Zu diesem Ergebnis kommt man, wenn man die Mails und Anrufe auswertet, die seit Dienstag eingetroffen sind. In der Rubrik Dienstags-Dischli hatten wir Experten gesucht, die das Rätsel um die Stiefel lösen können.
Es waren einige nicht ganz ernst zu nehmende Tipps darunter. Einer hat geschrieben, wir sollten doch mal unter dem Baum nachgraben, vielleicht finden wir 'was. Hans Peter Reinicke aus Brück (Dettelbach) war da schon eher auf der richtigen Spur: Hängen Sie wirklich über einem Ast oder an einem Nagel, hat er gefragt. Denn: Wenn man etwas beendet – seinen Job oder seiner Sport – hängst man sinngemäß seine Schuhe an den Nagel.
Genauso soll es mit den Stiefeln sein. Wie B. Tyler per Mail mitteilt, seien die Stiefel immer dann in die Bäume geworfen worden, wenn die Soldaten zurück in die USA gegangen sind, oder aus der Army entlassen wurden. Es ist ein Zeichen, dass sie als Soldat nicht mehr zurückkommen.
Für Gerhard Gussek geht das Stiefelwerfen auf einen Aberglauben der Soldaten zurück. Der Kleinlangheimer war 22 Jahre Zivilangestellter bei der Army in Kitzingen und hat einige US-Soldaten beim Stiefelwerfen erwischt. Die haben es ihm erklärt: Wenn sie den Standort verlassen mussten, haben sie die Stiefel angemalt und in die Bäume geworfen. Sind sie hängen geblieben, bedeutet dies: Sie kommen nie mehr an den Standort zurück. Sind sie runtergefallen, war eine Rückkehr möglich. Wie Gussek sagte, habe es in der Harvey-Kaserne (Flugplatz) viele Bäume mit noch mehr Stiefeln gegeben. Auch an Lichterketten habe er in seiner Zeit einige hängen sehen.
Sabine Damme aus Kitzingen kann zwar – wie alle anderen auch – zu den Farben nichts sagen. Das mit dem Abschied aus der Armee kann sie aber bestätigen. In Amerika würden die Stiefel über Stromleitungen geworfen. Weil die aber bei uns zu hoch seien, blieben die Bäume, vermutete sie. Das bestätigen Frauen, die selbst in der Army sind, waren, oder mit US-Soldaten verheiratet sind.
„Der Stiefel ist ein Symbol, das zeigen soll: Ich bin weg und komme nie wieder“
Angelika Elliot aus ziemlich sicherer Quelle
Helga Barry, die offenbar im Internet auf die Dischli gestoßen ist, hat aus Atlanta gemailt und schreibt: „Laut Angaben meines Mannes, ein ehemaliger US Soldat, stammen die Stiefel von Soldaten, die aus der Armee ausgetreten sind. Sie warfen die Stiefel in den Baum, weil sie nicht mehr gebraucht wurden. Was die Farben betrifft, konnte er das leider nicht erklären.“
Angelika Elliot hat in Schweinfurt mit der Army zu tun und eine „ziemlich sichere Quelle“: „Mein Mann Jim, ehemaliger Soldat, war für 20 Jahre stationiert, unter anderem in den Larson Barracks. Der sagt: Die Soldaten, die ihre Stiefel in Bäume, an Stromleitungen und andere Dinge hängen, sind Soldaten, die die Armee verlassen, meistens weil sie 'rausgeschmissen wurden (das ist eine neue Version). Der Stiefel ist ein Symbol, das zeigen soll: Ich bin weg und komme nie mehr wieder. Du wirst nie wieder die Sohle des Stiefels sehen. Und sie hat das Ganze auch auf Englisch formuliert: „I never come back – see the bottom of their shoes, because you won't see the soldier no more.“
So, oder so ähnlich, wird es wohl sein. In jedem Fall ist die geschmückte Kastanie kein Einzelfall. Das bestätigt auch ein Leser im Internet: „In Würzburg, in der Veitshöchheimer Straße, der ehemaligen Emery-Kaserne, hängen ebenfalls Stiefel in den Bäumen. Und zwar schon lange bevor die US-Soldaten aus der Kaserne ausgezogen sind.“ Warum, dürfte mit den Aussagen der Kenner der Szene jetzt geklärt sein.