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GEMÜNDEN: 100 000 Menschen leben in Käfigen

GEMÜNDEN

100 000 Menschen leben in Käfigen

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    Leben im Käfig: Das Bild zeigt Cage People in Hongkong. Der Gemündener Esperanza-Verein unterstützt den Kampf für bessere Wohnverhältnisse.
    Leben im Käfig: Das Bild zeigt Cage People in Hongkong. Der Gemündener Esperanza-Verein unterstützt den Kampf für bessere Wohnverhältnisse. Foto: Foto: MISEREOR

    In Hongkong leben über 100 000 Menschen in Käfigen, die oft nicht größer sind als zwei Quadratmeter. Ein Zuhause, das Individualität ermöglicht oder auch nur Privatsphäre bietet, sind diese Käfige nicht. Der Eine-Welt-Verein Esperanza unterstützte über das Hilfswerk Misereor eine Organisation, die sich um die Belange dieser „Käfigmenschen“ kümmert, mit insgesamt 2000 Euro.

    In kaum einer Stadt sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich, zwischen Gewinnern und Verlierern so krass und auf so engem Raum sichtbar wie in Hongkong, heißt es in der Mitteilung des Vereins. Während die Superreichen den Luxus genießen, leben 1,3 Millionen Einwohner der Metropole unter der Armutsgrenze. Viele können sich trotz fester Arbeitsstelle nicht einmal eine Einzimmerwohnung leisten. Besonders dramatisch ist die Situation der „Cage People“, die in winzigen Drahtverschlägen hausen.

    „Es sind oft alte und alleinstehende Leute, die so wohnen, meist schon Jahrzehnte lang. Aber auch für arme Arbeiter bleiben die Käfige die einzige Alternative. Günstige Wohnungen außerhalb der Stadt kommen wegen der Fahrtkosten zum Arbeitsplatz nicht infrage, und in Hongkongs Zentrum kostet eine Einzimmerwohnung umgerechnet über 1000 Euro“, fasst Elisabeth Strohscheidt von Misereor das Dilemma der Armen in Hongkong zusammen.

    In dieser Not haben clevere Haus- und Wohnungsbesitzer einen lukrativen Markt erkannt. Sie bestücken Wohnungen, die sonst eine einzelne Familie beherbergen würde, mit der größtmöglichen Zahl an Käfigen und vermieten sie überteuert an die, die sich nichts anderes leisten können.

    „Ich arbeite in einer Kleiderfabrik und verdiene so wenig, dass ich die Miete für eine normale Wohnung niemals bezahlen könnte. Wenn ich die 150 Dollar Monatsmiete für meinen Käfig bezahlt habe, bleibt mir gerade noch genug zum Leben“, erzählt Yong Jinbao. Er wohnt in Tai Kok Tsui, einem heruntergekommenen Stadtteil Hongkongs, entstanden während der 1950er-Jahre, als ein unübersehbarer Flüchtlingsstrom aus Festlandchina die britische Kronkolonie überschwemmte. In der fünften Etage eines schäbigen Hochhauses bietet sich ein beklemmendes Bild: An den Wänden der Zimmer stehen, anstelle von Möbeln, rund 100 Drahtkäfige, dicht an dicht und doppelstöckig übereinandergestapelt.

    In Yongs Käfig liegt eine schmale Matratze, an den Gitterstäben hängen eine Zahnbürste, zwei Blechdosen und einige Kleidungsstücke. Die Käfige der Nachbarn sind ähnlich eingerichtet. Auf der Etage gibt es insgesamt drei Toiletten und zwei Duschen – für über 100 Bewohner. „Die meisten, die hier wohnen, haben kaum Freunde und Verwandte oder schämen sich, in Kontakt mit ihnen zu bleiben. Wenn du im Käfig lebst, bist du als Verlierer abgestempelt. Viele haben nicht mal das Selbstbewusstsein, die Behörden um Hilfe zu bitten“, erzählt Yong.

    Misereor und die Partnerorganisation SoCo (Society for Community Organization) setzen sich seit über 20 Jahren für die „Käfigmenschen“ ein. SoCo bietet den Cage People rechtlichen Beistand, soziale und psychologische Betreuung. Langfristiges Ziel ist es, den Gouverneur von Hongkong davon zu überzeugen, dass die Käfige abgeschafft und andere Wohnlösungen auch für arme Menschen bereitgestellt werden müssen.

    SoCo und Misereor sammeln Unterschriften, die dieses Ziel unterstützen. Aufgrund dieser Lobbyarbeit setzen sich mittlerweile sogar die Vereinten Nationen für eine Verbesserung der Wohnverhältnisse in Hongkong ein, schreibt Esperanz in der Pressemitteilung.

    Auch Yong hat eine SoCO-Mitarbeiterin klargemacht, dass jeder das Recht auf eine menschenwürdige Wohnung hat. Mit ihrer Hilfe hat Yong eine Sozialwohnung der städtischen Verwaltung beantragt. Die Warteliste ist zwar lang, doch mit ein wenig Glück kann der Fabrikarbeiter in einem oder zwei Jahren in eine bezahlbare Wohnung umziehen – und seinen Käfig für immer verlassen.

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