„Von Ochsen, Hirschen, Schwan und Adler“ – Geschichte der Gasthäuser in Karlstadt“ lautet das Motto der Sonderausstellung die im Stadtgeschichte-Museum in Karlstadt eröffnet wurde. Rund 150 Jahre Karlstadter Gasthausgeschichte zeigt der Historische Verein bis Ende Oktober.
Vorsitzender Wolfgang Merklein begrüßte im Foyer des Museums Vereinsmitglieder, Stadt- und Kreisräte, Sponsoren und Leihgeber sowie Gastwirte.
Mit Hilfe des Karlstadter Stadtarchivs und aufbauend auf die Recherchen von Franz Schwarz, Werner Zapotetzky und Peter Wehner vollzog Kreisheimatpfleger Georg Büttner für einem Zeitraum von etwa 150 Jahren die Geschichte von rund 70 Gasthäusern, Hotels, Kaffeewirtschaften, Eisdielen, Ausflugsgaststätten und Imbisslokalen in Karlstadt nach. Vorgestellt mit Bild und Text werden in der Sonderausstellung über 30 Betriebe – bestehende und längst aufgegebene.
So findet der Besucher das Hotel „Schwarzer Adler“ am Marktplatz und das „Weißes Lamm“ in der Alten Bahnhofstraße ebenso wie die Gasthöfe „Goldener Ochsen“ oder „Zum Schwanen“. Erinnert wird an das Ausflugslokal „Waldesruh“ in der Nähe des Schützenhauses, bekannt bei den Karschtern als „Durscht“.
Leihgaben von Bürgern
Georg Büttner und seine Mitarbeiter vom Museumsarbeitskreis Alfred Dill und Franz Knoth haben mit privaten Leihgebern aus Eußenheim, Marktheidenfeld, Wernfeld und Karlstadt, aber auch vom Fuhrmanns- und Schneidermuseum Frammersbach, dem Schlossmuseum Rimpar und dem Spessartmuseum Lohr eine umfangreiche Schau zur Gaststättenkultur erstellt.
Die Schau zeigt eine Vielzahl von Gegenständen zum Thema Gasthaus und Café: Anzeigen, Ansichtskarten und Fotos, Gästebücher, Speisekarten und Preistafeln, Bierkrüge mit Zinndeckel und Porzellanmalerei, Wein- und Schnapsgläser, Likörflaschen, Geschirr und Besteck, Biermarken der Karlstadter Brauereien sowie ein originaler Filter für eine Kaffeetasse vom Café mit Weinstube Ludwina Schmitt. Außerdem eine Theke, darauf ein Schränkchen für Zigarren und Schnupftabak und Knabbereien. Ein Erdnussspender diente mit Zehn-Pfennig-Einwurf der Selbstbedienung.
Für Unterhaltung sorgte das Kartenspiel ebenso wie die Holzkegel der Gambacher Kegelbahn. Eine Art Musikautomat stellt der Plattenspieler Marke „Telefunken“ dar, den die Familie Hofmann aus Wernfeld zur Ausstellung beisteuerte.
Der körperlichen Hygiene diente ein Waschtisch mit „Waschlavoir“ (Porzellanschüssel und Wasserkanne), das in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts standardmäßig zur Grundausrüstung der Beherbergungsbetriebe gehörte.
Die verschiedenen Gaststätten waren bestrebt, als Vereinslokal vielen Vereinen und Verbänden Unterkunft zu bieten, denn sie waren sichere Einnahmequellen. Die in der Ausstellung gezeigten Trinkhörner, Vereinswimpel, Stammtischkrüge und ein „Ballotage-Kästchen“ mit weißen und schwarzen Kugeln zur Abstimmung über die Aufnahme neuer Mitglieder verweisen auf Vereine wie die Feuerwehr, die ihr Domizil seit über 120 Jahren im gleichen Gasthaus haben.
Der französische Ausdruck „Restaurant“ aus dem späten 19. Jahrhundert gesellte sich zu den im späten Mittelalter entstanden Namen Wirtshaus, Gasthaus oder Gasthof, im Gewerberecht von 1871 einheitlich geführt als Gastwirtschaft und dem heute gebräuchlichen Namen Gaststätte.
Die „Schildwirtshäuser“ mit Übernachtungsmöglichkeiten waren die Vorläufer der modernen Gasthöfe und Hotels. Rasch und günstig gespeist wurde vor allem in Garküchen, die häufig von Metzgern betrieben wurden. Noch wurden Bier und Wein nicht im selben Gasthaus getrunken, es gab eigene Bier- und Weingasthäuser. Vor allem in Franken waren Letztere häufig an einen Bäckereibetrieb angeschlossen. In Karlstadt war dies das „Weiße Lamm“ der Familie Röhm.
Als das älteste Gasthaus in Karlstadt gilt die „Judenschul“ aus der Zeit um 1440, der spätere „Gasthof Post“, heute Restaurant „Zeitlos“. Das älteste durchgehend in Familienbesitz befindliche Gasthaus in Karlstadt ist der „Würzburger Hof“, von der Familie Schimmer-Frank seit 1871 in der nunmehr fünften Generation geführt.
Das Stadtgeschichte-Museum hat bis 31. Oktober geöffnet, montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 17.30 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr und an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr. Für Berufstätige bzw. für Stammtische und sonstige Gruppen werden jeweils am zweiten und vierten Mittwoch im Monat ab 19 Uhr Sonderöffnungen angeboten. Anmeldungen für Gruppenführungen unter Tel. (0 93 53) 9066 88.