehenden Einrichtungen im Ortskern kann man nicht erweitern, also muss Wiesentheid bauen. „Am besten wäre, wenn er nächstes Jahr schon fertig wäre“, sagte Bürgermeister Köhler scherzhaft. Wie schwierig die Suche nach einem passenden Grundstück ist, erfuhr er in den letzten Monaten. „Einen Korb nach dem anderen“ habe er sich eingeholt. Jedoch habe man Optionen.
Bei der Frage, welche Grundstücke das seien, preschte dieser Tage der CSU-Ortsverband vor. In einem auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Schreiben hieß es, dass es sich zum einen um eine Fläche im Seeflur, in Nähe des Krippenhauses, handele. Als zweites Areal stünde ein Grünstreifen am Lindachsgraben, direkt hinter dem katholischen Pfarrheim, zur Auswahl.

Weiter heißt es in dem Schreiben auf Facebook, dass sich die CSU-Fraktion und die CSU-Vorstandschaft in einem internen Meinungsaustausch „ohne Gegenstimme und mit zwei Enthaltungen“ für den Standort Seeflur ausgesprochen habe. Ein zunächst zweigruppiger Kindergarten solle dort entstehen, stand zu lesen.
Nicht begeistert über den CSU-Vorstoß zeigte sich Bürgermeister Köhler, der dem Bürgerblock angehört. Schließlich sei das Ganze nicht öffentlich und längst noch nicht spruchreif, da man beide Grundstücke nicht besitze. Zudem fehlten noch Zahlen. Köhler äußerte sich, dass es „in beiden Fällen noch an einigen Kleinigkeiten“ hänge.
Der Fraktionssprecher des Bürgerblocks, Hans Müller, ließ auf Anfrage verlauten, er habe sich gewundert, dass sich die CSU bereits festgelegt habe auf eine Fläche für den neuen Kindergarten. Schließlich sei noch einiges zu klären. Bei seiner Fraktion sei jedoch „die Tendenz eher in Richtung Lindachsgraben“ gegangen.
Bei dem Thema hält es Müller für wichtig, dass man daraus „nicht wieder ein Politikum“ mache, wie es 2017 geschah. Vor vier Jahren geriet die Suche vom damaligen Bürgermeister Werner Knaier (CSU) zu einem Thema, um das gestritten wurde. Wohl auch deswegen wünschte sich Müller, dass man in dieser Frage nicht wieder alte Gräben aufmache.
Zur Erinnerung: Der Bürgerblock sammelte Unterschriften für seinen damals favorisierten Standort auf dem Mehrgenerationenplatz, welcher der CSU nicht passte. Die Freien hatten dazu ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht, das der Gemeinderat nach erbitterten Debatten letztlich mit einer Stimme Mehrheit für unzulässig erklärte und ablehnte.
Kindergarten Wiesentheid in ZahlenRund 150 Kinder in zwölf Kindergartengruppen werden derzeit betreut; dazu kommen 55 Krippenkinder. Für sie bestehen fünf Krippengruppen in den drei Einrichtungen der 4850-Einwohner-Gemeinde. Die Bedarfsplanung des Marktes Wiesentheid errechnete, dass im Kiga-Jahr 2022/23 insgesamt 43 Plätze zu wenig vorhanden sind. Ein Jahr später wird von 32 Plätzen ausgegangen, die fehlen. Für Kinder, die zwischen dem 1. Juli und dem 30. September sechs Jahre alt werden, wurde 2019 ein Einschulungskorridor eingeführt. Die Eltern entscheiden nach Beratung und Empfehlung durch die Schulen, ob ihr Kind zum kommenden Schuljahr oder erst ein Jahr später eingeschult wird. Die Platz-Probleme seien hauptsächlich dadurch ausgelöst, sagt Ulrike Schwanfelder von der Gesamtleitung der Kindergärten. Diese Regelung erschwere die Planungen von Gemeinden und Trägern. Quelle: ast