Mit 14 Konten und einem Einlagenstand von 1715 Gulden fing im Jahre 1842 alles an. Seither erlebte die Sparkasse im Raum Lohr einen enormen Aufschwung. Heute, 175 Jahre später, ist die ehemalige Lohrer Sparkasse Bestandteil der Sparkasse Mainfranken. Diese zählt knapp 1700 Mitarbeiter, über 772 000 Kundenkonten und ein Einlagenvolumen von 6,7 Milliarden Euro.
Doch neben den nackten Zahlen und der Struktur der Sparkasse hat sich über 175 Jahre hinweg weit mehr verändert. Das Bankenwesen erlebte gleich mehrere Revolutionen. Kein Mensch hat vor 175 Jahren an Onlinebanking oder Geldautomaten gedacht.
Und schon stehen die nächsten Neuerungen bevor. Schon länger gibt es Überlegungen und Initiativen zu einer bargeldlosen Gesellschaft. Carolin Riedmann und Stefan Hebig von der Kommunikationsabteilung der Sparkasse kündigen im Gespräch mit der Redaktion noch für dieses Jahr Pilotversuche zum „kontaktlosen Zahlen“ an.
Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, beispielsweise an der Supermarktkasse nicht mehr den Geldbeutel zücken zu müssen. Stattdessen wird der zu zahlende Betrag quasi im Vorübergehen automatisch via Chip in der Bankkarte vom Konto abgebucht. Spätestens in drei Jahren seien die Bankkarten aller Sparkassenkunden für die neue Technik gewappnet. Danach sei es Sache der Händler, diese Bezahlmöglichkeit anzubieten. Als ein weiteres Thema der Zukunft nennt Hebig das Zahlen via Smartphone-App.
Während all die neue Technik für den Kunden das Bezahlen vereinfachen soll, erhöhe die komplexer werdende Bankenwelt die Anforderungen an die Beratung, so Hebig. Kunden erwarteten von ihrer Bank nicht nur ein schönes Ambiente, sondern „die volle Kompetenz“. Dies schlage sich zunehmend in der Ausgestaltung des Filialnetzes nieder, das einerseits aus großen zentralen Einheiten mit umfassendem Angebot und andererseits aus automatisierten Kleinfilialen bestehen werde.
Einzahlen nur sonntags
Über all diese Dinge musste sich 1841, im Gründungsjahr der Lohrer Sparkasse, niemand den Kopf zerbrechen. Einzahlungen konnten nur sonntags zwischen 10 und 12 sowie 13 und 16 Uhr getätigt werden. Zurückzahlungen waren gar nur an einem einzigen Sonntag im Quartal vorgesehen. Vom in den ersten Statuten festgeschriebenen Zinssatz in Höhe von 3,5 Prozent können heutige Sparer zumeist nur träumen.
Dass in jedem Landgerichtsbezirk eine Sparkasse zu gründen sei, wurde im letzten Regierungsjahr von König Maximilan I. festgelegt. Die Sparkassen dienten zunächst explizit dazu, unteren Bevölkerungsschichten das Sparen zu ermöglichen. Es gehe darum, Dienstboten, Tagelöhnern, Handwerksgesellen, Lehrjungen und Kindern die Möglichkeit zu geben, ihr Geld sicher und gegen Zinsen anzulegen, hieß es in den Statuten der Lohrer Sparkasse. Diese stand zunächst unter der Kontrolle der Stadtverwaltung. Vorstand war ein Mitglied des Magistrats.
Wie aus der von Carolin Riedmann zum Jubiläum zusammengestellten Chronik hervorgeht, umfassten die Einlagen der Lohrer Sparkasse im Jahr 1905 bereits über 1,4 Millionen Mark. Es folgten turbulente Jahrzehnte, geprägt von Inflation und Kriegswirren. 1919 führte die Sparkasse den Scheck- und Überweisungsverkehr ein. Durch den Ausbau der Dienstleistungen wuchs der Platzbedarf. Deshalb folgte 1935 der Umzug ins Erdgeschoss des Rathauses, wo die Sparkasse bis 1959 untergebracht war.
