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MAINSTOCKHEIM: Zerstörte Leben kann man nicht ersetzen

MAINSTOCKHEIM

Zerstörte Leben kann man nicht ersetzen

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    Zur Erinnerung: Verhältnismäßig viele Bürger waren vor das Haus Mühlberg 9 in Mainstockheim gekommen, wo der Kölner Künstler Gunter Demnig vier sogenannte Stolperstein setzte. Diese erinnern an die ehemaligen Bewohner Rika, Herbert, Kurt und Siegfried Rindsberg, die seit 23. März 1942 als verschollen gelten.
    Zur Erinnerung: Verhältnismäßig viele Bürger waren vor das Haus Mühlberg 9 in Mainstockheim gekommen, wo der Kölner Künstler Gunter Demnig vier sogenannte Stolperstein setzte. Diese erinnern an die ehemaligen Bewohner Rika, Herbert, Kurt und Siegfried Rindsberg, die seit 23. März 1942 als verschollen gelten. Foto: Foto: Ralf Weiskopf

    Vier so genannte Stolpersteine erinnern vor dem Anwesen Nummer 9 am Mühlberg in Mainstockheim an das Ehepaar Rika und Siegfried sowie ihre Söhne Kurt und Herbert Rindsberg. Es sind die ersten Stolpersteine in Mainstockheim.

    Die jüdische Familie Rindsberg war am 23. März 1942 von den Nazis nach Kitzingen gebracht und dann in das Konzentrationslager Izbica (Polen) deportiert worden. Seither gelten sie als verschollen. Die Steine wurden auf Vorschlag des Fördervereins Alte Synagoge Kitzingen gesetzt und unter anderem durch Spenden von Karl Niedermeier und Renate und Alois Mayr aus Kitzingen finanziert. Gesetzt wurden die Steine vom Initiator der Stolpersteinaktion, dem Kölner Künstler Gunter Demnig.

    Einst Vorsitzender des 1. FC

    Siegfried Rindberg war Weinhändler und Mitgründer und Vorsitzender des 1. FC Mainstockheim. Schon während der Pogromnacht wurden er und sein Sohn Werner verhaftet. Der Sohn wurde nach drei Tagen wieder freigelassen, der Vater für mehrere Wochen nach Dachau verschleppt. Die betagte Mutter von Siegfried Rindsberg verstarb kurz nach der Deportation der Familie 1942 in einem Würzburger Altenheim. Als einziger aus der Familie überlebte Werner Rindsberg den Naziterror. Er lebt heute unter dem Namen Walter Reed in der Stadt Wilmette im Bundesstaat Illinois in den USA. Überleben konnte er nur, weil ihn sein Vater damals zum Schulbesuch nach Belgien geschickt hatte. Nach Kriegsbeginn gelang ihm zusammen mit rund 100 anderen Kindern die Flucht nach Südfrankreich, wo sie, bekannt geworden als „die Kinder von La Hille“, auf abenteuerliche Weise den Krieg überstanden. Noch heute hält Reed enge Kontakte nach Kitzingen und Mainstockheim und reist immer wieder nach Deutschland, um an Schulen seine Geschichte zu erzählen.

    In einem Brief, den Günter Voit verlas, dessen Vater als Kellermeister bei Rindsberg gearbeitet hatte, schickt Reed seinen Dank nach Mainstockheim. Reed schrieb, sein Vater sei ein ehrenhafter Arbeitgeber und ein beliebter Mitbürger gewesen, seine Brüder Herbert und Karl zwei anständige Jungs, denen das Leben allzu bald weggenommen worden sei und seine Mutter sei als geachtete Hausfrau bekannt gewesen.

    Was ihnen und Millionen unschuldigen Opfern geschehen sei, könne niemand rückgängig machen. „Zerstörte Leben kann man nicht ersetzen“, so Reed in seinem Schreiben. Das Setzen solcher Stolpersteine sei die einzige Möglichkeit, das damalige Unrecht auszugleichen. Dafür wollen er und seine Familie der Gemeinde Mainstockheim ihre tiefe Dankbarkeit und Bewunderung übermitteln.

    Bürgermeister Karl Dieter Fuchs dankte der Familie Nuss, die seit zwei Jahren Eigentümer des Hauses Nummer neun ist und sofort zustimmte, dass die Stolperstein davor verlegt werden. Die Mainstockheimer würden nicht nur durch diese Steine an die ehemaligen Mitbürger erinnert, sondern auch durch die ehemalige Synagoge, die saniert wurde und heute als katholisches Gotteshaus genutzt wird. Ein Gebet sprachen Diakon Lorenz Kleinschnitz von katholischer Seite und Renate Klein, die Vertrauensfrau des Kirchenvorstandes der evangelischen Kirchengemeinde.

    Weitere Stolpersteine setzte Künstler Gunter Demnig auch in Kleinlangheim und Mainbernheim.

    ONLINE-TIPP

    Mehr Infos zum Künstler und seiner Stolpersteinaktion unter www.stolpersteine.com

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