Auf großes Interesse stieß die Lesung in der Kitzinger Rathaushalle am Samstagabend. Ein sichtliches Anliegen sind den Kitzingern ihre Heimatdichter Alfred Buchner und Hanns Rupp, zu deren Jubiläum die Stadtheimatpflege und das Frankenstudio Sickershausen eingeladen hatten. Über viele junge Gesichter freute sich Stadtheimatpfleger Dr. Harald Knobling. Gemeinsam mit Rudi Krauß, Leiter des Frankenstudios, moderierte er den Abend.
Sphärische Klänge auf dem Marimbaphon ertönen zur Begrüßung, gespielt von Maximilian Mertens, Sieger des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“.
Kulturelles Leben der Stadt geprägt
Alfred Buchner, vor 150 Jahren in Kitzingen geboren und Hanns Rupp, geboren vor 120 Jahren, prägten lange Zeit das kulturelle Leben in der Stadt. Nicht nur mit ihrem literarischen Werk, mit Texten, Prosa und Lyrik, sondern Alfred Buchner auch mit Karikaturen. Sie zeichneten sich aus durch Witz, Humor, Intellekt und Sprachgewalt, führt Knobling in den Abend ein. „Wir wollen heute an sie erinnern und lebendig werden lassen.“
Anschaulich hatte Schirmherrin Dr. Monika Fritz-Scheuplein vom Unterfränkischen Dialektinstitut der Universität Würzburg die Dialekträume in Deutschland und hier besonders in Unterfranken dargestellt. Demnach liegt Kitzingen im Oberdeutschen beziehungsweise Unterostfränkischen Sprachgebiet.
Als die Mundart noch lebendig war
Ein auflockerndes erstes Gedicht von Hanns Rupp, vorgetragen in Original-Mundart von Karin Böhm: „Die wunnerschöne Bauernspraach“. Zurückversetzt in die Zeit, als die Mundart in Kitzingen noch lebendig war.
Harald Knobling erzählt aus Alfred Buchners Leben, dessen Begabung sich schon früh zeigte, allerdings vom Stiefvater unterdrückt wurde. Die Mutter war's, die die musische Art des Sohnes unterstützte. Buchners jüngere Schwester Bertha Kaiser ist eine berühmte Malerin geworden. Viele der ausgestellten Zeichnungen und Schriften von Buchner stammen aus der ehemaligen Weinstube Neser und befinden sich heute im Stadtmuseum.
Erfolgreicher Kaufmann
Dieter Luthardt, ehemals Kollege am Armin-Knab-Gymnasium, liest auf hochdeutsch aus seinen Werken. Alfred Buchner war ein erfolgreicher und angesehener Kaufmann, zum Kommerzienrat befördert, der die Gesellschaft liebte. 1942 starb er in Kitzingen.
Passend zu den heiteren Gedichten und Geschichten um den Wein und die Liebe klingt das Marimbaphon beschwingt dazwischen.
Fränkisch-fröhliche Gedichte
Hanns Rupp, geboren 1898 im Mühlberggebiet, ist der zweite Teil des literarischen Abends gewidmet. Er hat ein umfangreiches Werk hinterlassen: 40 Bücher und über 200 Mundart-Gedichte, die auch eine Fundgrube für Musiker waren. 170 Vertonungen sind allein in Kitzingen bekannt. „Lebensfroh-emsig und lach-lustig gestalte ich in meinen Schriften“, wird Rupp zitiert. Aus dem Buch „Ein Säcklein Betthupferl“ von 1959 liest Luthardt aus einer Fülle von Märchen die Geschichte vom „Guten Hasen Löffelohr.“ In Mundart rezitiert Karin Böhm aus seinen fränkisch-fröhlichen Gedichten.
Anders seine Kriegserlebnisse, die er sich romanhaft von der Seele schrieb. Aus „Wettlauf mit dem Tode“ trägt Dieter Luthardt teilweise drastische Schilderungen vor und weist gleichzeitig auf den literarischen Wert dieses Buches hin. Das besondere sei die Objektivität und die Neutralität. Der Roman frage nicht nach Verantwortlichen.
Einfühlsame, zarte Marimba-Töne.
Den Landsleuten gewidmet
Rudi Krauß fährt fort: Trotz aller Erfolge zieht es den Lehrer in die Ferne. Erst nach 30 Jahren kehrt er aus dem Schwäbischen zurück in die Heimat. Das Gedicht „Derhem!“ von 1965 ist seinen Landsleuten gewidmet. Am 1. August 1971 ist Hanns Rupp in Mainstockheim gestorben.
Mitinitiator und Verleger Gerd Högner kannte Hanns Rupp noch persönlich und hat einige seiner Schriften veröffentlicht.