Ab 1936 stand neben der Stadt Lohr auch der Bezirk und spätere Kreis Lohr als Gewährträger hinter der Sparkasse. Sie bildeten zusammen den „Zweckverband Stadt- und Kreissparkasse Lohr am Main“. 1953 ließ sich die Sparkasse etwas einfallen, um nach Währungsreform und Nachkriegsjahren den Spargedanken wieder populärer zu machen: das PS-Gewinnsparen, eine Synthese aus Glücksspiel und Sparen. 1958 folgte der nächste große Entwicklungssprung. Am Lohrer Marktplatz entstand der Sparkassenneubau. Der Aufwärtstrend ging weiter. 1963 registrierte die Lohrer Sparkasse ihr 25 000. Konto.
1978 dann eine dunkle Stunde. Am 26. Juni zerstörte eine Gasexplosion Teile der Altstadt. Ein Mensch starb. Auch das Gebäude der Sparkasse wurde schwer getroffen. Sämtliche Fensterscheiben gingen zu Bruch. Die Decke der Schalterhalle stürzte ein. Jedoch: Sparkassenmitarbeiter und Handwerker schafften es in einem Gewaltakt, dass die Geschäftsräume innerhalb von zwei Tagen vom Schutt befreit waren. Bereits drei Tage nach der Explosion nahm die Bank den Betrieb wieder auf.
Von 1982 bis 1985 baute die Sparkasse ihren Stammsitz am Marktplatz während des laufenden Betriebs um, modernisierte und erweiterte. Damals zählte die Lohrer Bank 90 Mitarbeiter. Fast zeitgleich mit Inbetriebnahme der neuen Schalterhalle wurde im Foyer der erste Geldautomat im Landkreis installiert.
Vernunftehe mit 150
Ihr 145-jähriges Bestehen nahm die Lohrer Sparkasse 1987 zum Anlass, eine Stiftung mit einem Grundkapital von 500 000 Euro zu gründen und so ihre Gemeinnützigkeit zu betonen. Es war damals nach Würzburg erst die zweite Stiftung dieser Art in Unterfranken. 1992, im Jahr des 150-jährigen Bestehens, endete die Selbstständigkeit der Stadt- und Kreissparkasse Lohr. Am 1. Juli fusionierte sie mit der Kreissparkasse Main-Spessart zur Sparkasse Main-Spessart. „Keine Liebes-, aber eine Vernunftehe“, wie Sparkassenpräsident Neubauer damals sagte.
1997 folgte der nächste Umbau der Schalterhalle, 2000 die nächste Fusion. Diesmal entstand aus der Sparkasse Main-Spessart, der Städtischen Sparkasse Würzburg sowie den Kreissparkassen Würzburg und Kitzingen die Sparkasse Mainfranken, zum Zeitpunkt der Fusion die viertgrößte Sparkasse Bayerns. 2012 der vorläufig letzte sichtbare Akt im steten Wandel der Sparkasse: Nach gut einjähriger Generalsanierung eröffnete die Geschäftsstelle am Lohrer Marktplatz – begleitet von einigen Diskussionen um die Gestaltung.
Etwa ein halbes Jahr später dann ein Schreckmoment: Im frisch sanierten Bau brach ein Feuer aus, das auf das Dach übergriff. Ein Großeinsatz der Feuerwehr war die Folge. Indes: Die Lohrer Sparkasse überstand auch diesen Moment.
Sparkasse in Lohr 36 Mitarbeiter zählt die Sparkasse aktuell in Lohr. Im Stadtgebiet gibt es Filialen am Marktplatz sowie in Sendelbach, Lindig und Wombach. Seit 2000 sind sie alle mit der Kreissparkasse Main-Spessart Bestandteil der Sparkasse Mainfranken. Diese zählt gut 770 000 Konten und Kundeneinlagen von rund 6.7 Milliarden Euro. Die Sparkasse Mainfranken beschäftigte zum 31.12.2016 insgesamt 1693 Mitarbeiter, darunter 147 Auszubildende. In Main-Spessart arbeiten 230 Menschen bei der Sparkasse. Hier hat die Bank aktuell 37 Geschäftsstellen; im ehemaligen Geschäftsgebiet der Sparkasse Lohr insgesamt sieben Geschäftsstellen mit 24 Mitarbeitern. Für Main-Spessart ist Peter Schmitt Gebietsdirektor der Sparkasse. Sein Stellvertreter ist Benedikt Schwab, der gleichzeitig die Lohrer Geschäftsstelle leitet.