Das Tüfteln, Schrauben und Reparieren an Mopeds, Rollern und Fahrrädern ist Leo Hussleins Lieblingsbeschäftigung. Seit seiner Pensionierung kommt der gelernte Automechaniker, der einst bei der Lufthansa in Frankfurt Flugzeuge repariert hat, diesem Hobby mit ganz besonderer Leidenschaft nach. Zum vierten Mal in Folge konnte der Schwebenrieder 16 Fahrräder mit einem Übersee-Container zu einer Missionsstation der Hünfelder Oblatenmissionare schicken.
Leo Hußlein pflegt seit vielen Jahren Kontakt zu Herbert Weichold vom Rotary-Club Schweinfurt. Die Rotarier unterstützen die Missionsstationen der Ordensgemeinschaft der "Hünfelder Oblaten" in Haiti und Namibia regelmäßig mit Spendengeldern. Über Weichold wurde der Bastler auf die Dramatik in Haiti aufmerksam.
Hurrikan "Matthew"
Haiti liegt in der Wirbelsturmschneise der Karibik. Fast jedes Jahr wird der Inselstaat von Überschwemmungen, Erdrutschen und dem damit verbundenen Abtrag von fruchtbarem Boden heimgesucht. Ernten werden vernichtet und viele Menschen verlieren innerhalb kürzester Zeit ihr Dach über dem Kopf und alles, was sie sich in der Landwirtschaft und im Handwerk jahrzehntelang aufgebaut haben. Im Oktober 2016 traf der Wirbelsturm "Matthew" Haiti mit Windgeschwindigkeiten um 230 Stundenkilometern und richtete verheerende Schäden an. Der Hurrikan folgte dem katastrophalen Erdbeben von 2010.
Logistisch unterstützt wird Leo Husslein beim Versand der Fahrräder durch den Rotary Club Schweinfurt. Die Kosten für notwendige Ersatzteile und die Reparatur trägt er selbst.
Während einer privaten Namibia-Reise erkannte Husslein, dass ein Problem im Land die großen Strecken sind, die von den Einwohnern meist zu Fuß bewältigt werden müssen. Beim Hobbybastler entwickelte sich der Gedanke, dass Fahrräder eine Hilfe sein könnten. Im Freundeskreis hörte er sich nach ausgedienten, aber noch funktionstüchtigen Rädern um und begann mit der Überprüfung der Fahrtüchtigkeit und notwendiger Reparaturen.

Völlig neue Mobilität
„Zwischenzeitlich hat sich mein Engagement herumgesprochen und ich bekomme sogar ungefragt viele hochwertige und intakte Fahrräder, die ich weitergeben kann“, so der Hobbymechaniker. "In Gegenden ohne Verkehrsinfrastruktur verhilft ein Fahrrad den Menschen zu einer völlig neuen Mobilität", weiß Leo Husslein aus eigenem Erleben. "Wo kein Bus fährt, können Schüler mit dem Fahrrad den Weg zu den Missionsschulen bewältigen und für Erwachsene ist es wichtig, im Notfall die Krankenpflegestation schneller zu erreichen. Die dortigen Krankenpfleger benutzen Fahrräder, um die abgelegene Dörfer zu erreichen und Kleinbauern transportieren auf dem Gepäckträger ihre Ernte zum Markt. Die drei Vorgängeraktionen gingen an die Missionsstation in Namibia. Von dort kamen freudige Dankesschreiben.
Sechsmonatiger Transport
Es wird fast ein halbes Jahr dauern, bis die Containerfracht von Rotterdam aus in Haiti angekommen ist. Dort wird die Ladung von den Missionsmitarbeitern abgeholt und in der Missionsstation an die Bedürftigen weitergegeben.
Der Container ist nicht nur mit Fahrrädern bestückt. Auch die Missionsprokur der "Hünfelder Oblaten", die ihren Sitz in Borken hat, fügt Hilfsgüter dazu. Leo Hussleins Partnerin, Helmtrud Rudloff, hat in Schwebenried gesammelt und zahlreiche Kleider- und Spielzeugspenden zusammengetragen. Finanziert wird der Containertransport vom Rotary-Club Schweinfurt.