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Kitzingen: Wort zum Wochenende: Was Hoffnung stark macht

Kitzingen

Wort zum Wochenende: Was Hoffnung stark macht

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    Kerstin Baderschneider.
    Kerstin Baderschneider. Foto: Sabine Foth

    Es war eigentlich nur ein kleines Zeichen. Am Ende der Konzertlesung anlässlich seines 80. Geburtstags am vergangenen Samstag erklingt die Melodie eines Segensliedes. Pater Anselm Grün geht die Stufen vom Altarraum hinunter, stellt sich mit Blick auf das Kreuz in den Mittelgang des Kirchenschiffes und streckt den links und rechts in der Bank Sitzenden die Hand entgegen. Sie stehen auf und ergreifen sie. Und plötzlich setzt sich eine Bewegung in Gang.

    Menschen treten aus der Bankreihe in den Mittelgang, gehen aufeinander zu, reichen sich die Hand. "Sei behütet auf deinen Wegen, sei behütet auch mitten in der Nacht." Aus vielen hundert Kehlen erklingt das Lied. Die Kirche wird zu einem Hoffnungsraum, in dem man von Geborgenheit singt, Gemeinschaft erlebt, sich auf Christus hin ausrichtet. Was für ein Symbol in einer Zeit, in der ganz andere Gesten Schlagzeilen machen, in der nicht nur die "Reichen und Mächtigen" dieser Welt Grenzen überschreiten, Fronten kreieren, Lügen verbreiten und Angstszenarien hervorrufen, die sie dann mit vermeintlich einfachen Lösungen beantworten, um ihre Machtposition zu sichern.

    "Mitten in der grauen Alltagswelt, die sang und klanglos mich beengt, höre ich ein Lied, das mir gefällt und das mir Perspektiven schenkt", so geht das Lied weiter. Vorher hatte Pater Anselm Grün von Hoffnung gesprochen, nun wird sie zum greifbaren Erleben.

    Hoffnung ist für mich das Schlüsselwort in unseren aufgeregten und verunsichernden Zeiten. Hoffnungslose Menschen lassen sich von ihren Ängsten treiben, sehen alles schwarz, sind empfänglich für Abgrenzung und Feindbilder und sind darauf bedacht, nicht zu kurz zu kommen. Hoffnungsvolle Menschen leben dagegen in der Erwartung, dass jenseits des eigenen Horizontes Sinn liegt, sich ein Weg finden wird und in der Solidarität und in der Nächstenliebe weltverändernde Möglichkeiten verborgen sind. Dabei ist Hoffnung mehr als Optimismus. Der Optimismus versucht das Negative auszublenden und sich auf das Positive zu konzentrieren. Hoffnung hingegen nimmt wahr, was ist, hält Ambivalenzen aus, und gibt sich trotzdem nicht geschlagen. Sie ist eine spirituelle Kraft, die uns destruktiven Mächten widersetzen lässt.  

    "Durch Sonnentage, Stürme und durch Regen hält der Schöpfer über dir die Wacht." Damit endet das Lied. Hände lösen sich, Beifall brandet auf. Ein Gänsehautmoment war das, sagen viele. Hoffnung ist gewachsen an diesem Abend. Handfest. Denn: Allein zu hoffen ist schwierig. Besser ist, mit anderen zusammen zu sein und Hoffnung zu teilen.

    Die Autorin: Kerstin Baderschneider ist seit Dezember 2019 Dekanin für die rund 20.000 Gemeindeglieder in den 21 Kirchengemeinden und und elf Pfarreien im Dekanat Kitzingen.

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