Bei der Sommertour mit Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel am Donnerstag ging es an drei ganz besondere Orte, die nur Eingeweihte kennen, und die für das Kulturgut Weinberg stehen: Frankens ältester Wengert in Rimbach, der Gemeindeweinberg in Buchbrunn mit zehn vom Aussterben bedrohten Rebsorten sowie der wohl älteste Silvaner-Weinberg der Welt in Sulzfeld.
„Das Schöne ist: diese Tour ist nicht museal, sondern aktiv. Mit lebenden Zeugen der Weingeschichte, die sogar trinkbar sind. Mir ist nichts Vergleichbares bekannt“, erläuterte Fachberater Hermann Mengler zum Start im Sommeracher Weingut Otmar Zang, das den ältesten Weinberg Frankens in Rimbach bewirtschaftet.
„Dass wir den bekommen haben, war ein glücklicher Zufall“, erzählt Juniorchef Johannes Zang. „1989 hat mein Vater einen Helfer für den Weinberg gesucht, gemeldet hat sich Georg Hufnagel, dem besagter Weinberg gehört.“ Eigentlich hätte der gerodet werden sollen, jetzt ist er der ganze Stolz des Sommeracher Weinguts: Die Reben stammen von 1835, der so genannte „Alte Satz“ besteht aus 35 verschiedenen wurzelechten Rebsorten, von denen nur 16 namentlich bekannt sind.
„Die alte Anbaumethode wurde gewählt, um die Anfälligkeit der Reben für Fröste oder Schädlinge zu minimieren“, erzählt „Schorsch“ Hufnagel, den wir im Wengert treffen. „Dort bin ich fast jeden Tag. Es sei denn, ich werde auf unseren Äckern gebraucht.“ Früher habe es ringsherum fast nur Weinberge gegeben. „Aber nur dieser eine hat überlebt.“
In Buchbrunn hat man bei den Arbeiten für ein Baugebiet Fundstücke einer Siedlung von um die 5000 vor Christus entdeckt. Die Ausgrabungen wurden zwei Jahre von der EU gefördert, mit der Auflage, danach Geschichte in Projekten aufzuarbeiten. „So entstand die Idee, einen Weinberg mit historischen Rebsorten anzulegen“ erzählt Winzertochter Katharina Geißendörfer, die ihr Weinbaustudium demnächst mit dem Master abschließen will.
2007 und 2008 wurden in der Lage Heißer Stein zehn Rebsorten angepflanzt, darunter Exoten wie Lämmerschwanz, Geißdutte oder Heunisch. „Das Besondere ist, dass Bürgermeister, Gemeinderäte und die Weinprinzessin für Pflege und Lese der Reben verantwortlich sind“, erzählt Winzer Harald Geißendörfer, der die Weine ausbaut. Er verweist auf Buchbrunns Weinhistorie: Johann Wilhelm Meuschel hat dort 1828 eine Weinhandlung eröffnet, Nachfahren gehörten in Würzburg zeitweise die Steinburg und Weinberge am Stein.
Nur eine Parzelle blieb übrig
Dass es gelegentlich glückliche Zufälle braucht, um an einen ganz besonderen Weinberg zu kommen, wissen auch Wolfgang und Ulrich Luckert vom Zehnthof in Sulzfeld. Als im Maustal die allerbesten Lagen gerodet, in Bauplätze umgewandelt wurden, da blieb nur eine Parzelle übrig – die von Urban Schenkel. „Wir arbeiten jetzt sozusagen in seinem Garten“, erzählt Ulrich Luckert. „Der eigentliche Schatz liegt im Boden“, verweist er auf auf die dicken Wurzeln der Silvaner-Reben, die um 1870 gepflanzt worden sind.
Die 400 Liter pro Jahr sind das Beste vom Besten, was der Zehnthof anzubieten hat: Die Lage Creutz wurde nach Expertenbesuchen und Blindverkostungen eingestuft als „Großes Gewächs“, die Flasche kostet 50 Euro. Nur für einen gilt das nicht: „Herr Schenkel bekommt die Pacht in flüssiger Form“, verrät Uli Luckert.